Unabhängige Vermögensverwalter in der Schweiz können neuerdings selber Fonds auflegen, um eine bestimmte Anlagestrategie zu verfolgen. Das biete enorme Chancen, sagt Dominik Rutishauser, Geschäftsführer der LLB Swiss Investment zu finews.tv.

Das Verwalten von Fonds war bisher den Asset-Management-Firmen vorbehalten. Mit dem 2020 in Kraft getretenen Finanzinstitutsgesetzt, kurz Finig genannt, können neuerdings auch unabhängige Vermögensverwalter direkt einen Fonds verwalten.

Als erstes Unternehmen hat im vergangenen Oktober die Lausanner Firma Finanzlab eine entsprechende Bewilligung von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) in Anspruch genommen und zusammen mit der LLB Swiss Investment einen Fonds aufgelegt.

Noch wenig bekannt

Erstaunlicherweise sei diese Möglichkeit in der Branche noch wenig bekannt, sagt Dominik Rutishauser, Geschäftsführer der LLB Swiss Investment, im Interview mit finews.tv und hofft, dass in Zukunft weitere unabhängige Vermögensverwalter von dieser Möglichkeit Gebrauch machen, zumal diese Berufsgruppe eine relevante Grösse für das Fondsgeschäft sei.

Bereits ist die LLB Swiss Investment mit einem weiteren unabhängigen Vermögensverwalter aus der Schweizer Aquila-Gruppe daran, einen Fonds zu lancieren. Für Rutishauser gibt es gute Gründe, ein eigenes Anlageinstrument aufzulegen.

Kein Zusatzaufwand

Unabhängige Vermögensverwalter könnten damit eine spezifische Investmentstrategie verfolgen, um beispielsweise institutionelle Gelder anzuziehen; ausserdem lasse sich ein Fonds als Anlagebaustein zur operativen Optimierung einsetzen, ohne dabei auf verschiedene Depotbanken zurückgreifen zu müssen. «So bleibt für die unabhängigen Vermögensverwalter mehr Zeit für die Kundenbetreuung», erklärt der LLB-Swiss-Investment-Chef.

Die Voraussetzungen für das Auflegen eines Fonds sind erstaunlich einfach, zumal jeder unabhängige Vermögensverwalter mit der künftig erforderlichen Finma-Lizenz dieses Privileg automatisch erhält. «Es ist kein Zusatzaufwand nötig», betont Rutishauser. Die Finma prüfe lediglich, ob der unabhängige Vermögensverwalter über die nötige Anlage-Expertise verfüge, was grundsätzlich der Fall sei.

Obergrenze 100 Millionen Franken

Zwei Punkte gilt es, trotzdem zu beachten: Unabhängige Vermögensverwalter können Fonds nur bis zu einem Volumen von 100 Millionen Franken betreuen. Über diese Marke hinaus sei eine Asset-Management-Lizenz erforderlich, so Rutishauser. Ausserdem können unabhängige Vermögensvermögens-Verwalter nur qualifizierte, sprich professionelle Anlegerinnen und Anleger bedienen und keine Retailkunden.

Die LLB Swiss Investment blickt auf eine gut 25-jährige Erfahrung zurück und wurde vor drei Jahren von der Liechtensteinischen Landesbank (LLB) übernommen. Seither ist sie mit einem Fondsvermögen von rund 40 Milliarden Franken im gesamten deutschsprachigen Raum tätig.

Klare Ambitionen

«Mit dem ersten Fonds eines unabhängigen Vermögensverwalters haben wir eine Duftmarke gesetzt», sagt Rutishauser und will im kommenden Jahr weitere unabhängige Vermögensverwalter zu finden, die eine entsprechende Begleitung suchen.

«Es wäre vermessen, mit allen rund 2'000 unabhängigen Vermögensverwaltern in der Schweiz sprechen zu wollen. Aber wir haben die Ambition, jene auszuspüren, die eine Fondsverwaltung wünschen», skizziert Rutishauser seine Pläne für 2022.

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