Der Autor und Uhrenkenner Ignaz Miller hat eine Geschichte der Schweizer Uhrenindustrie der letzten dreissig Jahre verfasst. finews.ch publiziert exklusiv als Vorabdruck das Werk «Eine Krise der schöpferischen Zerstörung» in einer Online-Fortsetzungsserie. 


Herr Miller, was war Ihre Motivation, dieses Buch zu schreiben?

Vor dreissig Jahren mochte sich kein Redaktor die Uhrenindustrie zumuten. Um sich zu profilieren, gab es bessere Themen als diese Krisenbranche. Dass sie noch dazu in der welschen Schweiz beheimatet war, erhöhte nur die Bereitschaft, die Uhren einem externen Newcomer zu überlassen.

Es reichte völlig, dass die Redaktionssekretärin die opulenten Einladungen wahrnahm, die für den Chefredaktor bestimmt waren. So kam ich zu einem Thema, das auch nach dreissig Jahren nichts von seinem Charme verloren hat und zu lehrreichen Begegnungen.

Gelernt habe ich von allen – auch von den Ekelzwergen. Dem Himmel sei Dank, sind sie in dieser Branche selten.

Warum haben Sie Ihr Buch «Eine Krise der schöpferischen Zerstörung» betitelt?

Die Krise hat dazu geführt, dass die ideenlosen Manager das Feld räumen mussten. Es kamen neue, unverbrauchte Kräfte, und es kam neues Geld. Und mit dem Geld kam eine starke Führung.

Alles in allem ein plastisches Bespiel für eine kapitalistische Selbstheilung, wie sie höchst selten zu beobachten ist. Dieses konkrete Beispiel nicht nachzuzeichnen, wäre ein Versäumnis gewesen.

Wie lange haben Sie daran gearbeitet?

Das Schreiben war nicht weiter schwierig. Hat es ein halbes Jahr gedauert? Vielleicht etwas mehr. Die Begegnungen mit den Patrons und Managern waren denkwürdig und einprägsam.

Eine Struktur gab es schon. Aber auch den Ehrgeiz, nichts Akademisches zu produzieren. Lieber etwas Lesbares. So passt es auch besser zu der evozierten Welt von Luxus und müheloser Überlegenheit.


Ignaz Miller studierte und promovierte in Aachen und Köln. Er arbeitete für «Die Weltwoche» und die «Neue Zürcher Zeitung». Er profilierte sich darüber hinaus als einer der besten Kenner der Schweizer Uhrenindustrie. Er ist Autor mehrerer historischer Bücher und verfasste die auch international vielbeachtete Biographie von Hans J. Bär «Seid umschlungen, Millionen», die 2004 erschien. Sein neustes Werk «Eine Krise der schöpferischen Zerstörung» wird 2021 als Buch erscheinen. finews.ch publiziert exklusiv das Werk vorab in einer Online-Version.