Der scheidende CEO der Schweizer Privatbank Julius Bär, Bernhard Hodler, hinterlässt seinem Nachfolger Philipp Rickenbacher ein Wachstums- und Kostenproblem. Für die Kundenberater wird somit das Klima rauer.

Montag, 9.30 Uhr im altehrwürdigen Hotel Savoy am Paradeplatz. Ein letztes Mal präsentiert Julius-Bär-CEO Bernhard Hodler die Halbjahreszahlen. Er freue sich, die Bank in einem so tollen Zustand an seinen Nachfolger Philipp Rickenbacher übergeben zu können.

Dafür lag Julius Bär im ersten Halbjahr 2019 doch ordentlich hinter den Zahlen von 2018, wie finews.ch bereits am Morgen berichtet hat. Die gestiegene Cost-Income-Ratio, das nicht zuletzt auch wegen italienischen Assset-Management-Tochter Kairos tiefere Neugeldwachstum – die Sorgenkinder sind da.

Einer der Wege, die die Privatbank in eine positive Zukunft führen sollen, ist das aufgegleiste Sparprogramm. Damit sollen 100 Millionen Franken gespart werden, was sich bereits im zweiten Halbjahr 2019 und dann vollends nächstes Jahr auf die Zahlen auswirken soll.

Der Schwächste fliegt

Das Problem: Im Rahmen des Kostensenkungsprogramms will und muss die Bank auch zu einem guten Stück an den teuersten Auslagen sparen, den Kundenberatern. So sagte Hodler an der Präsentation denn auch, man habe im ersten Halbjahr zwar um die 50 Kundenberater in den Fokusmärkten eingestellt, und habe jetzt schon rund 50 Verträge für das zweite Halbjahr unterschrieben. Die neuen Kundenberater sollen übrigens von der Konkurrenz stammen, so die Ansage.

Doch netto wachse die Anzahl Kundenberater wegen des Sparprogramms im ganzen Jahr 2019 sicher weniger, sagte Hodler weiter. Die Rechnung präsentiert sich also ziemlich einfach: Holt man neue Kundenberater, will die Gesamtmenge aber nicht erhöhen, muss irgendjemand gehen.

Bei Julius Bär betrifft es die, welche nicht mithalten können. Man habe die Kriterien und die Anforderungen an die Kundenberater, auch Relationship Manager genannt, verschärft, so Hodler. Jetzt müsse man einerseits schauen, dass man gutes Personal bekomme, führt er aus. Und andererseits, dass das Kundengeld der Berater, die entlassen würden, in der Bank bleibe.

Wachstum in Sicht?

Und genau das ist die Gefahr an diesem Plan, das Kundengeld. Das Nettoneugeldwachstum betrug für die erste Jahreshälfte bisher magere 3,2 Prozent, 0,6 Prozentpunkte unter dem zweiten Halbjahr 2018 und gar 1,5 Punkte unter dem ersten. Laut Hodler hängt der Wachstumsdämpfer primär mit Abflüssen aus den Kairos-Fonds zusammen. In den Märkten in Asien, Europa und Südamerika laufe es hingegen gut.

Doch mit weniger Kundenberatern sinkt auch die Chance auf Neugeld. Und mit dem Austausch von weniger effizienten Beratern, so nötig er auch sein mag, steigt die Gefahr, dass auch in anderen Bereichen Gelder abfliessen. Hodler ist optimistisch, dass es nicht soweit kommt.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.71%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.43%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    15.56%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    45.65%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.65%
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