UBS-Präsident Axel Weber gilt als kritischer Geist. Für die Chefin eines Konkurrenzinstituts findet er jedoch überraschenderweise nur Lobesworte. Woher so viel Bewunderung?

Manch ein UBS-Manager würde wohl Freudensprünge machen, bezeichnete ihn Axel Weber als «äusserst talentiert» und «leistungsorientiert». Solcherlei Lorbeeren streute der Präsident der grössten Schweizer Bank aber jüngst nicht über seine eigene Mannschaft, sondern über eine Bankerin der Konkurrenz. Genauer, über Ana Botín, die Präsidentin der spanischen Grossbank Santander.

In einer kürzlich prominent im deutschen «Handelsblatt» (Artikel bezahlpflichtig) publizierten Laudatio auf die 2016 zum «European Banker of the Year» gekürten Spanierin zeigt sich Weber schwer beeindruckt. Als Spross der Banker-Dynastie Botín, die das Geschick von Santander bestimmt, habe sie das Geldgeschäft wortwörtlich im Blut. Und für viele Frauen in der Finanzbranche sei Botín, die eigentlich lieber Journalistin als Bankerin geworden wäre, sicher ein Vorbild.

Von der Schlechtesten zur Besten

Was Weber beeindruckt, ist aber weniger die Herkunft, sondern der Leistungsausweis Botíns. Speziell jener aus ihrer Zeit als CEO des britischen Arms von Santander.

«Als sie die Führung von Santander UK übernahm, hatte das Unternehmen einen der schlechtesten Werte für Kundenzufriedenheit in Grossbritannien. Als sie Santander UK nach vier Jahren verliess, galt das Institut laut Kundenbefragungen als die beste Bank des Landes», lobt Weber.

Im Jahr 2015 habe Botín dann ihre neue Strategie für das Mutterhaus in Angriff genommen. «Statt Wachstum durch Akquisitionen wird seitdem ein organisches Wachstum verfolgt, indem sich Santander auf den Kundenservice und auf verschiedene Finanzdienstleistungen für Kunden konzentriert», fasst der UBS-Präsident zusammen.

Viele Parallelen zur UBS

Und zieht dann gleich Parallelen zur UBS, wo Weber – seit Mai 2012 Präsident – den Turnaround abschloss und das Institut auf die Rolle des führenden Vermögensverwalters trimmte. «Wir bei der UBS waren unter den Ersten, die ihre Strategie neu definierten», stellt Weber dazu stolz fest. Aber da es kein Geschäftsmodell gebe, das sich für alle eigne, müsse jede Bank ihre eigene Strategie finden, gibt der deutsche Banker zu bedenken.

Santander habe das geschafft, nicht zuletzt dank Botíns «Tatkraft und Führungsstärke».

Vereint auch hinter den Kulissen

Tatsächlich verbindet Santander und UBS heute einiges mehr als die jeweilige Vorwärtsstrategie. So übernahm die UBS im November 2015 die Mailänder Vermögensverwaltungs-Sparte der spanischen Grossbank (Santander Private Banking, SPB Italia).

Seit letztem August arbeiten die beiden Banken zudem gemeinsam an einer digitalen Einheitswährung, wie auch finews.ch berichtete. Diese soll helfen, den Wertschriften- und Devisenhandel auf die als bahnbrechend geltende Blockchain-Technologie umzustellen.

Derweil legen sich Weber und Botín hinter den Kulissen für die Branche ins Zeug. Beide sind sie nämlich Mitglied der mächtigen internationalen Lobby-Organisation Institute of International Finance (IIF), die ihre Anliegen mitunter bis an die höchsten Regierungs- und Behördenstellen trägt.

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