In ihrer offiziellen Ankündigung des CEO-Wechsels von der Credit Suisse war noch von einem Rücktritt die Rede. Nun stellt Präsident Urs Rohner klar, von wem die Initiative wirklich ausging. 

«Es gibt nicht in dem Sinn grössere Gründe» für den CEO-Wechsel bei der Credit Suisse (CS), sagte der Präsident der zweitgrössten Schweizer Bank am Freitag gegenüber «SRF», wo er in einem Interview zum Abgang von Tidjane Thiam Stellung nahm.

Letztlich, so Urs Rohners Argumentation, sei die Absetzung des CEO eine Massnahme zum Schutz der Reputation der CS gewesen. Diese habe bei Kunden, Mitarbeitern und Regulatoren gelitten, nachdem im Lauf der zweiten Jahreshälfte 2019 herausgekommen war, dass die Bank gleich zwei Mal hochrangige Manager von Privatdetektiven hatte beschatten lassen. 

Thiam hat es verstanden

Als sich die Situation nach dem Auffliegen des zweiten Falls verschlechterte, handelte der Verwaltungsrat. Das Gremium leitete die nötigen Schritte ein, um zu dieser «Lösung» – dem Abtritt Thiams – zu kommen, wie Rohner erklärte.

«Wir haben dann einfach an einem gewissen Punkt feststellen müssen, dass wir aus dieser Situation so nicht herauskommen, ausser man macht einen Wechsel. Das hat auch Tidjane Thiam letztlich verstanden.»

Öffentliche Meinungsverschiedenheit 

Auf die Frage, weshalb der Verwaltungsrat nicht bereits nach Bekanntwerden des ersten Falls im September diese Massnahme ergriffen habe, sagte Rohner, es habe keinen Hinweis auf ein Fehlverhalten des CEO gegeben. Deshalb wäre dessen Entlassung damals falsch gewesen. 

«Man wechselt einen erfolgreichen CEO nicht einfach so aus», so der CS-Präsident, welcher selbst an der Generalversammlung im Frühling 2021 zurücktreten wird. 

Aus den Ereignissen der letzten Tage wurde allerdings deutlich, dass Thiam nicht von Anfang an gleicher Meinung mit dem Verwaltungsrat war. So demonstrierte er über die Social-Media-Plattform Instagram noch Mitte Woche Einigkeit mit seinen Kollegen aus der Geschäftsleitung. 

Letzte Wiederwahl gefährdet?

Ausserdem setzten sich mehrere Grossaktionäre der Bank vehement für den CEO ein. Sie drohten dabei auch dem Verwaltungsratspräsidenten mit Konsequenzen, sollte er sich nicht hinter Thiam stellen. 

Offenbar wusste Rohner aber andere, stille, Eigner auf seiner Seite, wie er im Interview sagte. Es sei das Recht jedes Aktionärs, so zu stimmen, wie dieser das möchte, fügte er im Hinblick auf die Generalversammlung im April hinzu, an welcher er ein letztes Mal zur Wiederwahl als Präsident steht. 

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