Matthias C.E. Preiswerk, Vorsitzender der Geschäftsleitung und Teilhaber von Baumann & Cie, will die Unabhängigkeit der Basler Privatbank verteidigen. Dennoch erwägt er eine Fusion mit artgleichen Banken, wie er im Gespräch mit finews.ch erklärt.

Herr Preiswerk, mit der erstmaligen Veröffentlichung der Geschäftszahlen und dem Ausbau im Mittelland geht Baumann & Cie in die Offensive. Doch ist dies angesichts der Konsolidierung im Schweizer Private Banking nicht eher eine Flucht nach vorne?

Wegen der Aufarbeitung des US-Steuerprogramms konnten wir uns zweieinhalb Jahre lang nicht so um unser Geschäft kümmern, wie wir uns dies eigentlich vorgestellt haben. Dieses Hindernis fiel mit der Unterzeichnung der Vereinbarung mit dem amerikanischen Justizdepartement weg. Gleichzeitig hat in den letzten Monaten das Kleinbanken-Bashing einen neuen Höhepunkt erreicht. Das nutzen grössere Konkurrenten, um uns Berater und Kunden abspenstig zu machen. Dagegen mussten wir uns wehren – und zeigen, dass unser Geschäftsmodell solide ist.

Auch Sie spürten den so genannten Hottinger-Effekt, nachdem die Privatbank Hottinger & Cie letzten Oktober liquidiert werden musste?

Den spüren wir immer noch – und der Effekt wird gezielt von grossen Konkurrenten und Beratungsfirmen gefördert. In der Finanzkrise schwang das Pendel zuungunsten der grossen Player aus. Nun schwingt es mit voller Wucht auf die kleinen Institute zurück.

«Wir sind Normalos»

Ist das unfair?

Ach was, das ist der Markt. Aber es ist schon ein Fakt, dass die Bankbranche und ihre Lobby seit dem US-Steuerstreit ohne Wort und ohne Macht dastehen. Jeder schaut nur noch für sich selber, es fand eine enorme Zersplitterung am Schweizer Finanzplatz statt.

Baumann & Cie sucht mit einer Filiale in Olten an Gewicht zu gewinnen. Aber die Aare-Stadt ist ja nicht gerade die Glamour-Private-Banking–Destination der Schweiz, oder?

Also erstens suchen wir den Glamour nicht. Wir sind Normalos, ein eigentliches Banken-KMU. Und als solches wollen wir andere Unternehmer als Kunden betreuen. Diesbezüglich gibt es im Mittelland viel Potenzial, das noch dazu von der Konkurrenz unterschätzt wird. Das weiss ich nicht zuletzt deshalb, weil ich in der Region Olten aufgewachsen bin.

Aber Sie planen das Wachstum bereits über Olten hinaus? Das Kapital dazu hat die Bank ja.

Durchaus. Aber wir werden sicher keine Bank mehr übernehmen, das haben wir 2004 mit der Trafina Privatbank schon gemacht und unsere Lehren daraus gezogen. Mit einer Bank kauft man eben auch Eigenmittel, die nicht benötigt werden, mit denen man aber auch nicht weiterarbeiten kann. Wir denken deshalb eher an Nachfolgelösungen für kleine Vermögensverwalter – oder aber an eine Fusion mit artgleichen Banken.

«Jeder redet mit jedem»

Wer käme denn da infrage?

Derzeit spricht jeder mit jedem, das können Sie sich vorstellen. Wir wollen aber keinesfalls unsere Unabhängigkeit verlieren.

Stichwort Privatbank Notenstein La Roche?

Wenn Sie so wollen. Ich kann mir nicht vorstellen, wieder als Angestellter in einen Konzern zurück zu müssen. Und die anderen drei Teilhaber denken da genau gleich. Bis jetzt hat sich aber auch noch keine entsprechende Möglichkeit ergeben.

«Auch junge Mitarbeiter können sich einbringen»

Sie halten demnach weiter am Teilhaber-Modell und damit an der Eigenständigkeit fest. Doch wie lange kann die Bank sich das noch leisten?

Ich halte das von uns gelebte Geschäfts-Modell für sehr modern, auch wenn es weitherum als Auslauf-Modell verschrien ist. Wir haben die nötigen Veränderungen getroffen, damit sich junge Mitarbeiter relativ günstig in die Struktur einbringen und hier eine Unternehmer-Karriere im Banking verwirklichen können.

Wer will denn heute noch als Teilhaber voll im Risiko stehen?

Wir haben ein bis zwei Athleten in der Bank, denen wir das zutrauen. Aber es ist richtig: Die Nachfolge bei Baumann & Cie wird zeigen, ob das Teilhaber-Modell hier eine Zukunft hat.


Die Bank Baumann & Cie mit Hauptsitz in Basel informierte am Montag erstmals über ihre internen Strukturen. Demnach beschäftigt das Institut an den Standorten Basel, Zürich und Olten rund 60 Mitarbeitende. Die Kundschaft stammt zu zwei Dritteln aus der Schweiz. Ausländische Zielmärkte sind Deutschland und Grossbritannien. Zum Unternehmen gehört die Trafina Privatbank in Zürich.

2015 erwirtschaftete die hauptsächlich im Private Banking tätige Baumann & Cie einen Gewinn von 15,7 Millionen Franken bei einem Kosten-Ertrags-Verhältnis von 65 Prozent. Die Eigenmittel betrugen 121 Millionen Franken. Als einer der letzten «echten» Privatbanken der Schweiz zählt das Institut vier unbeschränkt haftende Teilhaber.

 

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