Bei der Credit Suisse musste er 2020 den Hut nehmen. Bis in drei Jahren könnte Tidjane Thiam seinem imperialen Comeback nun die Krone aufsetzen.

Es war eben doch kein blosser Privatbesuch bei Familie und Freunden, welcher den ehemaligen CEO der Credit Suisse (CS) im vergangenen August an die Elfenbeinküste geführt hat. Wie die britische Zeitung «The Telegraph» am Montag berichtete, plant Tidjane Thiam mit Blick auf das Jahr 2025 als Präsident des westafrikanischen Staats zu kandidieren.

Dies, nachdem der gebürtige Ivorer immer dementiert hatte, am höchsten Amt in seiner Heimat interessiert zu sein.

Von Präsident und Brüdern empfangen

Laut Zeitungsbericht ist Thiam bei seiner Überraschungsvisite vom vergangenen August – die erste Rückkehr an die Elbenbeinküste seit 22 Jahren – gleich vom amtierenden Präsidenten Alassane Ouattara empfangen worden. Zwei von Thiams Brüdern, Augustin und Aziz, die unter Ouattara als Minister Dienst tun, sollen beim Treffen ebenfalls zugegen gewesen sein.

Offenbar wird Thiam aber vom Regime Ouattara mit Argusaugen beobachtet. Die Behörden hatten anlässlich seines Besuchs ein Versammlungsverbot verhängt, wie es damals hiess. Denn der Ex-Banker blickt auf eine bewegte politische Vergangenheit im Land zurück.

Nach Putsch ins Exil

Im Jahr 1999 war der frühere ivorische Präsident Henri Konan Bédié, unter dem Thiam als Minister diente, durch den Obersten Robert Guéï entmachtet und von der französischen Armee nach Togo ausgeflogen worden. Thiam, der auch die französische Staatsbürgerschaft besitzt, ging seinerseits ins Exil und schlug eine Wirtschaftskarriere ein. Diese führte ihn von 2015 bis 2020 an die Spitze der CS, wo er schliesslich infolge des «Spygate»-Skandals um die Bespitzelung von Mitarbeitenden den Hut nehmen musste.

Ungeachtet des gemischten Leistungsausweises bei der Schweizer Grossbank gehört Thiam zu den profilierten Persönlichkeiten Afrikas. So setzte er sich etwa als Abgesandter der Afrikanischen Union für einen Schuldenschnitt für die Staaten auf dem Kontinent ein. Seit Jahren engagiert sich der Ex-Manager zudem in diversen weiteren Gremien für afrikanische Belange. Insofern ist er eine Grösse, die man auf dem Kontinent im Auge behält.

Wunschkandidat von Emmanuel Macron 

Und nicht nur dort. Berichten zufolge hätte der französische Präsident Emmanuel Macron den smarten Manager und Ehrenlegionär gerne als Nachfolger des mittlerweile 80-jährigen Ouattara gesehen; letzterer hatte sich 2020 in einem umstrittenen Wahlprozess für eine eigentlich verbotene dritte Amtstzeit bestätigen lassen und damit Unruhen an der Elfenbeinküste ausgelöst. Thiam, so heisst es, sieht sich als Parteigänger von Ex-Präsident Bédié. Öffentlich bestätigt hat Thiam seine Kandidatur weiterhin nicht.

Plant er tatsächlich, die Leiter zum Amt des Staatspräsidenten zu erklimmen, müsste er aber die Früchte seiner Karriere im Exil weitgehend zurücklassen.

Villa in Herrliberg verkauft

So ist zu erwarten, dass Thiam seine französische Staatsbürgerschaft abgibt; das dürfte auch für eine Reihe von prestigeträchtigen Mandaten gelten, die er in den vergangenen Jahren gesammelt hat. Seine Villa im Zürcher Nobelvorort Herrliberg, die Bleibe aus CS-Zeiten, hat er kürzlich verkauft.