Die neue Wettbewerbssituation ohne Credit Suisse müsse insbesondere im nationalen B2B-Bereich sorgfältig analysiert werden, sagte Julius-Bär-Chef Philipp Rickenbacher am Donnerstag in Basel. Allfällige neue Regelungen müssten sich auf die systemrelevanten Banken beschränken.

Natürlich habe die Übernahme der Credit Suisse (CS) durch die UBS weltweit hohe Wellen geschlagen, sagte Philipp Rickenbacher am Donnerstag am «Private Banking Day» im Gehry Auditorium (Novartis Campus) in Basel.

Doch die «kleine» Schweiz habe es aus eigener Kraft geschafft, einen «Lehman-Moment» abzuwenden. Die Ausweitung der (CS-)Turbulenzen zu einer internationalen Finanzkrise, die weltweit enorme Folgen für die Weltwirtschaft und die übrigen Staaten gehabt hätte, sei verhindert worden, betonte der CEO der Schweizer Bank Julius Bär und seines Zeichens auch Präsident der Vereinigung Schweizerischer Assetmanagement- und Vermögensverwaltungsbanken (VAV).

Stärkere Kommunikation im Ausland

Konfrontiert mit den schwerwiegenden Risiken eines drohenden Ausfalls einer global systemrelevanten Bank hätten die Schweizer Behörden richtigerweise schnell und entschlossen gehandelt. Die rasche und eigenständige Lösung belege auch, dass unser Land weiterhin grundsolide dastehe, erklärte Rickenbacher.

Gleichwohl stellte er fest: «Es ist wichtig, dass wir dies auch der breiteren Allgemeinheit im Ausland stärker unmissverständlich und selbstbewusst kommunizieren.»

Schonungslose Aufarbeitung der Ereignisse gefordert

Vor diesem Hintergrund forderte der Julius-Bär-Chef eine schonungslose, ergebnisoffene Aufarbeitung der fatalen Ereignisse unter Einbezug aller relevanten Akteure. «Die Vorgänge rund um diese Rettung haben auch hierzulande – verständlicherweise – für Aufregung gesorgt. Doch der Sachverhalt ist komplex», betonte Rickenbacher. Darum brauche es jetzt auch keine politischen Schnellschüsse.

Stattdessen müsse die neue Wettbewerbssituation, insbesondere im nationalen B2B-Bankenbereich (nach dem Wegfall der CS als eigenständige Bank), sorgfältig analysiert werden. Für die Privatbanken sei auch klar, dass sich allfällige neue Regulierungen auf systemrelevante – und damit in letzter Instanz vom Staat getragene – Banken konzentrieren müssten.

Nur eine einzige Bank

«Ich möchte in diesem Zusammenhang auch daran erinnern, dass von den 240 Banken in der Schweiz nur eine einzige Bank – wenn auch eine sehr grosse – in Schwierigkeiten geraten ist. Von einem Branchenversagen kann daher keine Rede sein», betonte Rickenbacher.

Der alljährliche «Private Banking Day» wird von der Vereinigung Schweizerischer Privatbanken sowie von der Vereinigung Schweizerische Assetmanagement- und Vermögensverwaltungsbanken (VAV) organisiert. Den beiden Organisationen sind insgesamt 30 Finanzinstitute angeschlossen, die mit 28'300 Mitarbeitenden (davon 16'800 in der Schweiz) rund 2'400 Milliarden Franken verwalten.

Finanzministerin stellt drei zentrale Aufgaben

Zu den Folgen der globalen Entwicklungen für den Finanzplatz Schweiz und dessen Wettbewerbsfähigkeit äusserte sich auch Bundesrätin und Finanzministerin Karin Keller-Sutter. In ihrem Referat sagte sie: «Um die Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Finanzplatzes auch in Zukunft zu erhalten, muss der Bankensektor drei zentrale Aufgaben erfüllen: die Antizipation internationaler Trends, die Sicherung der finanziellen Stabilität und die Integration digitaler Innovationen in den Finanzsektor.»

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