Banken versuchen bei der technologischen Entwicklung vorne dabei zu bleiben. Doch das wird ihnen nicht viel nützen, wie François Rüf sagt, der bei Vontobel für künstliche Intelligenz zuständig.

Wie eine Schweizer Bank dereinst aussehen wird, wenn künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen ihr Potenzial ausgeschöpft haben, das lässt sich nicht vorhersehen. Darin waren sich auch die drei Experten einig, die am Finance Circle über Smart Data und künstliche Intelligenz diskutierten.

Der Anlass am Montagabend wurde durch die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) in Kooperation mit dem Zürcher Bankenverband (ZBV) organisiert. Neben François Rüf, welcher bei Vontobel für künstliche Intelligenz zuständig ist, sprachen Tania Rebuzzi (Bild unten) von der Credit Suisse und Gundula Heinatz Bürki, welche die Swiss Alliance for Data-Intensive Services leitet.

Unsentimentale Einschätzung

Rüf, bei welchem auch der Pferdeschwanz und die Turnschuhe darauf hinweisen, dass er erst seit einem Jahr bei Vontobel ist, verkaufte vor sechs Jahren ein Startup an Microsoft. Dort arbeitete er bis zu seinem Wechsel in die Finanzbranche.

Entsprechend unsentimental ist die Einschätzung des Physikers mit ETH-Abschluss: «Ich glaube ehrlich gesagt, ein grosser Teil vom Banking wird verschwinden, in den einzelnen User Journeys», sagte er in der Diskussion. «Wahrscheinlich ist es nicht mehr so, dass ich eine Banking-App habe. Das ist viel tiefer in mein Leben integriert», sagte er in Bezug auf die künftigen technologischen Möglichkeiten.

Bank wird zum Lieferanten

Der Kunde, welcher ein Produkt – sei es eine Hypothek oder Fondsanteile – kaufen will, würde demnach nicht mehr mit seinem Bankberater sprechen. Stattdessen würde die Bank zum Lieferanten, welcher über den Makler oder eine Schnittstelle wie zum Beispiel die schlauen Lautsprecher von Amazon seine Dienstleistungen platziert.

Das ist allerdings Zukunftsmusik. Die Anwendungsbereiche der Roboter bleiben sehr spezifisch, eingeschränkt auf Bereiche mit sauberen und leicht verfügbaren Daten.

rebuzzi

Als Beispiel dafür dienten, neben Compliance oder repetitiven Backoffice-Arbeiten, die Erfolge von Supercomputern im Schachspiel oder dem asiatischen Go. Während die Maschinen in diesem regulierten Umfeld den Menschen schlagen können, sind sie andererseits ausserstande, bestimmte Hunderassen von Wischmops oder Muffins zu unterscheiden.

Training für Roboter

Auch bei der Credit Suisse muss der Chatbot, welcher Anfragen der Kundenberater schneller beantworten soll, händisch trainiert werden, um sein Potenzial entfalten zu können. Bei der Umsetzung solcher Vorhaben braucht es laut Rebuzzi, welche für den Support der Frontleute in der Schweizer Einheit zuständig ist, auch einiges an Zuversicht.

«Ist das jetzt ein Business Case, ja oder nein? Von Anfang an lässt sich das nicht immer so eindeutig beziffern», sagte sie. «Das ist die interne Herausforderung, dass man sagt, wir glauben an den Gedanken, wir probieren das und wir entwickeln das mit der Zeit.»

Backoffice und Front verschmelzen

Dabei dürfte es für die Banken wichtig sein, die Kontrolle über die Daten zu behalten: «Wer die Daten hat, kann besser personalisieren, besseren Kundenservice bieten», sagte Rüf.

Dabei werden die Grenzen zwischen Backoffice und Banker zunehmend verschwimmen. Eine Bank, deren Kundenberater nur den eigenen Kopf nutzen, dürfte gegen die immer schlaueren Roboter der Konkurrenz einen schweren Stand haben, unabhängig davon, ob sie vom Paradeplatz oder aus dem Silicon Valley kommen.

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