Die Grossbanken-Fusionspläne in Deutschland offenbaren die grosse Angst Europas, von den USA und China abgehängt zu werden. Doch einmal mehr dominieren nationale Interessen.

Ein «nationaler Champion» in Deutschland soll durch die Fusion der Deutschen Bank mit der Commerzbank entstehen. Eine solche Idee kann nur den Planspielen von Politikern entspringen. Tatsächlich sollen denn auch Finanzminister Olaf Scholz und sein Staatsekretär Jörg Kukies die treibenden Kräfte hinter der «Deutschen Commerz» sein, eines Bankengebildes mit rund 38 Millionen Kunden, 140'000 Mitarbeitern und knapp 2 Billionen Euro Bilanzsumme.

Das Fusionsprojekt, aus zwei Kriseninstituten einen Champion zu bauen, dürfte nur äusserst zäh und schmerzhaft zu realisieren sein – sofern es überhaupt in Angriff genommen wird. Doch darum geht es hier nicht, sondern um den Boden, auf dem ein solches Projekt überhaupt seine Blüten treiben könnte.

Die Angst, abgehängt zu werden

Die «Deutsche Commerz» hat zwei Treiber: Die Angst Europas, namentlich der EU, von den USA und China bei der wirtschaftlichen Entwicklung abgehängt zu werden.

Und zweitens: Die gleichzeitige Unfähigkeit der EU, der gewaltigen Dynamik und Kraft im globalen Wettlauf um die wirtschaftlich und technologische Vorherrschaft eine eigene Strategie entgegenzusetzen. Diese Unfähigkeit äussert sich in den deutschen Interessen, einen «nationalen Champion» bauen zu wollen.

Es ist bemerkenswert, dass just mit Bekanntwerden der deutschen Fusionsgespräche die Schweizerische Bankiervereinigung am Montag ein Positionspapier mit dem Namen «Braucht die Schweiz grosse Banken?» veröffentlichte. Die Antwort auf diese Frage wäre vor wenigen Jahren möglicherweise noch anders ausgefallen.

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