Die Reform des ägyptischen Finanzsektors, insbesondere seiner Handelsbanken, ist ein langfristiges Unterfangen. Daraus entstanden ist aber eine solide Basis, wie Malek Bou-Diab in einem Beitrag für finews.ch schreibt.


Von Malek Bou-Diab, Lead Portfolio Manager des BB African Opportunities Fonds

Ägyptische Banken haben die globale Finanzkrise 2009 und die Phase wirtschaftlicher Instabilität nach der Revolution gut überstanden. Ihr hohes Mass an Rentabilität spricht für den Erfolg der umgesetzten Reformen. Vor fünf Jahren begann die Stabilisierung des Landes.

Seitdem haben Bankentitel wie Commercial International Bank, Credit Agricole Egypt und Housing and Development Bank Gesamtrenditen von 85 Prozent, 150 Prozent und 83 Prozent erwirtschaftet (jeweils in Dollar) und damit den EGX-30-Index deutlich übertroffen, der von 2013 bis 2017 um 22 Prozent zulegte.

Hypotheken als Mangelware

Nach der erfolgreichen Implementierung von Reformen wenden sich Regierung und Notenbank nun der finanziellen Durchdringung des Landes zu. Die Penetrationsrate bewegt sich sogar gemessen an niedrigen Schwellenländer-Standards auf sehr geringem Niveau: Das Verhältnis von Unternehmenskrediten zum Bruttoinlandprodukt (BIP) liegt bei 41 Prozent, und die Schulden der privaten Haushalte im Verhältnis zum BIP fallen mit 7,2 Prozent sogar noch niedriger aus.

Ebenfalls positiv für Finanzdienstleister: Weniger als 8 Prozent der Haushalte verfügen über ein Bankkonto, kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) haben keinen Zugang zu Krediten und Hypotheken sind so gut wie gar nicht verbreitet. Gleichzeitig möchten die ägyptische Zentralbank und das Finanzministerium KMUs den Zugang zu Krediten erleichtern.

Zudem hat die Zentralbank ein Pilotprogramm zur Entwicklung und Bereitstellung von Hypothekenfinanzierungen lanciert, die trotz der immensen Wohnungsnachfrage in Ägypten absolute Mangelware sind.

Deutliche Neubewertung erwartet

Hinsichtlich der aktuellen Bewertung der Bankaktien hat der Markt zwar die mittlerweile bewährte Stabilität des Bankensystems eingepreist. Ich glaube aber, dass die bevorstehende Annahme einer höheren Wachstumsdynamik erhebliches Aufwärtspotenzial bieten könnte.

Da die Zinsen im kommenden Jahr voraussichtlich fallen werden, dürfte der zweite Teil der wachstumsorientierten Reformen Früchte tragen und zu einer deutlichen Neubewertung der Aktien von Finanzdienstleistern führen. Darum verfügt die Branche über ein sehr attraktives risikoadjustiertes Renditeprofil, insbesondere nach der jüngsten breiten Korrektur in den Schwellenländern.

Innovationsgetriebene Bank

CAE 514

Mit Blick auf Einzeltitel zählt etwa Credit Agricole Egypt (CAE, Bild oben) seit 2010/2011 zu den Kerninvestitionen im Portfolio des BB African Opportunities Fonds. Die Bank strebt danach, eine führende, innovationsgetriebene, nachhaltige Bank in Ägypten zu sein. Das Management konzentriert sich seit Kurzem auf die Entwicklung von Finanzdienstleistungen für die wohlhabenderen Bevölkerungsgruppen des Landes.

Der Informationsaustausch mit der Geschäftsleitung und die langjährige und vielfältige internationale Erfahrung des Management-Teams bieten eine interessante externe Perspektive auf das ägyptische Bankwesen. Die Botschaft lautet dabei stets: Der ägyptische Markt bietet enorme Chancen, die kaum genutzt werden.

Immenses Wachstumspotenzial

«Die Margen für Finanzintermediäre in Ägypten sind nicht mit den Niveaus in Europa vergleichbar. Als ich hier anfing, war ich an die Margen in Frankreich gewöhnt und von den drei- bis viermal höheren Nettozinsmargen der ägyptischen Banken überrascht. Ägypten bietet kräftiges Wachstum bei hohen Margen», sagte Pascale Bohn, Finanzchefin von CAE, im Gespräch.

«Solche Chancen gibt es in Europa nicht mehr. In Ägypten existieren weniger als 40 Banken und die Durchdringung ist nach wie vor niedrig, so dass es ein immenses Wachstumspotenzial gibt, ohne wie in Europa um Marktanteile ringen zu müssen», so Bohn weiter.

CAE erwirtschaftet eine Eigenkapitalrendite von mehr als 30 Prozent und wird 2019 mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 5.4x gehandelt. Die Dividendenrendite 2017 betrug 8,3 Prozent. Vor diesem Hintergrund gilt diese Aktie als nach wie vor günstig im Vergleich zu anderen Bankenaktien aus Schwellenländern mit ähnlichen Wachstumsprofilen und geringerer Rentabilität.

Fokus auf die Mittelschicht

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Die Housing and Development Bank (HDB, Bild oben) richtet ihr Geschäft vor allem auf die Mittelschicht und zweitrangige Städte aus, die nach wie vor nur auf ein sehr geringes Angebot an Bank-Dienstleistungen zugreifen können. Laut Präsident und CEO Mohammed El-Sebai rentieren sich neue Niederlassungen in diesen Bereichen bereits sechs Monate nach ihrer Eröffnung.

Obwohl die Regierung Mehrheitseigentümerin ist, hat das Management eine umfassende Restrukturierung der Bank eingeleitet, um dessen Effizienz zu verbessern und neue Geschäftsfelder zu erschliessen.

Privatisierung geplant

Seit 2014 stieg die Rendite des durchschnittlichen Eigenkapitals schrittweise von 12,3 Prozent auf 32,9 Prozent im Jahr 2017. Die ägyptische Regierung teilte vor Kurzem mit, dass sie die Bank in ihr angekündigtes IPO-/Privatisierungsprogramm aufgenommen habe.

Mit einem geschätzten KGV von 3.6x für 2019 und einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von 0.9x gilt die Aktie als günstig bewertet.


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