In Sri Lanka werden Präsident und Regierungschef aus dem Amt gejagt. Das Land ist bankrott und Importe, gleich ob Energie, Medizin oder Lebensmittel, sind für die Bürger unbezahlbar geworden. Ist das nur eines der ersten Entwicklungs- und Schwellenländer, in dem die Schuldenkrise mit voller Härte durchschlägt?

Die Staatsschulden vieler Länder der sogenannten «Emerging Markets» sind in den vergangenen Jahren auf beunruhigende Höhe angeschwollen. Am G20-Gipfel in Indonesien in der vergangenen Woche hatte die geschäftsführende Direktorin des IWF, Kristalina Georgieva (Bild unten) die grossen Gläubigerländer dazu aufgerufen, den geplanten Schuldenerlass für eine wachsende Zahl hoch verschuldeter Länder zu beschleunigen. Adressat ihrer Warnung war dabei insbesondere China, das als einer der grössten Geldgeber für asiatische, südamerikanische und afrikanische Länder gilt.

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(Bild: World Bank)

Verzögerungen beim Schuldenerlass könnten eine schädliche Abwärtsspirale in Gang setzen, warnte Georgieva laut einem Bericht von «Reuters». Es sei von entscheidender Bedeutung, den weitgehend ins Stocken geratenen vereinbarten Prozess wieder in Gang zu bringen. Die G20 und der Pariser Club hatten im Oktober 2020 einen gemeinsamen Rahmen vereinbart, wie mit den Schulden umgegangen werden soll, was jedoch bisher kein einziges Ergebnis gebracht habe.

«Das ist ein Thema, bei dem wir uns nicht selbstzufrieden zurücklehnen dürfen», sagte sie in einem Interview in der vergangenen Woche. «Wenn das Vertrauen so weit untergraben wird, dass es zu einer Abwärtsspirale kommt, weiss man nicht, wo das enden wird.»

Fast ein Drittel der Schwellenländer und ein doppelt so hoher Anteil der Länder mit niedrigem Einkommen seien in einen Schuldennotstand geraten. Die Situation würde dadurch verschlimmert, dass die Industrieländer die Zinssätze erhöhen.

Die Kapitalabflüsse aus den Schwellenländern hielten an, und fast jedes dritte dieser Länder habe jetzt Zinssätze von 10 Prozent oder mehr, sagte Georgieva. Mehr Länder, darunter Sri Lanka und Malawi, hätten den Fonds bereits um Hilfe gebeten und andere würden wahrscheinlich folgen.

Druck ist hoch

«Der Druck, etwas zu unternehmen, ist sehr hoch», sagte sie und wies darauf hin, dass der Krieg in der Ukraine die Krise der Schwellen- und Entwicklungsländer durch die Pandemie noch verschärft habe.

Der gemeinsame Rahmenprozess der G20 steht wegen seiner nur schleppenden Fortschritte in der Kritik. Das werde vor allem auf das Zögern Chinas zurückgeführt, des grössten staatlichen Gläubigers der Welt, sowie auf die Haltung der Gläubiger aus dem Privatsektor.

Es sei dringend notwendig, sich auf einen Schuldenerlass für Sambia, den Tschad und Äthiopien zu einigen, sagte die IWF-Chefin. Deren Gläubigerausschüsse kommen in diesem Monat zusammen.

China soll sich bewegen

China forderte sie auf, sich besser mit seinen zahlreichen Kreditgebern abzustimmen und warnte, dass Peking «zuerst dramatische Verluste» erleiden würde, wenn sich die derzeitigen Schuldenprobleme zu einer ausgewachsenen Krise ausweiten würden. Ermutigend sei, dass die Volksrepublik bereit sei, im Sambia-Ausschuss den Co-Vorsitz zu übernehmen.

«Meine Botschaft an alle lautet, dass wir aufhören sollten, mit dem Finger auf andere zu zeigen», sagte sie. «Es gibt etwas zu tun.»

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