Die Deutsche Bank lässt sich bei einem Fusionsentscheid mit der Commerzbank nicht dreinreden, sagt ihr Aufsichtsrats-Vorsitzender Paul Achleitner. Trotzdem ruft er nach der Politik. 

In der europäischen Bankenlandschaft scheint es derzeit nur ein Thema zu geben: Schliessen sich die Deutsche Bank und die Commerzbank zusammen? 

Dieser Frage musste sich gestern Mittwoch am Finance Forum Liechtenstein auch der Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Bank, Paul Achleitner, stellen. Zwar beantwortete der Österreicher die Frage erwartungsgemäss nicht, bereits bei der Präsentation zum ersten Quartal am 26. April soll jedoch Klarheit geschaffen werden. 

Viele Gründe dagegen

Der CEO des Instituts, Christian Sewing, gab sich noch vor wenigen Wochen eher lauwarm in Bezug auf den Zusammenschluss: «Die Erfahrungen zeigen, dass es viele wirtschaftliche und technische Gründe geben kann, die einem solchen Schritt entgegenstehen können», sagte er damals, wie auch finews.ch berichtete. 

Das könnte zur Wahrnehmung beigetragen haben, dass das Merger-Projekt vor allem aus Berlin vorangetrieben wird, von Finanzminister Olaf Scholz. Dem trat Achleitner vor dem Publikum in Liechtenstein deutlich entgegen: «Überhaupt keiner in Berlin hat Druck ausgeübt», sagte er. Dass sich der Finanzminister für die Vorgänge um die grössten Banken des Landes interessiere, sei abgesehen davon keine Überraschung. 

«Size matters»

Auch jenseits wirtschaftspolitischer Ambitionen gibt es stichhaltige Gründe für einen Zusammenschluss: «Es schmerzt mich mit meinen 1,68 Metern zwar, das zu sagen, aber size matters», sagte Achleitner. Vielleicht sei die Deutsche Bank ja nicht «too big to fail, sondern too small to scale». Zu klein also, um in den wichtigen Geschäftsbereichen international mithalten zu können. 

«Makroökonomisch, volkswirtschaftlich macht es sicher viel Sinn», sagte er weiter. «Ob auch betriebswirtschaftlich, wird zu entscheiden sein.» 

8 Milliarden Negativzinsen

Damit europäische Banken – auch über eine mögliche deutsche Megabank hinaus – mit der amerikanischen Konkurrenz wieder mithalten können, ist der Staat allerdings doch gefragt. So rechnete Achleitner vor, dass die Banken im Euroraum jährlich 8 Milliarden Euro Negativzinsen bezahlen müssen.

Die US-Institute erhalten derweil 40 Milliarden Dollar Zinsertrag auf ihre überschüssige Liquidität. Entsprechend forderte Achleitner eine Abkehr von der aktuellen Zinspolitik der Europäischen Zentralbank. 

Bessere Regulierung

Um die aufgeblähten Bankbilanzen in Europa zu verkleinern, müssten sich Unternehmen auf dieser Seite des Atlantiks besser über den Kapitalmark finanzieren können. Auch hier ist allerdings der Staat gefragt, so Achleitner. Nur über eine einheitliche Regulierung lasse sich die gegenwärtige Abhängigkeit kleinerer Unternehmen von Bankdarlehen verbessern. 

Schliesslich wünscht sich der Oberaufseher über die Deutsche Bank auch, dass der Regulator für gleich lange Spiesse der Banken mit den digitalen Herausforderern sorgt. Er sehe nicht ein, weshalb AirBnB nicht reguliert werden wie Hotels – analog dazu müsse man auch Fintechs vernünftig regulieren, sagte er. 

 

 

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