SIX-Präsident Romeo Lacher legt sich vehement für eine digitale Landeswährung ins Zeug. Doch die Schweizerische Nationalbank als Hüterin des Frankens ist da weit weniger enthusiastisch.

Die «Financial Times» gilt unter Finanzkonzernen als bewährte Plattform, um grosse Würfe anzukündigen. So gesehen hat Romeo Lacher den Kanal mit Bedacht gewählt: Gegenüber dem britischen Blatt machte der Präsident der Schweizer Börsenbetreiberin SIX letztes Wochenende kräftig Werbung für die Lancierung eines «E-Frankens» (Artikel bezahlpflichtig).

Lacher zufolge sollte die Schweiz über eine offizielle Krypto-Währung verfügen, um ihre Position im Digitalisierungs-Wettlauf zu sichern. Der ehemalige Credit-Suisse-Banker zeigte sich dabei zuversichtlich, dass dies am Ende das Wirtschaftswachstum ankurbelt. «Ein E-Franken unter der Kontrolle der Nationalbank würde viele Synergien schaffen und wäre damit gut für die Wirtschaft», so Lacher.

Indes, die Schweizerischen Nationalbank (SNB) selber ist diesbezüglich höchst skeptisch.

Skeptischer SNB-Vize

Erst vor wenigen Tagen erteilte Vizepräsident Fritz Zurbrügg dem E-Franken an einer Veranstaltung eine Absage. Für die Schweizerische Nationalbank (SNB) sei die Ausgabe von digitalem Zentralbank-Geld kein Thema, hielt er fest. Die SNB-Oberen halten digitale Devisen für eine Nische und trauen den privaten Krypto-Währungen nicht über den Weg.

Gegenüber der «Financial Times» hielt die Währungshüterin erneut fest, es bestehe kein Bedürfnis nach einer digitalen Landeswährung.

Die Position der SNB ist allerdings nicht unumstritten. So redet die schwedische Zentralbank einer «E-Krone» das Wort, während Russland Pläne für einen «Krypto-Rubel» wälzt. Eher als verzweifelte Massnahme zu werten ist die ebenfalls dieser Tage erfolgte Lancierung des digitalen «Petro» in Venezuela, um der Hyperinflation im Land zu begegnen.

Hektisches Treiben in Bern

In der Schweiz wiederum macht sich niemand geringeres als der Bundesrat für die Stärkung des Krypto-Standorts Schweiz stark. Wie auch finews.ch berichtete, ist diesbezüglich in Bern hektische Betriebsamkeit ausgebrochen. Eine «offizielle» Krypto-Währung würde diese Bemühungen wohl massiv unterstützen.

Die SIX selber treibt die Umstellung zum digitalen Zahlungsverkehr mit Hochdruck voran. Der Finanzinfrastruktur-Konzern hat den Lead bei der Umstellung auf die neue EU-Zahlungsnorm ISO 20022 übernommen.

In der Schweiz hat dies unter anderem die Ablösung der alten Einzahlungsscheine zur Folge, die nun «teildigitalisiert» werden. Bis Ende 2018 müssen nun alle Schweizer Firmen auf das neue Format umstellen. Die Einführung eines E-Franken würde diese Mammut-Reform vermutlich abrunden.

Auftrieb fürs Vollgeld?

Als ehemaliger Banker müsste sich Lacher hingegen den Gefahren für die Branche bewusst sein, die mit dem E-Franken lauern. Die Kunden würden die staatliche Krypto-Währung sinnvollerweise direkt aus der Blockchain der SNB beziehen. Damit würde die Geldschöpfung seitens der Banken ausgehebelt.

Das ist im Prinzip genau das, was das aktuelle Volksbegehren der Vollgeld-Initiative fordert, über welches im Juni abgestimmt wird. Nicht von ungefähr wehrt sich der Bankenplatz mit Händen und Füssen gegen das Begehren.

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