Orcel vs Orlopp: Schlagabtausch vor der GV
Die Commerzbank trifft sich heute zur Generalversammlung. Andrea Orcel vom Hauptaktionär Unicredit schoss schon vor der Tagung Giftpfeile ab.
Wiesbaden ist die Hauptstadt des Bundeslandes Hessen und heute Austragungsort der Generalversammlung der Commerzbank. Es ist die erste der zweitgrössten Privatbank Deutschland, die sie seit der Corona-Krise in physischer Form abhält (ab 10 Uhr mit Lievestream).
Das Institut blickt auf ein erfolgreiches Jahr zurück. Die Erträge sind um 6 Prozent auf 11,1 Milliarden Euro gestiegen. Der Zinsüberschuss blieb mit 8,3 Milliarden Euro trotz des allgemein sinkenden Zinsniveaus nahezu stabil. Die Cost-Income-Ratio ist unter den angestrebten Zielwert von 60 auf 59 Prozent gesunken.
Das Resultat all dessen: Der Konzernergebnis hat sich im Vergleich zum Vorjahr um ein Fünftel auf knapp 2,7 Milliarden Euro erhöht.
Das beste Quartalsergebnis
Im gleichen Takt ging es im ersten Quartal weiter. Die Erträge stiegen um 12 Prozent. Im Zinsgeschäft muss die Commerzbank noch immer keine Federn lassen. Der Nettogewinn stieg um 12 Prozent auf 834 Millionen Euro, die Eigenkapitalrendite war mit 11,1 Prozent zweistellig: Die Commerzbank konnte noch nie einen besseren Quartalsabschluss präsentieren und übertraf damit die Erwartungen der Analysten.
Für CEO Bettina Orlopp, die seit Oktober 2024 am Ruder ist, könnte die Generalversammlung zu einem Schaulaufen werden. Wäre da nicht der Hauptaktionär Unicredit; über Derivate hat sich das italienische Institut mittlerweile einen Anteil von 28 Prozent an der Commerzbank gesichert. Dessen CEO, ex UBS-Topmanager Andrea Orcel, schoss schon Tage vor der GV Giftpfeile gegen die Commerzbank. Er bemängelte im «Handelsblatt», dass der Gewinnanstieg allein auf Sondereffekte zurückzuführen sei. Rechne man diese heraus, wäre der Gewinn der Commerzbank nicht zum zwölf Prozent gestiegen, sondern um acht Prozent gesunken, diktierte er dem Deutschen Wirtschaftsblatt.
Orcel ist enttäuscht über die Entwicklung der Commerzbank: «Wir dachten, dass sie in Deutschland näher an uns heranrücken.»
Orlopp zeigt Orcel kalte Schulter
Orcel würde Deutschlands zweitgrösste Privatbank gerne übernehmen – daraus macht er kein Geheimnis. Orlopp dagegen pocht auf die Eigenständigkeit des Unternehmens. In ihrem Jahresbericht, der bereits vor der Generalversammlung online gestellt worden ist, wird denn Unicredit mit einem Wort erwähnt.
Sie unterstreicht stattdessen die Bedeutung der weiterentwickelten Strategie, die unter anderem eine Erhöhung der Eigenkapitalrendite um 15 Prozent bis ins Jahr 2028 vorsieht: «Wir wollen bei der Commerzbank in der nächsten Phase eine Wachstumsgeschichte schreiben. (…) Kurzum: Wir schaffen die beste Commerzbank, die es je gab!»