Was bringt 2026? Vier Asset Manager wagen den Blick nach vorn

 Martin Rees

(Bild: zVg)

Martin Rees, Country Head Schweiz bei BNY Investments


Viele Investoren rechnen mit weiter fallenden Zinsen. Wo liegen aus Ihrer Sicht die grössten Fehlbewertungen im Markt?

Im Jahr 2025 waren die Märkte mit Unsicherheiten hinsichtlich Zöllen und Arbeitsmarkt, bemerkenswerten Investitionen in künstliche Intelligenz (KI) und geopolitischen Risiken konfrontiert. Mit dem Abklingen dieser Spannungen erwarten wir eine anhaltende wirtschaftliche Beschleunigung, angeführt von den USA. Die Chancen dürften sich über die grossen US-Technologieunternehmen hinaus erweitern, da die Fiskalpolitik neben den Zentralbanken, die unterschiedliche Wege einschlagen, eine Hauptrolle übernimmt.

In den USA rechnen die Märkte mit fünf weiteren Zinssenkungen in den nächsten 12 Monaten. Unterdessen gestaltet der «One Big Beautiful Bill Act» die US-Finanzpolitik neu, indem er eine Reihe von Steuersenkungen verlängert und ausweitet und die Schuldenobergrenze des Bundes erhöht. Wir glauben, dass die wirtschaftliche Expansion noch etwas Zeit braucht, aber es könnte einige Unebenheiten geben. Da wir uns in einer späten Phase des Konjunkturzyklus befinden, ist die Wirtschaft anfälliger für Schwankungen wie beispielsweise die Zollschocks am Liberation Day.

In Europa sind die monetären Bedingungen uneinheitlich. Die EZB sieht sich mit ungleichmässigem Wachstum und fiskalischen Belastungen konfrontiert, insbesondere in Frankreich, wo steigende Defizite und politische Blockaden beim Staatshaushalt eine Lösung erschweren. Nach den Zinssenkungen im März und Juni preisen die Märkte derzeit keine weiteren Massnahmen der EZB für das nächste Jahr ein. Die Bank of England hat seit August 2024 fünfmal die Zinsen gesenkt und sieht sich nun mit hartnäckiger Inflation und Lohnwachstum konfrontiert, so dass sie möglicherweise einen vorsichtigeren Ansatz verfolgen wird. Die Märkte rechnen für das nächste Jahr nur mit zwei Zinssenkungen. Angesichts der seitwärts tendierenden Zentralbankzinsen in Europa sehen wir jedoch trotz einer teilweisen Erosion der Prämie gegenüber den USA Wertpotenzial in der Länderauswahl und in auf Euro lautenden Obligationen.

Nach Jahren der Unsicherheit: Ist der Risikoappetit Ihrer Kunden wieder zurück?

Generell sehen die meisten Marktteilnehmer leicht sinkende Zinsen und Spielraum für geldpolitische Lockerungen. Zusammen mit einem möglichen Anstieg der Infrastrukturausgaben in Europa und dem weltweiten KI-Boom veranlasst dies viele dazu, ihre Allokationen zu überdenken. Auf der Beratungsseite sehen wir nach wie vor viele Kunden, die in Geldmarktanlagen investiert sind.

Welche Anlagethemen oder -stile sehen Sie 2026 als besonders attraktiv für Schweizer Privat- und institutionelle Investoren?

Auf der Aktienseite sind dividendenorientierte Strategien interessant, wobei der Schwerpunkt auf Diversifizierung weg von den Mag-7-Aktien und einem gewissen Schutz vor Kursverlusten liegt. Unser Investmentmanager BNY Investments Newton ist für seine Kompetenzen in diesem Bereich bekannt. Interessant sind auch europäische Small-Cap-Aktien sowie liquide globale Infrastrukturinvestitionen.

Im Fixed-Income-Bereich sehen wir weiterhin Interesse an gut gemanagten globalen Strategien wie Global Credit und Multi-Sector Credit Income. Auch Short-Dated High Yield findet aufgrund der starken risikobereinigten Renditen und des Schutzes vor Kursverlusten und des eher auf absolute Renditen ausgerichteten Ansatzes grossen Anklang bei den Kunden. BNY Investments hat kürzlich den Global Short-Dated Credit Fund aufgelegt, der Anlegern eine neue globale Kreditlösung mit kurzer Laufzeit bietet.

Der Schweizer Asset-Management-Standort steht im internationalen Wettbewerb. Welches sind die Trümpfe des hiesigen Finanzplatzes?

Die Schweiz ist nach wie vor weltweit einer der führenden Standorte für Vermögensverwaltung und verfügt über hochkarätige Talente und ausgefeilte Anlageansätze. Als weltweit tätiger Asset Manager verfolgt BNY Investments einen vehikel-agnostischen Ansatz, der den Horizont für Produktinnovationen erweitert.