Die Asset Management Association Switzerland und Swiss Sustainable Finance haben mit dem «Swiss Stewardship Code» eine Leitlinie für Asset Manager, Asset Owner und Finanzdienstleister geschaffen, um die Ausübung von Aktionärsrechten durch Investoren in der Schweiz zu fördern. Die Stewardship von Anlegern ist elementar für wirkungsvolles Investieren und für die Förderung von nachhaltigen Unternehmen.

Von Aurélia Fäh, Senior Sustainability Expert, Asset Management Association Switzerland

Investor Stewardship ist ein Investmentansatz, bei dem Anlegerinnen und Anleger ihre Verantwortung wahrnehmen. Sie arbeiten mit den Unternehmen zusammen, in die sie investieren, und interagieren, um langfristigen finanziellen, ökologischen und gesellschaftlichen Wert zu schaffen.

Dieser Investmentsansatz und insbesondere die Stimmrechtsausübung und Engagement haben im Finanzsektor immer mehr an Bedeutung gewonnen. Unter den verschiedenen Investmentansätzen für nachhaltige Anlagen hat sich Stewardship als besonders wirksam erwiesen, positive Auswirkungen zu erzielen, nachhaltigkeitsbezogene Herausforderungen zu bewältigen und Risiken zu reduzieren.

Stewardship hebt sich insbesondere von den breit angewandten Investmentansätzen Ausschluss (Exclusion) oder ESG-Integration ab, die keinen direkten Impact haben. Im Falle eines Klimaziels zielt Investor Stewardship beispielsweise direkt auf die Dekarbonisierung der Realwirtschaft durch den aktiven Dialog mit einem Unternehmen ab.

Auf der anderen Seite würde ein Investitionsansatz, der auf Ausschluss beruht, nur das Investitionsportfolio dekarbonisieren, ohne Auswirkung in der Realwirtschaft, da die ausgeschlossenen Aktien eines Unternehmens von weniger strengen Investoren gekauft werden.

Stewardship wird transparent und vergleichbar

In der Schweiz ist die Stewardship-Landschaft vielfältig und komplex. Es gab bislang keine standardisierten Praktiken und Berichtsrahmen. In diesem Kontext haben die Asset Management Association Switzerland (AMAS) und Swiss Sustainable Finance (SSF) den «Swiss Stewardship Code» entwickelt und veröffentlicht.

Der Code, der am 4. Oktober an der Nachhaltige-Finanzkonferenz Building Bridges lanciert wurde, verfolgt mehrere Ziele: Erstens zielt er darauf ab, für den Schweizer Finanzplatz einen Standard für Stewardship als nachhaltigen Investmentansatz zu definieren und zweitens ein «Level Playing Field» für die an Stewardship-Aktivitäten beteiligten Schweizer Akteure zu schaffen.

Dieses bildet die Grundlage für mehr Transparenz und eine bessere Vergleichbarkeit der Stewardship-Praktiken. Die Notwendigkeit von Transparenz bei Stewardship-Aktivitäten wurde auch vom Bundesrat in seiner Strategie Nachhaltige Finanzwirtschaft 2022 bis 2025 als ein zentrales Handlungsfeld hervorgehoben.

Globale Standards und internationale Best Practices wie die Global Stewardship Principles des International Corporate Governance Network (ICGN), die UN Principles for Responsible Investing (PRI) und der UK Stewardship Code stellen internationale Benchmarks für Stewardship-Aktivitäten von Investoren dar.

Ökosystem mit der Kraft zur Veränderung

Der Swiss Stewardship Code wurde darum von AMAS und SSF von Praktikern für Praktiker ausgearbeitet. Die Akteure weisen in Bezug auf Grösse, Geschäftsmodell und Investitionsansatz teilweise grosse Unterschiede auf. Entsprechend üben sie auch Stewardship auf unterschiedliche Weise aus.

Darum stellt der Code einen bahnbrechenden Schritt zur Vereinheitlichung und Verbesserung der Stewardship-Aktivitäten dar. Gemeinsam bilden Asset Manager, Asset Owner und weitere Dienstleister ein Netzwerk von verantwortungsbewussten Investoren und ein kollaboratives Ökosystem, das die Kraft hat, positive Veränderungen in der Schweizer Finanzindustrie voranzutreiben.

Neun Prinzipien für wirksame Stewardship

Der Code ist auf freiwilliger Basis anwendbar und dient als Empfehlung und Leitfaden zur Integration von Stewardship in den Anlageprozess. Stewardship umfasst den gesamten Anlageprozess und das Anlageteam, einschliesslich der Überwachung des Portfolios, einer Eskalationsstrategie und der entsprechenden Kapitalallokation einschliesslich Desinvestitionen.

Der Code umfasst neun Stewardship-Prinzipien. Die Hauptprinzipien konzentrieren sich auf Empfehlungen zu den beiden entscheidenden Instrumenten: Stimmabgabe und Engagement in einem aktiven Dialog mit den Unternehmen.

Ein weiteres wichtiges Prinzip des Codes ist die Festlegung der Kriterien, bei denen ein Engagement als gescheitert gilt, wie auch der Kriterien, bei denen eine Eskalation ausgelöst werden kann. Im letzteren Fall können die entsprechenden Eskalationsschritte bis hin zur Desinvestition reichen.

Der Code bestimmt auch Elemente für die periodische Überprüfung und Berichterstattung. Weitere Elemente betreffen den Umgang mit Interessenkonflikten und die Delegation von Stewardship-Aktivitäten.

Der Weg in die Zukunft

Die im Swiss Stewardship Code enthaltenen Empfehlungen ebnen den Weg für ein effektives und erfolgreiches Stewardship in der Schweiz. Mit der Veröffentlichung der Standards liegt noch ein weiter Weg vor uns. Alle Beteiligten müssen ihren Beitrag leisten, um eine erfolgreiche Umsetzung in den kommenden Monaten und Jahren zu gewährleisten.

  • Weitere Informationen zum Swiss Stewardship Code erhalten Sie hier.