Nächstes Jahr treten die obersten Lenker der UBS und der Deutschen Bank zurück. Eine Ausgangslage, die Spekulationen um Axel Weber in Gang setzt. Der Ex-Bundesbanker geniesst in Deutschland einen hervorragenden Ruf.

Es ist eine besondere Konstellation: UBS und Deutsche Bank, die beiden grössten Banken der Schweiz und Deutschlands, wählen im nächsten Jahr einen neuen Verwaltungsratspräsidenten respektive Aufsichtsratsvorsitzenden. Sowohl Axel Weber als auch Paul Achleitner haben ihre Funktionen dann zehn Jahre lang ausgeübt.

Während bei der Deutschen Bank das Kandidaten-Karussell um Achleitners Thronfolger in vollem Schwung ist, herrscht bei der UBS zu Webers Nachfolgeplanung noch noble Zurückhaltung. Die jüngste Äusserung dazu steht im jüngsten UBS-Geschäftsbericht auf Seite 205: Webers Ablösung sei für 2022 geplant. Die Nachfolgesuche sei zu Beginn 2021 unter der Leitung von Jeremy Anderson, dem Leiter des Nominating Committees, gestartet worden.

Eine Beziehung, aus der bislang nichts geworden ist

Dass Weber 2022 «frei» wird, ist in Deutschland registriert worden. Der Name des UBS-Präsidenten ist in den vergangenen Tagen in deutschen Medien als möglicher Nachfolger Achleitners genannt worden.

Weber und die Deutsche Bank: Das ist eine Beziehung, aus der immer wieder mal etwas Engeres hätte werden können. So war Weber der Wunschkandidat von Josef «Joe» Ackermann gewesen, dessen CEO-Job ab 2013 zu übernehmen. Auch 2018, als Achleitner den damaligen CEO John Cryan fallen liess, wurde der Ruf nach Weber laut.

Weber hält sich bedeckt

Als ehemaliger Präsident der Deutschen Bundesbank geniesst Weber in seiner Heimat nach wie vor einen hervorragenden Ruf – was sich nun wieder in den Medienberichten zeigt.

Doch Achleitner hat bei der Deutschen Bank vergangene Woche mit den Zuwahlen in den Aufsichtsrat seine Nachfolge vorgespurt. Top-Kandidat ist wohl Theodor Weimer – der dann aber seinen CEO-Job bei der Deutschen Börse aufgeben müsste.

Weber könnte immer noch nachnominiert werden – wenn er denn wollte. Personen aus dem Umfeld des UBS-Präsidenten sagten gegenüber finews.ch, dieser habe solche Absichten bislang nicht geäussert. Die Bank selber gab zu den Spekulationen keinen Kommentar ab und verwies auf die Passage im Geschäftsbericht.

Bleibt er bei der UBS länger?

Zur näheren Zukunft des im März 64 Jahre alt gewordenen Ökonomen und Währungsspezialisten stellt sich bei Beobachtern eher die Frage, ob er im kommenden Jahr tatsächlich abtreten will.

Das in Sachen UBS und Weber für gewöhnlich sehr gut informierte Wirtschaftsmagazin «Bilanz» hatte im vergangenen April gemutmasst, dass Weber bei der UBS noch ein oder zwei Jahre dranhängen könnte.

Die Auswahl an einem Nachfolger oder an einer Nachfolgerin aus dem UBS-Verwaltungsrat sei dünn und ein möglicher Strafprozess gegen CEO Ralph Hamers in den Niederlanden wegen Geldwäscherei könnten Weber dazu bewegen, länger zu bleiben.

Ein «reines Haus» übergeben

Weber, so viel dringt aus der UBS heraus, möchte 2022 ein «reines Haus» übergeben. Ein laufender Geldwäscherei-Prozess gegen den CEO würde diese Absicht durchkreuzen.

Das Urteil im Frankreich-Steuerprozess wird im diesem Herbst erwartet und hängig ist auch die US-Klage gegen die UBS wegen verlustreicher Hypothekenpapiere (RMBS), welche die Credit Suisse (CS) 2016 eine Vergleichszahlung von über 5 Milliarden Dollar gekostet hatte.

UBS-Verlust mit Archegos im Schatten der Credit Suisse

Der 800-Millionen-Verlust, welchen die UBS mit dem US-Hedgefonds Archegos erlitt, hätte für Weber zum Problem werden können – wäre nicht die Rivalin CS mit ihrem Verlust von rund 5 Milliarden Franken gewesen.

Die CS feuerte in der Folge ihren Investmentbank-Chef Brian Chin sowie Risikochefin Lara Warner. Andreas Gottschling, der im CS-Verwaltungsrat den Risiko-Vorsitz hatte, trat zurück, um an der Generalversammlung einer Wahlschlappe zu entgehen.

Bei der UBS blieben solche Konsequenzen aus, obwohl auch bei ihr im Archegos-Fall die Risikokontrollen sträflich versagt haben. Im Gegensatz zur CS, die eine Untersuchung (Investigation) eingeleitet hat, begnügt sich die UBS mit einer Überprüfung (Review).

Meriten, aber keine Millionen

Wenn Weber im kommenden Jahr 65 Jahre alt wird, wäre er im besten Alter, um nochmals einen prestigereichen Posten zu übernehmen. Eine Rückkehr in die Heimat hätte für ihn wohl auch seinen Reiz – und die Deutsche Bank würde als laufende «Turnaround-Story» das Potenzial zum Verdienen von weiteren Meriten bieten.

Der Punkt mit dem Verdienen dürfte hingegen der sein, der einen Axel Weber als Aufsichtratsvorsitzenden der Deutschen Bank unmöglich macht. Als UBS-Präsident verdiente er bis zu 6 Millionen Franken im Jahr. Achleitner brachte es zuletzt auf 900'000 Euro. Dass Weber eine solche Lohneinbusse bei gleich hoch bleibendem Haftungsrisiko in Kauf nehmen würde, halten Beobachter für höchst unwahrscheinlich.

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