Ein langjähriger UBS-Banker hätte den Zürcher Vermögensverwalter zu neuen Ufern führen sollen. Nun verlässt er überraschend und abrupt das Unternehmen, wie Recherchen von finews.ch zeigen.

Er war angetreten, um den unabhängigen Vermögensverwalter Sound Capital zu reformieren, wie auch finews.ch berichtete. Doch nun, nach nur eineinhalb Jahren, tritt Simon Grossenbacher Ende 2023 von seinem Amt völlig überraschend zurück. Das zeigen Recherchen von finews.ch wie mittlerweile auch ein Post auf dem Online-Dienst Linkedin.

Grossenbacher stiess von der UBS zum in Zürich ansässigen Unternehmen. Für die Grossbank war der heute 41-jährige Berner fast 25 Jahre tätig, und zwar in verschiedenen führenden Funktionen. Begonnen hatte er als «Stift» in Bern, betreute dann im Private Banking Märkte wie die Türkei, Israel und Griechenland. Zuletzt wirkte er in leitender Position für das Schweizer Buchungszentrum des globalen Bankenkonzerns.

Merkwürdiger Zeitpunkt

Der Abgang Grossenbachers kommt zu einem denkbar merkwürdigen Zeitpunkt. Denn Sound Capital hätte im kommenden Jahr sozusagen durchstarten können, nachdem das Unternehmen die Finma-Lizenz erhalten und sich vollständig aus dem Geschäft mit russischer Kundschaft zurückgezogen hatte; letzteres, nachdem ein einstiges Gründungsmitglied von Sound Capital im Rahmen von «sekundären» Sanktionen der USA genannt worden war.

Sein Name figurierte in den Listen der Stelle für Überwachung ausländischer Vermögen (OFAC) beim US-Finanzministerium. Die Nennung erfolgte im Umfeld einer liechtensteinischen Treuhandfirma, die Dienste für den sanktionierten russischen Oligarchen Alisher Usmanov erbracht haben soll. Sound Capital suspendierte darauf den Partner und hob dessen Zeichnungsberechtigung auf.

Weitere Gipfel erklimmen

Vorläufig ist es unklar, was die genauen Motive für Grossenbachers abrupten Abgang sind. Es würde kaum erstaunen, wenn er wieder bei der UBS auftauchen würde, zumal er dort fast ein Vierteljahrhundert gearbeitet hat. Offiziell heisst es, mit dem kürzlichen Abschluss seiner EMBA-Zusatzausbildung an der ETH Zürich/Universität St. Gallen (HSG) habe er den Entschluss gefasst, «neue berufliche Horizonte zu erkunden».

Vor Monatsfrist liess er im Freundeskreis verlauten: «Jetzt (nach dem Abschluss) fühle ich mich bereit, weitere Gipfel zu erklimmen!»

Die Vakanz mit Grossenbachers Demission füllt «im Zuge eines professionellen Stellvertretungs- und Nachfolgeprozesses» vorerst Oliver Schmid, wie weiter zu erfahren war. Er war bisher Chief Operating Officer (COO) und bringt damit bis auf Weiteres die notwendige Erfahrung und Qualifikation mit, um das Unternehmen weiterzuführen.

Aus Metropol Partners wurde Sound Capital

Der unabhängige Vermögensverwalter Sound Capital feierte im vergangenen Jahr sein zehnjähriges Bestehen – 2012 noch unter dem Namen Metropol Partners gegründet, fanden dort einige der erfolgreichsten Kundenberater der einstigen Credit-Suisse-Tochter Clariden Leu unter der Ägide von Anthony Cagiati zusammen.

Im Jahr 2014 erfolgte die Umbenennung in Sound Capital. Mittlerweile zählt das Unternehmen nach eigenen Angaben etwas mehr als 50 Beschäftigte und verwaltet gut 4 Milliarden Franken an Kundenvermögen.