Vor 40 Jahren lancierte John C. Bogle alias «Saint Jack» den ersten Indexfonds. Doch was die Industrie daraus gemacht hat, schmeckt ihm überhaupt nicht mehr.

Politiker sollen die Exchange Traded Funds (ETF) genauer unter die Lupe nehmen. Dies fordert niemand geringeres als der «Vater» des passiven Investierens, John C. Bogle, wie die «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) am Montag berichtete.

Der Gründer der auf passive Anlagen spezialisierten US-Fondsgesellschaft Vanguard hatte im August 1976 den ersten Indexfonds aufgelegt. Zwar fanden die Investoren zu Beginn wenig Gefallen an dem neuen Anlage-Vehikel. Mit der Zeit, und insbesondere nach der jüngsten Finanzkrise, avancierten die Indexfonds zu einer der beliebtesten Anlageklassen.

Im aktiven Ruhestand

Mittlerweile hat Bogle, der die Geldvermehrung als ein Menschenrecht postuliert, einen Heiligenstatus erreicht. Darum nennen ihn seine Anhänger, die «Bogleheads», schlicht «Saint Jack». Regelmässig pilgern sie nach Malvern, einem Vorort von Philadelphia,  wo die Firma Vanguard ihren Sitz hat. Offiziell ist Bogle zwar seit 15 Jahren pensioniert, doch seine Stimme hat in der Finanzwelt immer noch viel Gewicht.

Für Bogle hat die Erfolgsgeschichte der passiven Investmentprodukte inzwischen einen fahlen Beigeschmack. Der 87-jährige Amerikaner ist unglücklich darüber, was die Finanzindustrie mit «seinen» Produkten gemacht hat – und immer noch macht. Insbesondere die Exchange Traded Funds (ETF) sind ihm ein Dorn im Auge. Anders als das Bogle'sche Original werden die Fondsanteile der ETFs wie Aktien an der Börse gehandelt.

Marktversagen bei ETF

Und dies führe, so Bogle, zu «exzessivem Trading». Die Fondsanteile wechselten viel öfters die Hand als normale Aktien. Und dabei verdienten vor allem Spekulanten, zu Lasten der Investoren, enerviert sich der Vanguard-Gründer, der bereits sechs Herzinfarkte überlebte.

Und ETF verursachten bisweilen auch grosse Verluste, so Bogle weiter. Am 24. August 2015 sackten in den USA beispielsweise die Kurse von etwa 100 ETF ab, und zwar deutlich stärker als die Aktienkörbe, die sie abbildeten. Peinlich für eine Branche, die verspricht, verlässliche Indizes zu Hilfe zu nehmen.

Was ist damals passiert? Den Arbitrageuren, die im Auftrag der ETF-Emittenten die ETF-Kurse an den Wert der unterliegenden Aktien jeweils anpassen, waren die Hände gebunden, weil der Handel an der Wall Street eröffnet wurde, ohne dass vorab – wie sonst üblich – Hinweise auf den wahrscheinlichen Eröffnungskurs für gelistete Aktien geliefert worden waren.

Smart-ETF gaukeln etwas vor

Um einen grossen Crash zu verhindern, ruft Bogle deshalb die Regulierer auf den Plan. Sie sollen Regeln einführen, die das Marktversagen bei ETF fortan verhindern.

Den nach wie vor einflussreichen Bogle stören auch Abwandlungen von ETF-Vehikeln – allen voran Investmentstrategien wie Smart Beta. Diese seien um einiges teurer als klassische ETF, würden aber keine Überrendite für Anleger erwirtschaften, so sein Eindruck.

Smart-Beta-Strategien bilden zwar den gleichen Markt ab, orientieren sich bei der Gewichtung der einzelnen Werten aber nicht an der Marktkapitalisierung der Aktien, sondern an anderen alternative Kriterien.