Der Erhalt einer Finma-Lizenz sei für unabhängige Vermögensverwalter nur ein erster Schritt in einem längeren Regulierungsprozess, sagt Claudio Pedrett von Crossinvest Zürich im Interview mit finews.tv. Insofern stünden der Branche noch einige weitere Herausforderungen bevor.

Der Tessiner Vermögensverwalter Crossinvest will seine Präsenz in Zürich ausbauen. Zu diesem Zweck hat er nicht nur kürzlich neue Büros bezogen, sondern er sucht nun auch intensiv nach Kundenberaterinnen und -beratern, die sich beruflich neu orientieren und ausserhalb der Banken unternehmerisch agieren wollen.

«Dafür bieten wir ideale Voraussetzungen», sagt Claudio Pedrett, CEO von Crossinvest Zürich, im Interview mit finews.tv. Im Gegensatz zu anderen, eher jüngeren Firmen sei Crossinvest mit dem neuen regulatorischen Umfeld seit Jahren bestens vertraut. «Wir wissen, wie die Prozesse funktionieren. Sie sind praxiserprobt, so dass wir bestens aufgestellt sind, um uns den zukünftigen Herausforderungen zu stellen», so Pedrett weiter.

Crossinvest wurde 1985 in Lugano gegründet und ist bereits seit 2007 von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) reguliert; 2017 expandierte das Unternehmen nach Locarno sowie vor zwei Jahren nach Zürich. «Das war ein logischer Schritt, um mit den Vorteilen dieses internationalen Finanzplatzes neue Märkte und Kundendomizile zu erschliessen», sagt Pedrett.

Aufteilung des Arbeitspensums

Insgesamt beschäftigt Crossinvest etwas mehr als 80 Personen und verwaltet rund 3 Milliarden Franken von ungefähr 1'000 Privatkunden. Neben der lokalen Klientel im Tessin betreut das Unternehmen von Lugano aus vor allem italienische, spanische und französische Kunden, während es in Locarno eher deutsche und Deutschschweizer Kunden sind. In Zürich waren es bisher hiesige Kunden sowie aus den angrenzenden Ländern.

Aufgrund der inzwischen sehr guten Zugsverbindungen zwischen der Deutschschweiz und Lugano besteht für künftige Kundenberaterinnen und -berater von Crossinvest die Möglichkeit, ihr Arbeitspensum zwischen der Nord- und Südschweiz aufzuteilen, wie Pedrett im Gespräch unterstreicht.

Grosse Überraschung

Mit Blick auf die seit langem erwartete Konsolidierungswelle in der Branche der unabhängigen Vermögensverwalter sagt Pedrett: «Wir sind genauso wie viele andere Akteure überrascht, dass dieser Prozess doch viel langsamer vonstatten geht als es zu erwarten gewesen wäre. Insofern kommen nun sicherlich einige spannende Wochen und Monate auf die Branche zu.»

Ab nächstem Jahr benötigen alle unabhängigen Vermögensverwalter in der Schweiz eine Finma-Lizenz, um ihr Geschäft weiterzuführen. Pedrett betont in diesem Zusammenhang, dass der Erhalt der Bewilligung nur ein erster Schritt in einem länger dauernden Prozess sei. Ein zweiter, ebenso wichtiger Schritt werde erfolgen, wenn die Revisionen anstünden und überprüft werde, ob die Konformität auch tatsächlich gelebt und angewendet werde.

«Insofern denke ich, dass die Konsolidierung nicht auf einen Stichtag hin erfolgen, sondern über die nächsten zwei bis drei Jahre kontinuierlich fortschreiten wird», sagt Pedrett.

 

 

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