Für die Banker, die wegen Zinsmanipulation angeklagt sind, ist der Libor-Skandal noch lange nicht zu Ende. Der Ex-UBS-Händler Roger Darin steckt in der Schweiz fest und hofft auf einen Durchbruch.

Für die UBS ist der Libor-Skandal ein langer Albtraum. Die Schweizer Grossbank bekannte sich zwar früh für schuldig, den wichtigen Libor-Zinssatz manipuliert zu haben, und entging so einer Strafklage. Dennoch zahlte das Institut 1,5 Milliarden Dollar an amerikanische Behörden.

Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) zog ihrerseits 134 Millionen Franken an unrechtmässigen Gewinnen bei der UBS ein. Die hiesige Wettbewerbskommission (Weko) spürt dem Fall weiterhin nach.

Nicht ausgestanden ist die Affäre auch für eine Handvoll Trader, gegen die eine Strafverfolgung eingeleitet wurde. Bereits in einem britischen Gefängnis sitzt der ehemalige UBS-Händler Tom Hayes. Ein anderer ehemaliger UBS-Mann, Roger Darin, ist in der Schweiz gestrandet – er wurde in den USA des Betrugs angeklagt.

Auslieferung droht

Darin sitzt hierzulande fest. Reist er aus, drohen ihm Verhaftung und Auslieferung an die Amerikaner. Untätig geblieben ist er deswegen nicht, wie finews.ch von seinem Anwalt erfahren hat. Vielmehr bemüht er sich in aller Stille darum, dass die Vorwürfe gegen ihn fallen gelassen werden. Zudem kümmert er sich um seine Karriere und, damit eng verbunden, um seine Reputation.

Auf Gedeih und Verderb

Roger Darin hatte es bei der grössten Schweizer Bank einst bis zum Managing Director gebracht. Er war für die UBS in Tokio, Singapur und Zürich tätig gewesen. Seit dem Libor-Skandal droht im das Schicksal eines anderen prominenten UBS-Bankers: Raoul Weil, der in einem Hotel im italienischen Bologna verhaftet und an die USA ausgeliefert wurde, wo er dann im Prozess aber freigesprochen wurde.

Mit Blick auf den Fall Weil rät Darins Anwalt seinem Klienten dringend davon ab, sich in Übersee zu stellen. «Auch wenn einer sich sicher ist, im Recht zu sein, liefert er sich doch auf Gedeih und Verderb der US-Regierung und den Geschworenen aus. Das Resultat kann wesentlich schlimmer sein, als in der Schweiz festzustecken», sagt Bruce Baird von der Kanzlei Covington & Burling. Trotzdem arbeitet der ehemalige UBS-Mann weiter auf die Einstellung der Klage in den USA hin.

In der Bitcoin Association

Mehr Erfolg war Darin auf beruflicher Ebene beschieden. Steckte der Banker laut Anwalt Baird 2015 noch in einem «kafkaesken Limbus» fest, versuchte er später, mit FX Diversity sein eigenes Unternehmen aufzubauen.

Weil er für die Asset-Management-Firma keine Lizenz von der Finma erhielt, wechselte er ins Fintech-Fach. Diesmal mit mehr Glück: Für ein Startup ist Darin als Produktmanager tätig und mittlerweile auch Mitglied der Kryptowährungs-Vereinigung Bitcoin Association Switzerland.

Gewinner der Finma-Fichenaffäre

Lichtblicke für den Ex-Banker gibt es auch in Sachen Reputation. Wie kürzlich bekannt wurde, ist es einem ungenannten, ehemaligen UBS-Banker gelungen, sich aus den «Fichen» der Finma streichen zu lassen. Den Bundesrichtern zufolge ist die Aufsicht mit ihrer internen Beobachtungsliste, die offenbar auch blosse Verdächtigungen zu Personen am Finanzplatz umfasste, zu weit gegangen.

Die Präzedenz könnte sich nun Roger Darin zunutze machen. In der Schweiz war der UBS-Kadermann nie angeklagt worden.

«Nicht die geringste Ahnung»

Hoffnungsvolle Signale kommen auch aus Grossbritannien. Dort mussten die Behörden die Anklage gegen zwei ehemalige Händler der britischen Bank Barclays fallen lassen. Die beiden Investmentbanker Ryan Reich und Stylianos Contogoulas beharrten darauf, von ihren Vorgesetzten zu den Libor-Manipulationen angehalten worden zu sein.

Roger Darins Anwalt nimmt den Freispruch in Grossbritannien nun dankbar auf. «Wie die Barclays-Banker handelte Roger Darin auf Weisung seiner Chefs», sagt Baird. «Er hatte nicht die geringste Ahnung, das seine Taten als kriminell geahndet werden könnten.»

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