Credit-Suisse-Verwaltungsratspräsident Urs Rohner hätte sich früher vom ehemaligen CEO Brady Dougan verabschieden sollen.

Die Restrukturierung der Credit Suisse ist abgeschlossen. Die Zahlen stimmen zwar nachweislich noch nicht, die Bank musste in den letzten Jahren grosse Ertragseinbussen hinnehmen und der Aktienkurs ist abgestürzt. Doch die sinkenden Erträge seien so gewollt, sagte Credit-Suisse-Verwaltungsratspräsident Urs Rohner in einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung»: «Wenn man die Investmentbank um fast die Hälfte verkleinert, gehen die Erträge natürlich zurück. Das liegt in der Logik der Sache und ist so gewollt.»

Es gäbe aber gute Gründe, die für eine Kurserholung sprechen würden, namentlich die schlankere Kostenbasis und die niedrigeren Refinanzierungskosten. Aus diesen Gründen glaubt Rohner auch, dass die Bank die angepeilte Rendite von 10 Prozent nächstes Jahr erreichen wird. Womit man sich im europäischen Quervergleich abheben könne.

Nicht leicht angreifbar

Vergleiche mit der Konkurrenz will Rohner aber eigentlich nicht. Jede Bank müsse sich so positionieren, dass sie im Einklang mit ihrer DNA optimal wachsen könne: «Sollte man als Schweizer Grossbank die Idee gehabt haben, mit Instituten wie JP Morgan zu konkurrieren, sollte man sie aufgeben. Ich habe nie eine solche Vorstellung gehabt.»

Ziel sei es, in den Geschäften, die die Bank betreibt, zu den führenden Adressen zu zählen. Dies gilt für die Schweizer Universalbank genauso wie im Geschäft mit sehr wohlhabenden Privatkunden: «Hier haben wir uns global eine Position erarbeitet, die nicht so leicht anzugreifen ist», sagte Rohner.

Thiam bleibt

Auch über seinen CEO Tidjane Thiam ist Rohner voll des Lobes: Thiam habe seine Arbeit so gut gemacht, dass er Angebote von der Konkurrenz bekommen könnte. Doch Rohner ist optimistisch, dass Thiam die ausschlagen würde: «Ich weiss [...], dass ihm die Arbeit bei der Credit Suisse sehr viel Freude bereitet und er nicht beabsichtigt, die Bank zu verlassen.»

Thiam sei in der Restrukturierungsphase der vergangenen Jahre teilweise sehr hart angegangen worden. Nun wolle er die Früchte seiner Arbeit ernten und die Bank in eine Wachstumsphase führen. Von Thiams Vorgänger Brady Dougan hingegen würde sich Rohner heute rascher trennen: «Aus heutiger Sicht hätte ich [...] den Führungswechsel schneller durchziehen sollen.»

 

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