Mit der drohenden Liquidation schlägt die Falcon Private Bank das letzte Kapital ihrer Leidensgeschichte auf. Diese hält wichtige Lektionen für die Konkurrenz bereit, findet finews.ch.

Die Falcon Private Bank steht vor dem Ende. Laut Berichten der «NZZ» und der Nachrichten-Agentur «Reuters» suchen die Eigentümer und Manager der Bank derzeit willige Käufer für den Kundenstamm des Instituts. Danach werden sie die Banklizenz zurückgeben.

Der Ursachen, die zur gegenwärtigen Lage bei der Zürcher Privatbank beigetragen haben, sind so viele – eine Aufzählung muss unvollständig bleiben. So überstimmten im Korruptionsskandal um den malaysischen Staatsfonds 1MDB Entscheidungsträger interne Bedenken, um den Eignern in Nahost zu gefallen – und legten damit den Grundstein für den Lizenzentzug in Singapur und letztlich für das nun anstehende Ende des Instituts.

Dieselben Eigner überwarfen sich später mit den «Aufräumern» Walter Berchtold und Arthur Vayloyan; ohne den 1MDB-Skandal komplett bewältigt zu haben, ergriff das Institut mit einer Krypto-Initiative die Flucht nach vorn.

Probleme überall

Auf dem Finanzplatz werden immer wieder Stimmen laut, welche Banken mit verwalteten Vermögen im einstelligen Milliardenbereich wenig Überlebenschancen einräumen. Doch die Misere der Falcon hält auch für grösseren Institute wichtige Lehren bereit.

Denn während die Falcon und auch die – nicht mehr existierende – BSI das Pech hatten, in eine der grössten Betrugsskandale der letzten Jahre verwickelt zu sein, gehen auch anderen Banken immer wieder problematische Transaktionen oder Kunden durch die Lappen. So wurden mit der Credit Suisse und Julius Bär in den letzten zwei Jahren zwei Platzhirsche des Swiss Banking ebenfalls von der Finma gerügt.

Harte Arbeit

Im Unterschied zur kleinen Falcon haben jene grossen Player Weltruf und damit ein dickeres Reputations-Polster als die kleinen Privatbanken – von welchen es deutlich mehr gibt. Trotzdem mussten Bär-Chef Philipp Rickenbacher und sein Vorgänger Bernhard Hodler hart arbeiten, um Bär vom Ruch der Skandalbank zu befreien. Diese Arbeit ist noch nicht abgeschlossen.

Bei einer kleinen Bank, deren einziges echtes Verkaufsargument ihre Vertrauenswürdigkeit ist, ist das ungleich schwieriger. Wie das Beispiel von Falcon zeigt, können auch mutige Ideen wie die frühe Annäherung an die Krypto-Branche dagegen nichts ausrichten.

Einheitsbrei herrscht

Die Banken sollten deshalb aufhören, stets zu behaupten, die eigene «Client Centricity» und die Anlage-Kompetenz seien überragend. Sie sind es nicht, es herrscht hier weitgehend Einheitsbrei.

Einen wirklichen Gefallen tut man den Kunden, wenn man sicherstellt, dass sie nicht als Teil eines Zwangsverkaufs die Bank wechseln müssen, so wie dies jetzt den Falcon-Klienten blüht. Der Schlüssel dazu sind ausgerechnet die ungeliebten Compliance-Mitarbeiter. Sie mögen als «Business-Verhinderer» geschmäht werden. Doch wie sich immer wieder zeigt, sind sie es, welche das langfristige Überleben einer Bank sicherstellen.

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