Der heftige Aufschwung an der Börse versetzt viele externe Vermögensverwalter in Euphorie. Zwei weitere Jahre seien damit gerettet, heisst es in der Branche. Warum?

Trading_Places_2

(Bild aus dem Film «Trading Places», 1983)

Die externen Vermögensverwalter, Neudeutsch auch External Asset Managers (EAM) genannt, hatten in den letzten Jahren wenig zu lachen. Seit die Finanzbranche sich in einen geradezu epochalen Umbruch begab, galten sie als die ganz grossen Verlierer.

Denn strengere Gesetze, höhere Eigenmittelanforderungen, rückläufige Erträge, tiefere Margen und das faktische Ende des Schweizer Bankgeheimnisses trafen diese Akteure schonungslos. Kein Wunder, dass unter diesen Prämissen die Medien und nicht wenige Branchenfachleute das grosse Waterloo der EAMs einläuteten.

Sie wittern Morgenluft

Oder anders formuliert: In der Branche machte sich die Überzeugung breit, dass sich die Zahl der externen Vermögensverwalter in den nächsten Jahren massiv verringern würde.

Doch nun, gar plötzlich, scheint diese These nicht länger gültig. Denn seit die Börsen rund um den Globus wieder haussieren, wittern nicht wenige Vermögensverwalter Morgenluft. Sie richten sich auf mindestens einige weitere, erfolgreiche Jahre ein – und gewinnen so Zeit. Argumente dafür gibt es einige.

Den Zentralbanken sei dank

Sehr viel deutet darauf hin, dass alle wichtigen Zentralbanken ihre grosszügige, sprich liquide Geldpolitik noch auf mehrere Jahre hinaus fortsetzen werden – sei das nun in den USA, in Europa oder in Japan. Dies ist die wichtigste Voraussetzung, damit die Börsenkurse weiter steigen – und das wollen ja alle Akteure im Finanzsektor.

Zu welchen drastischen Massnahmen die Währungshüter im Stande sind, hat vor allem die Bank of Japan offenbart, die mit allen nur erdenklichen (Geldmengen-)Mitteln Inflation herbeiwürgen will. Zugegeben, ein riskantes Unterfangen, das aber die Börsenkurse im Land der aufgehenden Sonne geradezu beflügelt hat, wie sich seit Anfang Jahr beobachten lässt.

Den Zinsen sei dank

Unter den erwähnten Zentralbank-Prämissen wird es in absehbarer Zeit auch nicht zu einer Zinswende kommen. Im Gegenteil, vor wenigen Tagen senkte die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Richtwerte. Sie hat auch allen Grund: Eine Zinserhöhung könnte im schlimmsten Fall die Weltwirtschaft in eine tiefe Rezession zurückwerfen.

Darum geht auch niemand von höheren Zinsen aus. Das kam unlängst auch am Aquila Investment Forum in Zürich zum Ausdruck: Die grosse Mehrheit der gut vier Dutzend anwesenden, unabhängigen Vermögensverwalter äusserte sich dahingehend, dass höhere Zinsen frühestens Ende 2014 eintreten werden. Also herrschen noch mindestens 18 Monate lang beste Voraussetzungen an den Finanzmärkten.

Der Stabilität sei dank

Die haussierenden Börsen verbunden mit den Massnahmen der Politiker haben nicht nur die Befürchtungen eines Systemkollapses in Europa massiv verringert, sondern auch die Volatilität praktisch ausgeschaltet.

Das sind optimale Aussichten für Anleger, die sich so von den unabhängigen Vermögensverwaltern auch eher wieder zu neuen Engagements bewegen lassen. Oder anders ausgedrückt: Je mehr sich die aktuelle Börseneuphorie verstetigt, desto besser für die EAMs.

Der Untergrenze sei dank

Die lange Zeit verteufelte Euro-Untergrenze, welche die Schweizerische Nationalbank im Frühherbst 2011 eingeführt hatte, erweist sich nun, da die systemische Absturzgefahr in Europa vorläufig gebannt ist, als probates Sicherheitsnetz für Investments in Euro-denominiete Wertschriften.

Der Investment-Horizont wird somit wieder grösser und sicherer als noch vor kurzem. Auch das vergrössert den Aktionsradius der EAMS.

Dem aktiven Investieren sei dank

Apropos Börseneuphorie – bei haussieren Kursen wird auch das aktive Investieren wieder zum grossen Thema, was für die unabhängigen Vermögensverwalter besonders wichtig ist.

Denn damit lassen sich wesentlich höhere Gebühren und Kommissionen in Rechnung stellen, als bloss mit «langweiligen» und tiefmargigen Index-Produkten, die in den letzten Jahren sozusagen der Rettungsanker vieler Investoren waren. Doch das scheint jetzt vorbei zu sein.

Dem Gold sei dank

Seit dem jähen Preissturz vor ein paar Wochen hat das gelbe Edelmetall – beispielsweise in Franken – bereits wieder rund 10 Prozent an Wert zugelegt. Die meisten Medien haben dies überhaupt nicht bemerkt. Die neuerlichen Gold-Avancen sind tatsächlich eine ermutigende Nachricht für externe Vermögensverwalter, die in der Vergangenheit ihren Kunden das gelbe Edelmetall ins Portefeuille empfohlen hatten.

Mit dem erneuten Kursanstieg sind Gold-Investments somit nicht nur absolut legitim und schützen vor neuerlichen Krisen, sondern sie sind jetzt zu attraktiven Einstiegspreisen zu tätigen. Denn eins steht nach wie vor fest: Das gelbe Edelmetall gehört in jedes intelligent diversifizierte Portefeuille. Dass Gold weiterhin gefragt ist, zeigt sich auch daran, dass die physische Nachfrage in den letzten Wochen sogar noch gestiegen ist.

Verändertes Umfeld

Angesichts der tief greifenden Veränderungen seit Beginn dieses Jahres dürfte manch ein EAM sein Geschäftsmodell nochmals überdenken und möglicherweise zum Schluss kommen, dass die Ausgangslage gar nicht so schlecht ist, wie sie bislang von so vielen Experten und Medien propagiert wurde.

Kommt hinzu, dass sich angebotsseitig das Umfeld für die unabhängigen Vermögensverwalter in den letzten zwei Jahren markant verbessert hat. Konkret: Es gibt eine ganze Reihe von Möglichkeiten, sich den gestiegenen Anforderungen zu stellen.

Haftungsdach und Infrastruktur

Etwa mit dem Anschluss an eine Reuss Private Group, die ein rechtliches Haftungsdach für unabhängige Vermögensverwalter anbietet, oder indem sich ein Vermögensverwalter Institutionen wie einer Aquila Group annähert, die über eine Vielzahl von Service- und Infrastrukturleistungen verfügt.

Auch die kürzlich ins Leben gerufene TCMG-Gruppe von Beat Wittmann offenbart ein neues Geschäftsmodell für Asset Managers. Über die nächsten zwei Jahre sollen an die zehn Asset Manager in das Unternehmen aufgenommen werden, ohne dass dabei die einzelnen Akteure ihre Unabhängigkeit gänzlich verlieren.

Zahlreiche Online-Tools

Last but not least haben verschiedene grössere Banken in den letzen Jahren und Monaten Online-Plattformen für uanbhängige Vermögensverwalter lanciert. Dazu gehören etwa die «eamXchange» der Credit Suisse, das «EAMNet» von Vontobel sowie «E-Merging» von Lombard Odier

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.48%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    19.14%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.86%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.28%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.23%
pixel