Der ehemalige UBS-Topshot Andrea Orcel wollte bei der spanischen Santander so einiges auf den Kopf stellen. Das zeigen geheime Kurznachrichten, die nun öffentlich geworden sind.

Es ist entweder die nächsthöhere Eskalationsstufe oder die nächsttiefere Schublade, was sich da in der Auseinandersetzung zwischen Andrea Orcel, dem ehemaligen Chef der Investmentbank der UBS, und der spanischen Grossbank Santander gerade abspielt.

Wie die britische «Financial Times» nämlich berichtete, hatte sie Einsicht in eine Konversation zwischen Orcel und der Santander-Präsidentin Ana Botín auf dem Kurznachrichtendienst «Signal» erhalten. Dieser Austausch bringt nun weitere Details über die geplatzte Anstellung des Ex-UBS-Bankers als CEO von Santander ans Tageslicht.

Bank auf Vordermann

Am 20. Dezember des letzten Jahres schrieb Orcel an Botín, er wolle bei Santander ein so genanntes Kaskaden-System einführen, damit alle Stricke des Unternehmens an dessen Spitze – und somit bei ihm – zusammenlaufen würden. «My execution but your decisions», tönte Orcel: Botín sollte das Gehirn sein, Orcel die Hand. Und nicht zuletzt wären damit die mächtigen «Regionalfürsten» innerhalb des Grosskonzerns in ihrem Einfluss beschnitten worden.

Doch Orcel forderte noch mehr: Die Disziplin in der Bank müsse gestärkt und die ganzen Prozesse effizienter werden, um die Aktie von Santander wieder attraktiver zu machen. Zum Beispiel wollte der Italiener Kürzungen bei weniger erfolgreichen Sparten vornehmen sowie eine überarbeitete Strategie für die Bereiche Investment Banking und Wealth Management.

Das mañana-Prinzip

Orcel bat Botín um «einen Anruf in den kommenden Tagen, da diese Fragen zeitkritisch sind». Sie schlug hingegen vor, «abzuwarten, um zu sehen, wo wir uns befinden, und dafür sollten wir uns treffen und ein ruhiges und offenes Gespräch führen.»

Die war dann jenes schicksalhafte Gespräch, in dem Orcel beschieden wurde, dass er den Chefposten doch nicht bekomme.

Kaum zu knacken

Mit den bekannten Folgen: Der düpierte Investmentbanker zerrt die Bank vor Gericht und fordert entweder seine Ernennung zum CEO oder dann aber umgerechnet über 100 Millionen Franken als Entschädigung.

In diesem Licht kommt die Veröffentlichung dieser private Nachrichten, die so gut verschlüsselt sind, dass die Anwendung sogar vom amerikanischen Whistleblower Edward Snowden empfohlen wird, seiner Causa wohl nicht ungelegen.

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