Mit Eric Syz verabschiedet sich eine der aussergewöhnlichsten Persönlichkeiten aus dem operativen Bankgeschäft in der Schweiz.

Eric Syz bleibt niemandem eine Antwort schuldig. Darum sind im Gespräch seine Herleitungen und Argumente auch immer so gut nachvollziehbar. Manchmal auch etwas ungestüm, nimmt doch der Bankier nie ein Blatt vor den Mund, sondern argumentiert mit einer seltenen Überzeugungsgabe, die seine Unabhängigkeit nur noch deutlicher unterstreicht. Allein damit unterscheidet er sich vom Gros seiner Berufskollegen.

Am Mittwoch gab er bekannt, dass er die operative Leitung der eigenen Bank abgibt, wie auch finews.ch berichtete. Fortan will er sich auf die Strategie der Syz-Gruppe konzentrieren.

Rat vom Vater

Der heute 61-jährige Syz musste seinem Vater, der ein grosses Textilunternehmen leitete, einst versprechen, nicht in dessen Branche einzusteigen. «Das Geschäft, das unsere Familie damals betrieb, war extrem schwierig geworden. In den 1960er- und 1970er-Jahren wanderte die ganze Industrie in den Osten ab. Die Textilbranche stand erneut vor einem Strukturwandel, nachdem sie bereits im 19. Jahrhundert die Industrialisierung durchgemacht hatte», erinnerte sich Syz einst in einem Interview mit finews.ch.

«So gesehen war der Rat meines Vaters nachvollziehbar – wir standen vor einer Zeitenwende», so Syz, der als Konsequenz daraus zum Banker mutierte. 

Seltenes Privileg

Ein Banker, der praktisch alle Disziplinen in der Hochfinanz kennenlernte, sei es als Investmentbanker an der Wall Street (Paine Webber, heute UBS), als Banquier privé in Genf (Lombard Odier) oder im Asset Management. So hatte er mit der Zeit auch das seltene Privileg, verbunden mit den erforderlichen Finanzen, wie Reto Ringger oder Thomas Matter selber ein Geldinstitut gründen zu können, das seinen persönlichen Vorstellungen entsprach.

Das war 1996, also in einer Zeit, in der das Swiss Banking in seiner ganzen Blüte florierte und jene Nachlässigkeit entwickelte, die später zum Verhängnis werden sollte. Schon damals erwies sich Syz als Visionär, indem er unter anderem zwei Dinge erkannte: Erstens, die Schweiz wird auf Dauer das traditionelle Bankgeheimnis nicht bewahren können, was zweitens darauf hinaus laufen wird, dass die Performance im Vermögensverwaltungsgeschäft in den Mittelpunkt rückt.

Performance statt Steuervermeidung

Unter diesen Prämissen gründete Syz nicht einfach «eine» Bank, sondern ein Unternehmen, das wie eine Asset-Management-Firma konzipiert ist, wie er einmal gegenüber finews.ch erklärte. Asset Management in dem Sinn, dass im Zentrum der Verwaltungsleistung nicht die «Steuervermeidung», sondern die Expertise steht, um den Wert eines Portfolios zielstrebig zu steigern.

So strukturierte Syz seine Bank, die weniger eine klassische Privatbank, als vielmehr ein modisches Asset-Management-Haus war und ist. Notabene war es wohl auch das erste Finanzinstitut in der Schweiz, das sogar mit Comics Werbung machte.

Auch Rückschläge

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