Die Deutsche Bank solle möglichst bald die Nachfolge von Paul Achleitner regeln, fordert die Europäische Zentralbank. Damit wachsen die Chancen für UBS-Präsident Axel Weber, den Aufsichtsratsvorsitz in knapp einem Jahr zu übernehmen. 

Noch dauert es knapp ein Jahr, bis Paul Achleitner seinen Posten als Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Bank im Mai 2022 abgeben wird. Dannzumal, so schreiben es die Statuten vor, wird er nach zwei fünfjährigen Amtszeiten das Zepter einem Nachfolger übergeben müssen.

Und offenbar ist dieser Wechsel in der europäischen Finanzbranche dermassen wichtig, dass die Europäische Zentralbank (EZB) die Deutsche Bank offenbar schon mehrmals gedrängt hat, möglichst bald einen Nachfolger zu benennen, wie die «Financial Times» (Artikel kostenpflichtig) am Freitag berichtete.

Höchst ungewöhnlich

Nach schweizerischem oder auch amerikanischen Massstab ist eine solche Forderung seitens der Behörden höchst ungewöhnlich. Doch der Fall in Deutschland zeigt zweierlei: Erstens, dass die Macht der Behörden wesentlich grösser als anderswo ist, und zweitens, dass der Personalie wohl auch aus europapolitischen Überlegungen eine wichtige Funktion zukommt.

Corporate Governance, also die rechtmässige Unternehmensführung, sei eine der wichtigsten regulatorischen Prioritäten für die EZB, zitiert die «Financial Times» eine mit der Sache vertraute Person, die noch anfügte, dass die Nachfolge eine Schlüsselfrage für die Diskussion zwischen der Bank und den Regulierungsbehörden sei.

Offenbar soll die EZB besorgt sein, dass die Deutsche Bank die Nominierung als vollendete Tatsache vor der jährlichen Aktionärsversammlung im nächsten Jahr präsentieren würde.

Kandidaten-Karussell in voller Fahrt

Die Nachrichtenagentur «Reuters» berichtete als erste über die Peronalie an der Spitze von Deutschlands grösstem Kreditinstitut. Sowohl die Aufsichtsbehörde als auch die Bank wollten keine Stellung dazu nehmen. 

Natürlich nimmt aufgrund dieser jüngsten Entwicklung das Kandidatenkarussell gehörg an Fahrt an, respektive mehren sich die Spekulationen darüber, wer Achleitner beerben könnte. Ein Name, den finews.ch bereits vor wenigen Wochen nannte, ist Axel Weber – derzeit Verwaltungsratspräsident der Schweizer Grossbank UBS. Doch auch dessen Amtszeit endet im kommenden Jahr, so dass er grundsätzlich offen wäre für eine neue Herausforderung – in der Heimat.

Schon früher im Gespräch gewesen

Dass Weber 2022 «frei» wird, hat man in Deutschland durchaus schon festgetellt. Sein Name ist im Zusammenhang mit der Nachfolge Achtleitners in den vergangenen Wochen verschiedentlich gefallen. Weber bei der Deutschen Bank ist denn auch eine Konstellation, aus der schon früher etwas hätte werden können: So war Weber der Wunschkandidat von Josef «Joe» Ackermann gewesen, dessen CEO-Job ab 2013 zu übernehmen. Auch 2018, als Achleitner den damaligen CEO John Cryan auswechselte, galt Weber als Kandidat.

Als früherer Präsident der Deutschen Bundesbank und später als UBS-Präsident, der einen weitaus besseren Leistungsausweis mitbringt als Achtleitern, geniesst Weber in seiner Heimat einen makellosen Ruf. Dass die EZB nun Druck macht, könnte ihm in die Karten spielen, zumal er aufgrund seiner früheren Funktion bei der Bundesbank beste Beziehungen zu den Währungshütern hat.

Nachnomination möglich

Zwar hat Achleitner mit Theodor Weimer, seines Zeichens bereits Aufsichtsrat der Deutschen Bank und gleichzeitig CEO der Deutschen Börse, einen potenziellen Nachfolger am Start. Doch eine Nachnomination Webers wäre durchaus denkbar. Personen aus dem Umfeld des UBS-Präsidenten sagten gegenüber finews.ch, dieser habe solche Pläne bislang nicht geäussert. Die Bank selber gab zu den Spekulationen keinen Kommentar ab.

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