Die von heftigen Turbulenzen gebeutelte Falcon Private Bank will sich mit einem rundum erneuerten Auftritt von ihrer Vergangenheit lösen. Wie bahnbrechend ist das ganze Unterfangen?
Die Falcon Private Bank hat im vergangenen Jahr ihre Banklizenz in Singapur verloren, wurde als Geldwäscherei-Institut an den Pranger gestellt, hat Milliarden an Kundengeldern verloren und Verluste angehäuft. Darüber hinaus schieden kürzlich CEO Walter Berchtold, Verwaltungsratspräsident Christian Wenger sowie der Chef für Produkte und Services, Arthur Vayloyan, im Unfrieden aus.
Umso mehr strengt sich jetzt die vom Öl-Scheichtum Abu Dhabi kontrollierte Bank an, mit der Vergangenheit zu brechen. Am neuen CEO Martin Keller lag es am Montag nun, die strategische Neupositionierung des Instituts vorzustellen.
Auf einmal digital
Wie sich bereits angedeutet hat, geht Falcon mit der Zeit: Im Mittelpunkt der Strategie steht das digitale Private Banking. Dieses soll mit einer erneuerten Markenidentität unterstützt werden.
Im besten Marketing-Jargon heisst es in einer Mitteilung, die strategische Neupositionierung fördere eine einzigartige Kombination von persönlicher Exzellenz und digitaler Intelligenz. CEO Keller sagt dabei, er sei überzeugt, die Strategie liefere Werte, bessere Performance und einen höheren Grad an Annehmlichkeiten für die Kunden. «Unsere digitale Kompetenz wird den wahren strategischen Unterschied zum Markt ausmachen».
Digital, aber nicht mobil
Den Kern dieser Strategie bildet eine digitale Plattform namens Falcon Pulse. Diese hat zum Ziel, alle möglichen Berührungspunkte mit der Klientel zu verbessern. Das Schmuckstück von Falcon Pulse ist ein sogenannter Algo-Trader, der die Vermögensallokation des Kunden täglich prüft und Ideen für neue Investments liefert.
Bislang ist das Tool allerdings noch nicht mobil nutzbar. Eine E-Banking und Mobile-Banking-App würden in Kürze folgen, hiess es. Gemäss Keller baut Falcon mit der neuen Strategie auf der DNA der Bank als agile und leistungsorientierte Boutique auf.
«Tabula rasa» mit der Vergangenheit
Soviel ist klar: Falcon gibt sich alle Mühe, mit der Vergangenheit «tabula rasa» zu machen. Die Verwicklungen in den 1MDB-Skandal, das ungeschickte Agieren und Kommunizieren in dieser Affäre ihres vormaligen und langjährigen CEO Eduardo «Edi» Lehmann, die Gefängnisstrafe ihres Singapur-Chefs Jens Sturzenegger, die Finma-Busse und -rüge haben der Bank einen enormen Reputations- und wirtschaftlichen Schaden eingebrockt.
Der Neuanfang unter Walter Berchtold und das von der Finma befohlene Revirement im Verwaltungsrat haben sich jüngst als Rohrkrepierer entpuppt. Die Bank steht entgegen der am Montag gemachten Aussagen des neuen CEOs Keller noch nicht auf dem soliden Fundament, das die neue Strategie nun sein soll.
Keine Wissenschaft
Dank der Partnerschaft mit dem digitalen Asset Manager Move, der Ankündigung eines Kryptowährungs-Asset-Managements und der Lancierung einer digitalen Plattform und einem zeitgemässen Auftritt, will sich Falcon nun als Privatbank mit digitalem Know-how und «touch and feel» positionieren und die Konkurrenz ausstechen. Damit zeigt das Institut, dass es mit der Zeit geht.
Die Neuerungen sind allerdings nicht so bahnbrechend, wie es die Ankündigung scheinen lässt. Im heutigen Wealth Management gehören kundenfreundliche digitale Kanäle zum Einmaleins. Und auch das «smarte» Rebalancing von Kundenportfolios ist keine Rocket Science, jedes Robo-Advisor-Startup bietet dies inzwischen an.
Kulturwandel bereits vollzogen?
In der Bank soll angeblich bereits ein Kulturwandel stattgefunden haben. Dieser sei im Sinne des «ganzheitlichen Beratungsansatzes» erfolgt und die Verankerung der neuen Positionierung bei den Mitarbeitenden sichergestellt. Das zumindest teilte die Agentur Branders am Montag mit, die Falcon bei der Erarbeitung der neuen Vision, des Designs und des Markenauftritts begleitet.