Der digitale Vermögensverwalter Selma Finance profitiert kräftig vom Digitalisierungsschub im Lockdown – wittern die Schweizer Robo-Advisor nun Morgenluft?

«Während Privatbanken mit der Neukunden-Akquise kämpfen, sieht Selma ein starkes Wachstum», sagte Mitgründer Kevin Linser zu finews.ch. Trotz der Coronakrise hat der im Kanton Schwyz domizilierte digitale Anlageberater nach eigenen Angaben in diesem Jahr bereits 1’000 neue Konten eröffnet. Auch habe es kaum Abflüsse bei bestehenden Kunden gegeben, so Linser.

Nach der Darstellung von Selma suchen die Anleger im Lockdown nach Alternativen, um ihr Geld anzulegen – und kommen nun verstärkt auf Robo-Advisor. «Die Retailkunden wurden schon vor der Krise mit ihren Finanzentscheidungen meist alleine gelassen. Nun ist die Anlageberatung aber für alle Kunden sprichwörtlich ausser Reichweite», heisst es beim schweizerisch-finnischen Fintech.

In der Krise zugekauft

Dieser verspricht seiner Klientel individuelle Beratung und Private Banking ab 500 Franken Einsatz – vom Sofa zuhause aus. Wie auch finews.ch berichtete, hat Selma die Palette letztes Jahr noch um private Vorsorgelösungen in der Säule 3a erweitert.

Glaubt man den Selma-Machern, sind sie gerade dabei, sich in die Erbengeneration einzuklinken. 77 Prozent der Kunden sind dem Fintech zufolge unter 40 Jahre alt – und legen angesichts der Verwerfungen am Finanzplatz offenbar beträchtliches Stamina an den Tag. Mehr als 53 Prozent der Kunden hätten während der Krise ihre Anlagen aufgestockt und hielten an ihren langfristigen Plänen fest.

Aus dem Rennen gefallen

Damit deutet einiges daraufhin, dass Schweizer Robo-Advisor nach einer argen Durststrecke im letzten Jahr wieder Morgenluft wittern. 2019 fielen die Anbieter Elvia E-Invest, die deutsche Scalable Capital und der Investomat der Glarner Kantonalbank hierzulande aus dem Rennen.

Im Markt halten konnten sich derweil noch die Angebote des VZ Vermögenszentrums, von Swissquote, der Saxo Bank sowie Descartes Finance, Simplewealth und Truewealth unterwegs.

Sinnigerweise gingen in den letzten Wochen und Monaten auch einige digital-Lösungen von etablierten Bankenplayern an den Start: Die Zürcher Kantonalbank lancierte die Säule-3a-App Frankly, die Postfinance brachte eine komplett digitalisierte Anlagelösung heraus, und die Genfer Reyl kündete dieser Tage gar eine Online-Privatbank an. Damit ist die Kerbe von 2019 im Schweizer Markt praktisch ausgewetzt. Allerdings muss sich noch zeigen, wie viel Durchhaltevermögen die neuen Akteure mitbringen.

Breakeven verschoben

Selma jedenfalls hat noch einiges vor. Neben den Vorbereitungen für die Expansion in neue Märkte arbeitet das zehnköpfige Team daran, eine neue «Nutzer-Experience» in der Finanzberatung zu lancieren. Allerdings: Der für 2020 angeplante Breakeven lässt noch auf sich warten: «Da wir weiter stark in die Expansion und in Wachstum investieren, ist das aktuell nicht das Ziel», so Linser.

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