Credit-Suisse-CEO Tidjane Thiam ruft öfters mal seinen Schweiz-Chef Thomas Gottstein an – vor allem wenn es um Beschwerden von Kunden geht, aber auch, um neue Geschäftsideen zu entwickeln.

Seit seinem Amtsantritt als CEO der Credit Suisse (CS) vor knapp vier Jahren durchlebte Tidjane Thiam eine Achterbahnfahrt: Seine hohe Entschädigung, tausende von Entlassungen und der schwache Aktienkurs kratzten an seinem Ansehen.

Inzwischen sind ihm die Aktionäre wieder besser gesonnen, auch wenn er sich in einem Interview mit dem «Sonntagsblick» über den Kurs des CS-Papiers immer noch unzufrieden zeigt. Immerhin konnte die Bank im ersten Quartal 2019 eine respektable Rendite erzielen, und gemessen an der Kursentwicklung hängte die CS ihre Rivalin UBS ab, wie auch finews.ch berichtete.

Viele Telefonate für Thomas Gottstein

Im Interview vom gestrigen Sonntag führt der CEO die positive Entwicklung auch auf die Schweiz zurück, wo Thomas Gottstein per Ende 2018 die hoch gesteckten Ziele seines Chefs erreichen konnte. Dieser bekomme häufig Telefonate von Thiam, etwa wegen Kundenbeschwerden oder neuer Ideen fürs Geschäft, war weiter zu erfahren.

«Ich bin stolz auf das, was wir in der Schweiz erreicht haben. Unser Image ist viel besser geworden», so Thiam. «Wir können international nicht glaubwürdig sein, wenn wir in der Schweiz keinen guten Ruf haben.»

Swissness war ein wichtiges Argument – auch für Tidjane Thiam

Die «Swissness helfe der Bank auch international, etwa im Geschäft mit Kunden in Asien. «Selbst mein persönlicher Entscheid, zur CS zu kommen, hatte viel damit zu tun, dass sie eine Schweizer Bank ist.»

Trotz der – im Vergleich zu den US-Banken – tiefen Marktkapitalisierung der CS besteht laut Thiam keine Gefahr, dass eine der Schweizer Grossbanken zum Übernahmeziel wird. Sowieso hält er nichts von der Idee, dass sich Institute auf dieser Seite des Atlantiks zusammenschliessen sollten, um besser mit den Amerikanern in Konkurrenz treten zu können.

«Negative Zinsen schaffen ein extrem schwieriges Umfeld, in dem viele Banken auf lange Sicht sehr unter Druck kommen. Ein Zusammenschluss würde hier nichts nützen», sagte er. «Es braucht strukturelle Reformen des Gesundheits-, Renten- und Bildungssystems in Europa, um das wirtschaftliche Umfeld wieder zu verbessern und Wachstum zu erzeugen.»

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