Handelsfinanzierungen gelten als wichtiges Testfeld für die neue Blockchain-Technologie. Ein Experiment mit Schweizer Akteuren könnte der Bankbranche künftig Milliarden einspielen.

Am Anfang war die Sojabohne. Respektive sehr viele davon, eine ganze Schiffsladung voll. Diese verschickte die in der Schweiz ansässige Rohwarenhändlerin Cargill vergangenen Mai von Argentinien rund um die Welt nach Malaysia.

Das Besondere an der Fracht: Die Transaktion und deren Finanzierung durch die anglo-chinesische Grossbank HSBC in Singapur und die niederländische Konkurrentin ING in Genf wurden vollständig mit der als bahnbrechend geltenden Blockchain-Technologie abgewickelt.

In einer gemeinsam mit der Beratungsfirma Bain & Company publizierten Studie reklamiert die HSBC dies nun als Premiere im globalen Geschäft der Handelsfinanzierung. Und schwärmt vom Ergebnis: Ohne den üblichen Papierkrieg, so der Report, habe sich die Abwicklung der Ladung von zehn auf einen Tag reduziert. Gesenkt wurde nicht nur der Zeitaufwand, sondern laut den Autoren auch die Risiken. Dadurch liessen sich am Ende die Transaktionskosten – und damit die Finanzierung – optimieren.

2 Milliarden Dollar mehr

Die Bain-Berater rechnen die enorme Zeitersparnis und die damit gewonnene Effizienz auf eine klangvolle Vision hoch. Der breitflächige Einsatz der neuen Technologie soll dem Welthandel, der derzeit zunehmend unter Druck gerät, neuen Schwung verleihen. In konkreten Zahlen: Dank dem Einsatz der Blockchain könnte das globale Handelsvolumen bis 2026 um rund 1'100 Milliarden Dollar steigen.

Das, so der Report weiter, würde sich auch für die Banken bezahlt machen. Die zehn wichtigsten Player im Trade-Finance-Geschäft fuhren letztes Jahr insgesamt Erträge von 5,8 Milliarden Dollar ein. Bis 2026, rechnen Bain und HSBC nun vor, könnten die weltweiten Einkünfte in der dokumentenbasierten Handelsfinanzierung durch den Blockchain-Einsatz um rund 2 Milliarden Dollar steigen – zusätzlich zu den 8 Milliarden Dollar, die ohne diese Technologie realisierbar sind.

«Mit Blockchain-Lösungen können Banken die digitale Revolution im Welthandel entscheidend vorantreiben und gleichzeitig finanziell profitieren», glauben die Studienautoren.

Brennpunkt Schweiz

Die Schweiz, die dank der zahlreichen hier niedergelassenen Rohstoff-Handelsriesen wie auch dank dem Finanzplatz als wichtiges Drehscheibe im Welthandel gilt, könnte sich davon wohl ein Stück abschneiden. Die grösste Schweizer Bank, die UBS, tüftelt ebenfalls an dieser Zukunftsvision.

Zusammen mit dem IT-Riesen IBM sowie den Bankpartnern Bank of Montreal Caixa Bank, Commerzbank und Erste Group betrieb sie in einem ersten Schritt die experimentelle Handelsfinanzierungs-Plattform Batavia. Das Projekt wurde vergangenen Oktober in das grössere Konsortium We.trade eingegeben, an dem nicht weniger als zwölf Banken beteiligt sind: Neben der UBS etwa die Deutsche Bank, KBC, Natixis, Nordea, Robobank, Santander, Société Générale, Unicredit – und die HSBC mit ihrem Sojabohnen-Piloten.

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