Die drohende Strommangel-Lage treibt auch Investoren um. Die UBS und Swiss Life haben bei Institutionellen Hunderte Millionen Franken für Schweizer Energie-Infrastruktur mobilisiert – doch gegenüber finews.ch warnt der verantwortliche Leiter Christoph Gisler vor zu viel Hoffnung auf schnelle Lösungen.

«Wir sind auf sehr hohes Interesse gestossen», berichtet Christoph Gisler (Bild unten) über den Zeichnungsprozess des neuesten Energie-Infrastruktur-Fonds, den die Fondssparten des Lebensversicherers Swiss Life und der Grossbank UBS gemeinsam auf den Weg gebracht haben.

Clean Energy Infrastructure Switzerland 3 (CEIS 3), wie das Vehikel heisst, steht dabei ausschliesslich institutionellen Anlegern wie Pensionskassen und Versicherern offen und hat bis zum ersten Zeichnungsschluss insgesamt 772 Millionen Franken an Kapitalzusagen erreicht, sagt der Leiter Infrastructure Equity bei Swiss Life Asset Managers zu finews.ch.

Alter Fonds in neue Auflage gerollt

Allein 357 Millionen Franken davon sind Neugeld. Das übrige Kapital ergibt sich aus dem Erstlings-Fonds CEIS 1, der nun mit seinem Inventar an Beteiligungen in das neue Produkt «gerollt» wurde. Wie Gisler berichtet, haben zahlreiche Investoren der ersten Stunde den Transfer in CEIS 3 mitgemacht. Insgesamt sind 38 Institutionelle mit von der Partie; darunter ein mit Holzheizwerk in Göschenen, mehrere Fernwärmeverbünde wie etwa jener in Andermatt im Kanton Uri, ein Kleinwasserkraftwerk-Portfolio oder Beteiligungen an mehreren Energieversorgern.

Gisler 500

(Bild: Swiss Life Asset Management)

Bei der Erstzeichnung hat der neue Fonds damit mehr Gelder eingesammelt als seine Vorgängerprodukte während ihrer ganzen Laufzeit. Das im CEIS 3 und dem weiterhin laufenden CEIS 2 verwalteten Vermögen erreicht nach Angaben von Swiss Life Asset Managers und UBS nun 1,2 Milliarden Franken. Damit rückt die Initiative der Grossbank und des Lebensversicherers näher an die Anlagestiftung CSA der Credit Suisse (CS) heran. Diese hat Pensionskassen-Gelder im Umfang von 1,7 Milliarden Franken unter anderem in Stauseen, die Stromnetzwerk-Gesellschaft Swissgrid und die Versorgerin Alpiq gesteckt.

Von Biomasse bis Ladestationen

Die gesteigerte Nachfrage kommt nicht von ungefähr. Die sich abzeichnende Mangellage im Winter, die gewaltigen Verwerfungen bei den Strompreisen und der Rettungsschirm des Bundes für den Versorger Axpo haben die Energiefrage in den Brennpunkt des öffentlichen Interesses genutzt. Zusätzlich unterstreicht die Energiestrategie 2050 des Bundesrats den längerfristigen Wandel hin zu erneuerbaren Energien. «Es wird jetzt erkannt, dass die Bedeutung der Energie-Infrastuktur für die Gesellschaft in der Schweiz hoch ist», stellt Gisler fest.

Der CEIS-3-Fonds, der von einer Managementgesellschaft verwaltet wird, die sich zu 51 Prozent in Besitz von Swiss Life Asset Managers befindet und dort vom ehemaligen Fontavis-Team geführt wird, ist in diesem Umfeld gut positioniert. Die Anlagelösung beteiligt sich an Unternehmen und Projekten aus den Bereichen Energieproduktion, etwa Biomasse, Wasserkraft, Solarthermie und Photovoltaik, sowie an Energie-Effizienz und Versorgungsinfrastruktur, die üblicherweise nicht börsennotiert sind.

Hinzu kommt das Thema Mobilität, etwa über Investments in Ladestationen. Die Anlagelösung wird das Kapital nun schrittweise bis mindestens ins Jahr 2027 investieren.

Leuchtturm-Status alleine reicht nicht

Kauft sich der neue Fonds nun auch in die Mammut-Projekte in den Schweizer Alpen ein, die in Orten wie Gondo, Grengiols, Scuol, im Vispertal oder in Tujetsch ganz Bergzüge mit Solarpanels zupflastern wollen?

Solche Projekte seien grundsätzlich zwar Teil ihres Anlageuniversums, sagt Gisler. Gleichzeitig relativiert das Geschäftsleitungs-Mitglied von Swiss Life Asset Managers: Die neue Anlagelösung werde in bereits existierende und marktfähige Anlagen investieren, jedoch nicht ausschliesslich in Bauprojekte. «Nur weil es sich um ein Leuchtturm-Projekt handelt, ist das für uns noch kein ausreichender Grund für ein Investment.»

6,8 Prozent Rendite

Noch lieber engagiere man sich bei kleineren Anlagen, die über mehrere Generationen hinweg entwickelt würden. Mit dieser Strategie sind die Fondsmanager bisher gut gefahren. Gisler zufolge erreichte das Vorgängerprodukt CEIS 1 eine jährliche Rendite von durchschnittlich 6,8 Prozent nach Kosten.

Gisler betont den langfristigen Horizont, wenn es um Energieinfrastruktur geht. «Kurzfristig lässt sich auf der Angebotsseite nicht viel erreichen», warnt er vor überzogenen Hoffnungen auf einen schnellen Ausweg aus der Stromlücke. Sinnbildlich dafür stehen könnte ein neues Holzheiz-Kraftwerk im Wallis, an dem sich die Fonds von Swiss Life Asset Managers und UBS beteiligt haben, und das bald ans Netz gehen soll. Dies allerdings erst im Frühling, wenn die Schrecken der Strommangel-Lage fürs Erste hoffentlich Geschichte sind.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.32%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.78%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.88%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.36%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.67%
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