Sound Capital feiert das zehnjährige Bestehen – und hat seit dem Sommer mit Simon Grossenbacher einen CEO, der die nächste Generation beim renommierten Zürcher Vermögensverwalter repräsentiert. Mit finews.ch hat er über seine Ziele gesprochen, und was es beim Unternehmen sicher nie geben wird.

Simon Grossenbacher hat gerade Stress. Positiven Stress, wie er betont, aber dennoch: Als neuer CEO von Sound Capital steht er ab 6.30 Uhr im Büro. Im vergangenen Juni ist er überdies zum dritten Mal Vater geworden – und wenn er abends nach Hause kommt, paukt er noch bis spät für seinen Executive MBA.

Die grössten Bücher von Clariden Leu

«Wenn mehrere Aufgaben zusammenkommen, laufe ich jeweils zu Höchstform auf», sagt Grossenbacher über sich selber; dem 40-jährigen Finanzexperten ist nicht mehr viel von der Behäbigkeit des Emmentals anzumerken, wo er aufgewachsen ist. Die Dynamik ist allerdings ganz im Sinne von Sound Capital: Der Zürcher Vermögensverwalter feiert sein zehnjähriges Bestehen. Grossenbacher repräsentiert dort die neue Generation, welche die von den Firmengründern geprägte Partnerschaft in die Zukunft führen soll.

Sound Capital blickt auf eine illustre Historie zurück. 2012 noch unter dem Namen Metropol Partners gegründet, fanden dort einige der erfolgreichsten Kundenberater der einstigen Clariden Leu Bank unter der Leitung von Anthony Cagiati zusammen. Im Jahr 2014 erfolgte die Umbenennung in Sound Capital. Mittlerweile zählt das Unternehmen nach eigenen Angaben 52 Beschäftigte, davon 23 Partner, und fast 5 Milliarden Franken an Kundenvermögen. Ende August hat die Truppe nun das Zehnjährige in festlichem Rahmen begangen.

Magnet für Talente

Seit dem Gründungs-CEO Cagiati zählt Sound Capital nur zwei führende Manager: Den Finanzchef und operationellen Leiter (COO) René Bühler und seit dem Juni nun den ehemaligen UBS-Kader Grossenbacher. In einem Konstrukt, bei dem die alteingesessenen Partner mit grosser Unabhängigkeit gerieren und sich Kundenberater selber den Lohn zahlen, hat ein junger Chef auf den ersten Blick keinen leichten Stand. Doch das hinderte Grossenbacher nicht daran, sich einiges für den Posten vorzunehmen.

«Als CEO möchte ich Sound Capital zum Magneten für talentierte Banker der nächsten Generation machen», erklärt Grossenbacher. Das Unternehmen finde diese Talente bei Grossbanken, aber auch bei kleineren Privatbanken. Den Mechanismus kennt der neue Chef aus eigener Erfahrung: Ehemalige UBS-Kollegen bei Sound Capital haben ihm den Sprung zum unabhängigen Vermögensverwalter empfohlen.

«Wir wollen wachsen, aber nicht um jeden Preis. Dies müssen wir auch nicht, da unsere Ertragsbasis gesund ist», fügt Grossenbacher an. «Qualitatives Wachstum interessiert uns aber sehr.»

Von der UBS lernen

Ebenfalls nimmt der neue Chef das Wort «Purpose» in den Mund – ein Begriff, der aus der modernen Governance nicht mehr wegzudenken ist, aber so manchem inzwischen inflationär vorkommt. Doch Grossenbacher findet, es brauche einen Wegweiser zu den strategisch wichtigsten Themen, der auf eine längere Zeitstrecke ausgelegt ist. «Im ersten Halbjahr 2023 möchte ich strategisch in drei Bereichen vorankommen: Bezüglich Wachstum, Digitalisierung und unserem Investment-Angebot.»

Dringt da der langjährige UBS-Banker durch? In 25 Jahren bei der grössten Schweizer Bank konnte er einige Best-Practice-Methoden entwickeln, entgegnet der CEO. Von der Strukturierung der Prozesse, der Kommunikation und dem Auftreten nach aussen könne auch Sound Capital von der UBS lernen. «Aber natürlich wollen wir die mit dem Banking verbundene Bürokratie nicht mit importieren», sagt er mit einem Zwinkern.

