Die Schweiz will sich als Asset-Management-Zentrum profilieren. Doch eine neue Erhebung legt schonungslos offen, dass die grossen Verwalter institutioneller Gelder ganz anderswo aktiv sind.

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Die 400 grössten Asset Manager der Welt verwalteten per Ende 2014 mehr als 50 Billionen Euro an institutionellen Geldern, wie das Fachmagazin «Investment & Pensions Europe (IPE)» kürzlich errechnete. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einer Steigerung von 18 Prozent.

Unangefochten an der Spitze liegt der amerikanische Vermögensverwalter Blackrock mit über 3,8 Billionen Euro. Schon mehr als eine Milliarde weniger verwaltet das US-Fondshaus Vanguard, gefolgt vom Custodian-Spezialist State Street (siehe Tabelle).

IPE Rangliste klein

Teilweise selbstverschuldet

Weit abgeschlagen, nämlich erst auf dem 23. Rang, und damit rund sieben Mal kleiner als der Branchenprimus Blackrock liegt die UBS. Die grösste Schweizer Bank verwaltete per Ende 2014 gut 550 Millionen Euro an institutionellen Geldern (Rangliste oben anklicken). Wieviel Kundenvermögen die Credit Suisse sowie andere Schweizer Finanzhäuser verwalten finden Sie hier.

Die Gründe, weshalb die Schweizer Asset Manager nur unter ferner liefen figurieren, sind vielfältig und teilweise selbstverschuldet. Hier ist eine Auswahl davon: 

1. Entwicklung verschlafen

In der Vergangenheit konzentrierten sich die Schweizer Finanzinstitute primär auf das Private Banking – dank des Bankgeheimnisses. Vor diesem Hintergrund spielten die Performance und tiefe Gebühren nur eine untergeordnete Rolle. So war es möglich, dass sich Finanzplätze wie New York, London oder Paris als Asset-Management-Zentren profilieren konnten. An diesen Orten entwickelte sich eine entsprechende Expertise.

2. Expertise ausgelagert

In der Folge verlagerten oder errichteten selbst Schweizer Asset Manager ihre Kompetenzzentren ausserhalb des eigenen Landes. So installierte sich zum Beispiel Syz Asset Management im schottischen Edinburgh, wie finews.ch berichtete. Nach London wiederum zog es etwa die Reyl-Gruppe, Twelve Capital oder Bellevue Asset Management – um nur einige zu nennen. 

3. Vor allem ein Vertriebsstandort

Zwar eröffnen ausländische Asset Manager eigene Niederlassungen in der Schweiz. Doch diese dienen nur dem Fondsvertrieb. Die Expertise – also das Portfolio-Management – wird leider nicht hier angesiedelt.

4. Starker Franken

Seit der Freigabe des Franken-Mindestkurses durch die Schweizerischen Nationalbank (SNB) Mitte Januar hat sich der Kostendruck für alle Finanzinstitute massiv erhöht. Dies begünstigt den Aufbau von Asset-Management-Expertise hierzulande kaum.

5. Kein «EU-Pass»:

Will ein Fondshaus von der Schweiz aus ihre Fonds innerhalb der Europäischen Union (EU) vertreiben, müssen für jedes einzelne EU-Land entsprechende Bewilligungen eingeholt werden. Dies ist, wenn überhaupt, nur mit grossem administrativem und rechtlichem Aufwand möglich. 

Asset-Management-Initiative

Gegensteuer zu all den genannten Punkten will die vor mehr als zwei Jahren lancierte Asset-Management-Initiative geben, und die Attraktivität des Schweizer Standorts stärken. Als Initianten agieren dabei die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) sowie der Schweizerische Fondsverband (Sfama). Peter Grünblatt, bei der SBVg verantwortlich für dieses Projekt hat denn auch diverse Projekte angekündigt, etwa eine Online-Umfrage oder die Organisation eines «Asset Management Summit» in Davos.

Allerdings ist unklar, welcher Erfolg diesem Vorhaben beschieden ist, angesichts der oben erwähnten Faktoren. Was nach wie vor fehlt, ist ein klares Bekenntnis der grossen Schweizer Asset Manager zum Plan, die Schweiz in dieser Disziplin zu unterstützen.

Bessere Karten

Denn erst, wenn sich ein eigentliches Cluster mit entsprechenden Fachleuten und Rahmenbedingungen bilden würde, könnte sich auch die Idee eines Asset-Management-Zentrums in der Schweiz wirklich durchsetzen. Doch bis dahin scheint es noch ein langer Weg zu sein, wie unlängst auch Werner E. Rutsch, Geschäftsleitungsmitglied bei Axa Investment Managers in einem Beitrag auf finews.ch feststellte.

Auch Urs Ramseier, Mitgründer und Chairman von Twelve Capital äusserte unlängst in einem lesenswerten Text auf finews.ch seine Bedenken bezüglich der Entwicklungsmöglichkeiten der Schweiz.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.37%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.79%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.84%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.38%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.62%
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