Die kleinen Schweizer Privatbanken sind von der besten aller Welten innert weniger Jahre in der schlechtesten aller Welten gelandet. Die Reaktion bleibt laut Beratern von KPMG aus. Aber nicht bei allen herrscht die strategische Besinnungslosigkeit.

Wie wohl das Innenleben bei den kleineren und mittleren Privatbanken mit verwalteten Vermögen unter dem Niveau von 25 Milliarden Franken aussieht? Die am Mittwoch veröffentlichte Studie der KPMG zur «Performance der Schweizer Privatbanken» lässt darauf schliessen, dass vor allem in den kleinen Instituten ein Klima der Rat- und Ideenlosigkeit herrscht.

Die so genannten Performance-Indikatoren wie Eigenkapitalrendite, Erträge, verwaltete Vermögen und Cost-Income-Ratio werden seit 2008 von Jahr zu Jahr schlechter. Von den 94 von KPMG und der Universität St. Gallen untersuchten Privatbanken (nicht dabei waren UBS, Credit Suisse sowie die zehn Mitglieder der Vereinigung Schweizerischer Privatbanken) schrieb 2013 jede dritte einen Verlust.

2012 war es noch jede Fünfte gewesen. Gemäss den Autoren ist der Anteil defizitärer Institute bei den kleinen Privatbanken besonders gross.

Ausweg: Liquidation

Warum ein Fazit leicht gesprochen ist: Ein nicht unerheblicher Anteil der Privatbanken kommt mit der neuen Welt des Bankings nicht zurecht. Sie verhielten sich so passiv, dass einigen nur die Liquidation bliebe, sagte Christian Hintermann von der KPMG vor den Medien in Zürich.

Die Überforderung der Privatbanken im neuen regulatorischen Umfeld liegt wohl auch darin begründet, dass in der Banking-Welt vor 2007 alles so herrlich einfach war.

Vorbei mit friedlicher Co-Existenz

Da steuerunehrliche Kunden sowieso in die Schweiz kamen, um ihre Gelder zu verstecken, genügten Privatbanken vielfach eine schmucke Repräsentanz und ein wenig Mund-zu-Mund-Marketing, um in friedlicher Co-Existenz gute Geschäfte zu machen.

Heute sind sie bedrängt von allen Seiten: Den Gesetzeshütern und Regulatoren, zwangsläufig abwandernden Kunden, einer Konkurrenz im Ausland ohne den früheren Wettbewerbsnachteil, einer finanzkräftigeren Konkurrenz im Inland, die mit neuen Onshore-Strategien die Kundengelder abholt.

Verkauf oft keine Option

Sie tun sich schwer, einen Ausweg aus dem Dilemma zu finden, wobei die Uhr unerbittlich tickt, wie Philipp Rickert von der KPMG sagte. Der Ausweg eines Verkaufs stünde einer «substanziellen Anzahl» von Banken auch nicht offen. Auf der Käuferseite bestünden oft erhebliche Zweifel an der Qualität der Kundenassets. Andere Bankiers täten sich emotional schwer, ihr Geschäft aufzugeben.

Kostensenkungen sind heikel, weil die Anforderungen an das Personal im neuen regulatorischen Umfeld steigen. Neue Auslandskunden zu gewinnen ist schwierig, da der Aufbau einer Onshore-Präsenz die Kapazitäten einer kleinen Bank sprengt.

Warum keine grenzüberschreitende Kooperation?

Kommt wohl auch ein Mangel an kreativen Ideen und Druck des Aktionariats dazu, strategische Weichen zu stellen. KPMG-Berater Rickert wunderte sich vor den Medien, warum beispielsweise noch keine Privatbank den Weg von grenzüberschreitenden Kooperationen eingeschlagen hat. Auch Vertriebskooperationen mit international tätigen Asset Managern wären eine Option, so Rickert.

Ein weiteres Fazit ist darum: In der Schweizer Privatbankenszene trennt sich die Spreu vom Weizen. Wobei bei Weizen die grossen Privatbanken gemeint sind, die denTurnaround geschafft haben, wieder Nettoneugelder anziehen und in Wachstum investieren, auch durch Zukäufe.

Aber auch die Kleinen tun was

Studien wie jene der KPMG bringen es aber mit sich, dass in der Statistik die positiven Beispiele unterzugehen drohen. Es gibt durchaus auch kleine, relativ unbekannte Institute, die aktiv sind und die sich bietenden Chancen packen.

Hier einige Beispiele, über die auch finews.ch in den vergangenen 18 Monaten berichtet hat:

  • Im Februar 2013 übernahm die Genfer Banque Baring Brothers Sturdza den unabhängigen Vermögensverwalter Coges Corratiere Gestion.
  • Im Juni 2013 nutzte der Mirelis Invest Trust die Zerschlagung der Hyposwiss und kaufte die Hyposwiss Private Banque Genève SA mit rund 2 Milliarden Franken verwalteten Vermögen.
  • Einen Monat später akquirierte die Banque Landolt das Schweizer Geschäft der belgischen Degroof Banque Privée.
  • Im August 2013 kaufte die Sallfort Privatbank den Basler Vermögensverwalter Trinova Invest.
  • Im selben Monat akquirierte die Banque Cramer &Cie die Banque de Dépôts et de Gestion.
  • Im September 2013 ging die Liechtensteinische Landesbank in Lugano an die PKB Privatbank.
  • Die zur gleichnamigen Holding der Familien Bührle und Anda gehörende IHAG Privatbank schluckte im November 2013 die AKB Privatbank mit 1,3 Milliarden Franken Kundenvermögen.
  • Die Banque Cramer &Cie schlug im Mai 2014 erneut zu und übernahm die Valartis und 2 Milliarden Franken Kundenvermögen.
  • Diesen Juli war die CBH Compagnie Bancaire Helvétique zur Stelle, als die Banque Privée Espirito Santo wegen der Schieflage ihrer Muttergesellschaft neue Besitzer suchte.

 

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.34%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.75%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.8%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.46%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.64%
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