Beide Schweizer Grossbanken haben die schlimmsten Befürchtungen bereits relativiert. Die Quartalsresultate von Credit Suisse und UBS werden durchaus solid sein. Doch im weiteren Jahresverlauf wird das anders aussehen. Die Gründe.

Die Quartalsergebnisse der Credit Suisse (CS) und der UBS sind schon lange bekannt – bevor die CS am kommenden Donnerstag und die UBS am Dienstag folgender Woche die Resultate offiziell veröffentlichen.

Der Vorsteuergewinn der CS wird deutlich über den 1,06 Milliarden Franken des ersten Quartals 2019 liegen. Er sei sehr zufrieden, hatte CEO Thomas Gottstein bereits im März erklärt. Die UBS war sogar noch präziser: Sie rechnet mit einem Reingewinn von 1,5 Milliarden Dollar – nach Wertberichtigungen für Kreditrisiken und Bewertungsanpassungen.

Klar: Die Märkte liefen heiss, Handelsgeschäft und Vermögensverwaltung profitierten von der extremen Volatilität gleichermassen. Im ersten Quartal 2019 hatte die UBS einen Gewinn von 1,1 Milliarden Dollar erzielt.

Offenbar wenig Kreditausfälle 

Was der grössten Schweizer Bank zum Vorteil gereicht: Die Kreditausfälle sowohl im Firmenkunden- wie auch Privatkundengeschäft bislang nicht aus dem Rahmen gefallen, sodass sie Ad-hoc-pflichtig hätten vermeldet werden müssen, wie dies beispielsweise bei der liechtensteinischen VP Bank der Fall war.

Klar ist aber auch: Die verwalteten Vermögen sind bei beiden Grossbanken dramatisch eingebrochen, mindestens so dramatisch wie die Aktienmärkte. Bekannt ist zudem, dass im Investmentbanking der Handel und das Kapitalmarktgeschäft boomen, die Platzierung von Wertpapieren derzeit aber nicht läuft.

Folglich kann das Fazit zu den Jahresprognosen von CS und UBS lauten: Bekannt ist, dass nur sehr wenig bekannt ist.

Dem liegt die Erkenntnis zugrunde, dass zur Dauer der Corona-Pandemie und den wirtschaftlichen Folgen schlicht keine Voraussagen gemacht werden können.

Noch nicht Teil der Krise

Die Trumpfkarte, welche die Banken derzeit noch spielen können: Sie sind nicht Teil der Krise. Doch sie könnten es im weiteren Verlauf der Pandemie durchaus noch werden. Ein Indikator sind die Millionen von Arbeitslosen, die der Krise bereits zum Opfer gefallen sind und noch fallen werden. Sie implizieren Unternehmenspleiten und Kreditausfälle in noch unbekanntem Ausmass.

Die fünf grössten US-Banken (J.P. Morgan, Wells Fargo, Bank of America, Citigroup und Goldman Sachs) haben bereits 19 Milliarden Dollar an zusätzlichen Rückstellungen für Corona-bedingte Kreditausfälle getätigt. Und bereits haben die entsprechenden CEOs auch davor gewarnt, dass diese Summen mit der Fortdauer des Lockdowns kaum genügen würden.

Funktionieren die Risikomodelle?

Das Problem, das sich den Risikospezialisten in den Kreditabteilungen stellt: Ihre Modelle sind möglicherweise gar nicht fähig, genaue Prognosen zu den Veränderungen des Kreditrisikos zu liefern. Vergangene Woche warnten denn auch Analysten der britischen Grossbank Barclays, die CS fahre deutlich grössere Risiken im Kreditgeschäft als andere Finanzinstitute. Sie empfahlen, die CS-Aktie abzustossen.

So dürfte sich im Laufe der kommenden Monate bei beiden Schweizer Grossbanken eine relativ neue Konstellation ergeben: Nicht das Investmentbanking wird zur Problemzone, dort müssen die Corporate-Finance-Spezialisten ihren Kunden mit Liquiditätslösungen zur Seite stehen, sondern das bislang so stabile Firmenkundengeschäft.

Cost-Income-Ratios steigen

Die zweite Problemzone wird das Wealth Management: Der Rückgang der verwalteten Vermögen schlägt direkt auf die Gebührenerträge durch. Zudem dürfte sich der Zufluss von Neugeldern in der unsicheren Marktlage in engen Grenzen halten.

Das bedeutet, dass die Cost-Income-Ratios (CIR) in der Vermögensverwaltung ansteigen werden, während sie gemäss den noch in der Prä-Corona-Zeit gemachten Plänen sinken müssten. Vor allem die UBS hat in ihrem US-Wealth-Management nach wie vor ein Kostenproblem, die CIR stand im vierten Quartal 2019 bei 88 Prozent. Dieser vergleichsweise hohe Wert dürfte sich noch verschlechtern.

Personalabbau wird wohl kommen

Die Konsequenz ist so einfach wie brutal: Kosten werden durch Personalreduktionen eingespart. Zwar haben die UBS als auch die CS haben in der Lockdown-Phase keine neue Kündigungen ausgesprochen. Doch das wird sich ändern, sobald die Coronakrise zum «new normal» avanciert.

Das Inlandgeschäft der beiden Schweizer Grossbanken ist ebenfalls exponiert, sowohl was das Firmenkunden- wie auch das Hypothekengeschäft betrifft. Trotz gross angelaufener Milliardenhilfe wird es in der Schweiz zu Tausenden von KMU-Pleiten kommen, was die Grossbanken vorerst aber verkraften dürften.

Immobilienmarkt noch ohne Infektion

Grösser sind die Risiken im Schweizer Immobilienmarkt. Sollte dieser durch die Corona-Pandemie auch infiziert werden, dürften die Ausfälle auch eine UBS oder CS schmerzen.

Interessant wird darum bei den jeweiligen Quartalspräsentationen in erster Linie sein, wie Thomas Gottstein und Sergio Ermotti kommunizieren, dass sie ihre jeweiligen Geschäfte sozusagen im Blindflug führen müssen.

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