ETF-Zuflüsse erreichen Rekordhoch
Von Daniel Dornel, Head of ETF Research, Global Product Strategy Team, BNP Paribas Asset Management
Die Zuflüsse in börsengehandelte Aktienfonds stiegen im ersten Halbjahr 2025 um 40 Prozent, verglichen mit dem gleichen Zeitraum 2024. Das entspricht einem Volumen von knapp 150 Milliarden Euro, jedoch unterscheiden sich die zugrunde liegenden Trends deutlich vom Vorjahr.
ETF-Anleger sahen sich in der ersten Hälfte des Jahres 2025 mit deutlich mehr Unsicherheit konfrontiert. Das geopolitische und wirtschaftliche Umfeld war geprägt von den Konflikten im Nahen Osten und dem Handelskrieg in den USA. Obwohl sich die Zölle weiterhin auf die Weltwirtschaft auswirken werden, ist zu hoffen, dass die Auswirkungen weniger schwerwiegend sein werden als ursprünglich erwartet.
In diesem schwierigen Umfeld erzielten Anleihen stabile Renditen für die Anleger, während Aktien vor allem in Europa und Asien Gewinne erzielten.
Globale und europäische Aktien dominieren
Seit Jahresbeginn entfielen 75 Prozent der Zuflüsse auf Aktienprodukte. Diese Zuflüsse wurden von europäischen und globalen Aktien-ETFs dominiert, die 39 Milliarden Euro respektive 48 Milliarden Euro einnahmen. Dies ist ein Rekordniveau für globale Aktien.
Auch die Zuflüsse in europäische Aktien waren enorm: Das Niveau im ersten Halbjahr 2025 war fast doppelt so hoch wie der bisherige Höchstwert aus dem zweiten Halbjahr 2015. Wie Abbildung 1 zeigt, entfielen die drei grössten monatlichen Zuflüsse in europäische Aktienprodukte seit 2015 alle in den ersten sechs Monaten des Jahres 2025, wobei im März ein Rekordvolumen von fast 14 Milliarden Euro verzeichnet wurde.
Die Zuflüsse in globale und europäische Aktien-ETFs wurden durch das starke Interesse der Anleger an Verteidigungsanleihen angekurbelt. Aufgrund der geopolitischen Spannungen und des Drucks von US-Präsident Donald Trump auf die NATO-Verbündeten, ihre Militärausgaben zu erhöhen, investierten Anleger in der ersten Hälfte des Jahres 2025 über 11 Milliarden Euro in globale und europäische Defense-ETFs.
Die Zuflüsse in US-Aktien nehmen im Jahr 2025 ab
Nach einem rekordverdächtigen zweiten Halbjahr 2024 für US-Aktien mit Zuflüssen von 74 Milliarden Euro war in den ersten sechs Monaten des Jahres 2025 mit nur 8,8 Milliarden Euro Zuflüssen ein Rückgang des Anlegerinteresses zu verzeichnen. Hauptgrund hierfür war die Unsicherheit über die Auswirkungen der US-Importzölle auf Wachstum und Inflation, die allein in den ersten drei Monaten zu Abflüssen führten.
Unter der Oberfläche gab es jedoch Unterschiede. Die Zuflüsse in Kernprodukte des US-Aktienindex wie den S&P 500 und den Nasdaq 100 ETFs waren mit knapp 20 Milliarden Euro weiterhin stabil. ESG- und Smart-Beta-Produkte verzeichneten jedoch Abflüsse, insbesondere aus Equal-Weight-Strategien sowie Mid- und Small-Cap-Produkten.
Starke Zuflüsse in festverzinsliche Wertpapiere
Im Gegensatz dazu war das erste Halbjahr 2025 mit Zuflüssen von insgesamt 34 Milliarden Euro das stärkste erste Halbjahr seit Beginn der Aufzeichnungen für festverzinsliche Wertpapiere. Die monatlichen Zuflüsse waren jedoch ungleichmässig: Im Februar, Mai und Juni wurden Zuflüsse von mehr als 8 Milliarden Euro verzeichnet, während sie im März und April bei 2 Milliarden Euro oder darunter lagen.
Betrachtet man die Anlagesegmente, so zeigt Abbildung 3, dass die meisten Mittelzuflüsse in weniger riskante Segmente flossen. Ultra-Short- und Staatsanleihen sind mit Zuflüssen in Höhe von 14 Milliarden Euro respektive 11,6 Milliarden Euro führend.
Auch in Unternehmens- und High-Yield-ETFs (5 Milliarden Euro respektive 1,3 Milliarden Euro) gab es Zuflüsse, vor allem gegen Ende des ersten Halbjahres, da die Volatilität und Unsicherheit an den Märkten abnahmen. Was die regionalen Allokationen anbelangt, so entfiel der grösste Teil der Mittelzuflüsse auf Euro lautende Produkte, auf die knapp 60 Prozent der Zuflüsse in die Anlageklasse entfielen.
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