Jeder für sich

Und was es bei Sound Capital ebenfalls nie geben werde: Ein CEO, der den Beratern sagt, sie müssten jetzt 10 Millionen Franken Neugeld bringen. «Das ist just der Banken-Sales-Push, vor dem unsere Partner und Mitarbeitenden geflohen sind.» Alle Mitarbeitenden der Firma seien Profis und Unternehmer, die keine solchen Zielsetzungen benötigten. «Meine Aufgabe muss es vielmehr sein, ihnen das beste Umfeld für ihre Arbeit zu ermöglichen.»

Dabei blickt der frisch ernannte Geschäftsführer auch über das Unternehmen hinaus. «Ich finde, dass unter den unabhängigen Vermögensverwaltern stark auf sich selbst geschaut wird. Die Zusammenarbeit kommt dabei eher zu kurz.» Grossenbacher schwebt nun vor, ein Netzwerk aufzubauen. «Wir möchten unseren Kunden die besten Lösungen anbieten, von internen, aber durchaus auch von externen Experten», sagt er.

Offen für Zusammenschlüsse

Auch Zusammenschlüsse sind möglich. Anfang Juni hat Sound Capital das Bewilligungsgesuch für die ab 2023 zwingende Vermögensverwaltungs-Lizenz eingereicht. Diese geht nun in den nächsten Tagen zur Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma). Das macht das Unternehmen zu einem möglichen Hafen für Konkurrenten, die den Bewilligungsprozess nicht auf eigene Faust beschreiten wollen. Anfang Jahr wurde vor diesem Hintergrund die Vermögensverwalterin Rheinfinanz integriert.

«Wenn es auf beiden Seiten passt, sind wir offen für weitere Integrationen von unabhängigen Vermögensverwaltern», wirbt Grossenbacher.

Da Sound Capital sich 2018 der Portfolio-Management- und CRM-Plattform des Fintechs Assetmax angeschlossen hat, verfügt das Unternehmen über eine Basis für weitere Digitalisierungsschritte. Als nächstes werden nun zu den wichtigsten Depotbanken fixe Assetmax-Schnittstellen gelegt. «So können unser Portfoliomanagement und unsere Kundenberater nur noch ein System nutzen, anstatt sich bei jedem Institut einzeln einloggen zu müssen», berichtet Grossenbacher.

«Big is beautiful»

«Big is beautiful, da bin ich überzeugt», führt er weiter aus. Dass man künftig besser dran ist mit gewissen Skalen und Vermögen von mehreren Milliarden statt mehreren Millionen Franken, erscheint dem Sound-Capital-Chef logisch. Es werde auch Investitionen und eine starke Plattform brauchen, um Berater anzuziehen.

Jüngere Kräfte sind auch mit Blick auf die Ablösung der Gründergeneration beim Vermögensverwalter wichtig. «Der Generationenwechsel ist bereits aufgegleist», sagt Grossenbacher. Die Gründungspartner würden eng mit den Junior-Beratern zusammenarbeiten, die am Ende des Handover-Prozesses das Buch übernehmen können. Im Tandem wird auch die Erbengeneration auf Kundenseite betreut. Branchenweit scheint die Kundenbasis relativ alt zu sein, dies geht einher mit einem gewissen Mittelabfluss einher, etwa im Falle von Erbschaften. «Durch die Anstellung von neuen Kundenberatern wollen wir bei Sound Capital einen solchen Effekt überkompensieren», erklärt der CEO.

Junge schauen bei Performance noch genauer hin

Wenn es darum geht, was die Erbengeneration von einer Vermögensverwaltung will, muss Grossenbacher nicht lange nachdenken. Es sei wichtig, dass man ein gewisses Verständnis von zukunftsträchtigen Themen wie etwa Private Markets oder das Metaverse hat, damit man diese Themen gegenüber der neuen Generation spielen kann, berichtet er. Grosse Themen für Next-Gen Kunden seien auch Transparenz und Vergleichbarkeit von Dienstleistungen und Produkten sowie ein einfacherer Zugang zu Finanzthemen.

Und: «Die junge Generation schaut bei der Performance noch häufiger und genauer hin.»