Aktien generieren oft höhere Ausschüttungen als Obligationen oder Cash. Viele Anleger sind dennoch zurückhaltend. Nick Clay, Portfolio Manager von Newton (BNY Mellon), wirft einen kritischen Blick auf vier Mythen beim Investieren in Dividendenaktien.

Von Nick Clay, Portfolio Manager, Global Equity Team, Newton (BNY Mellon)

1. Mythos: Dividendenaktien sind nur etwas für einkommensorientierte Investoren

Dass Dividenden für Investoren auf der Suche nach regelmässigem Einkommen attraktiv sind, ist nichts Neues. Viele übersehen aber, dass Dividenden auch eine Grundlage für Wachstum sind. Für langfristige Investoren kann die Wiederanlage der Dividenden eine effektive Wachstumsstrategie darstellen.

Ein Anfang 1900 in US-Aktien investierter Dollar wäre durch Kursgewinne bis Ende 2011 auf 215 Dollar angewachsen. Wenn aber die zusätzlichen Auswirkungen von Ausschüttungen und ihrer Wiederanlage berücksichtigt werden, beträgt das aus diesem Dollar gewonnene Kapital 21‘978 Dollar. Dividenden und ihre Wiederanlage machten also 99 Prozent der US-Aktienrendite in diesem Zeitraum aus.

2. Mythos: Unternehmen, die Dividenden zahlen, haben kaum Wachstumspotenzial

Viele Anleger denken, dass Ausschüttungen der Nachweis für mangelnde Anlagemöglichkeiten eines Unternehmens sind. Eine Studie über US-Aktien von Robert D. Arnott und Clifford S. Asness zeigt aber, dass ein positiver Zusammenhang zwischen der Auszahlungsrate und dem nachfolgenden Gewinnwachstum eines Unternehmens besteht. Gemäss weiteren Analysen lässt sich das Gleiche auch für die anderen Aktienmärkte sagen. Diese Studien deuten darauf hin, dass die Zahlung von Dividenden sogar eine bessere Kapitaldisziplin fördert.

Entgegen der allgemeinen Meinung zeigen viele Unternehmen, die vom Wunsch nach starkem Wachstum getrieben werden, zu geringe Disziplin bei der Kapitalanlage. Dies äussert sich beispielsweise daran, dass M&A-Aktivitäten steigen, wenn die Bewertungen hoch (oder überteuert) sind. Logischer wäre es, wenn Unternehmen ihre M&A-Aktivitäten bei Markt-Tiefständen intensivieren würden. Mit solch effizientem Kapitaleinsatz steigt auch die Chance, dass der «Return on Invested Capital» unterstützt oder erhalten wird.

3. Mythos: Dividenden sind unzuverlässig

Investoren können von der «Unvorhersehbarkeit» der Dividenden abgeschreckt werden. Wir sind jedoch der Meinung, dass Dividendenerträge sowohl in Hausse- als auch in Baisse-Märkten relativ stabil sein können. Wenn einmal eine Dividende festgelegt wurde, neigen die Unternehmen dazu, diese auch in Zukunft beizubehalten. Andernfalls würde dies ein negatives Signal an Investoren senden. Ausserdem stellen Dividendenaktien bei Anhalten der Niedrigstzinsen eine attraktive Einkommensquelle – im Vergleich zu Obligationen – dar.

4. Mythos: Es geht nur um die Jagd nach Dividendenrendite.

Viele Anleger konzentrieren sich meist auf Aktien, welche die höchsten Ausschüttungen versprechen. Der Ausblick auf höhere Erträge kann zunächst attraktiv erscheinen, in vielen Fällen aber auch ein höheres Risiko bedeuten. Langfristig kann dies zu Enttäuschungen führen. Zum Beispiel gingen die Gewinne von US- und europäischen Banken nach der Finanzkrise 2008 so massiv zurück, dass viele dieser Unternehmen ihre Dividendenzahlungen nicht mehr aufrecht erhalten konnten.

Eine Analyse, wie die Unternehmen und Staaten ihr Kapital verteilen, ist zentral für den Erfolg einer ertragsorientierten Strategie. Unternehmen mit einem zurückhaltenden und disziplinierten Kapitalmanagement sollten eher in der Lage sein, langfristig nachhaltige Gewinne zu erzielen.

Bei Newton folgen wir einem solchen disziplinierten Ansatz, indem wir uns an klare Parameter halten, wann eine Aktien ge- respektive verkauft werden muss. Natürlich gilt auch bei uns der Grundsatz, eine Aktie niemals nur auf der Basis ihrer Dividendenrendite zu kaufen.

Eine Dividenden-orientierte Aktienstrategie

  • erbringt auf Grund des Zinseszins-Effektes der Wiederanlage potenziell höhere Erträge als nicht ertragsorientierte Strategien
  • kann Anlegern zu attraktivem langfristigen Kapitalwachstum verhelfen
  • ist erwiesenermassen weniger volatil als ein rein wachstumsorientierter Ansatz, da sie auf Unternehmen setzt, die in ihrem Kapitalmanagement Disziplin walten lassen.