Die dritte Säule ist saisonal bedingt wieder hoch aktuell. Auch immer mehr Robo-Advisor springen aufs Vorsorgesparen an – die Szene hat ein schwarzes Jahr hinter sich.

Roboter mögen überall auf dem Vormarsch sein. Doch im hiesigen Vermögensverwaltungs-Geschäft stolpern sie: Mit Scalable Capital, Elvia E-Invest und Investomat haben dieses Jahr bereits drei Robo-Advisor das Geschäft in der Schweiz eingestellt.

Branchenakteure ziehen ein ernüchterndes Fazit. «Die Schweiz ist nicht reif für ein rein digitales Angebot», sagte Adriano Lucatelli jüngst zu finews.ch. Als Gründer der digitalen Vermögensverwalterin Descartes Finance in Zürich zählt der Ex-Banker zu den Pionieren der Robo-Szene.

Wachsen – aber wie?

Die Augen reibt man sich auch beim Schwyzer Fintech Selma Finance. «Es hat uns überrascht, das sich dieses Jahr diverse Robo-Advisor auch mit etablierten Anbietern im Rücken sich aus dem Schweizer Markt zurückgezogen haben», erklärt dort Mitgründer Kevin Linser auf Anfrage. Unterkriegen lässt man sich bei Selma aber nicht. Das Geschäft sei halt noch jung, glaubt der Marketing-Leiter. «Wir sind jedoch vom Wachstumspotenzial überzeugt.»

Wachsen – aber wie? Die deutsche Scalable Capital ist einer der grössten Robo-Advisor Europas. Elvia E-Invest hatte gleich zum Start ein 1-Milliarden-Franken-Ziel verkündet. Dass beide aus der Schweiz verschwunden sind, spricht Bände für die junge Branche, die laut einer Aufstellung des Online-Vergleichsdiensts Moneyland.ch schweizweit noch zwölf Mitbewerber zählt.

Mehrheitlich junge Kunden

Doch gerade Selma zeigte unlängst, wo neue Volumen herkommen könnten. Der finnisch-schweizerische Robo-Advisor lanciert im November eine digitale dritte Säule. Damit können Kunden ihr Säule-3a-Konto mit einem Anlagekonto kombinieren und übergreifend vom Digital-Assistenten von Selma verwalten lassen.

Aus Sicht von Linser ist das ein logischer Schritt für die Jungfirma. Für die mehrheitlich jungen Kunden – Selma nennt keine Zahlen – sei das Vorsorgesparen ein grosses Thema. Zudem strebt das Unternehmen einen «ganzheitlichen Beratungsansatz» an. «Deshalb ist es nur folgerichtig, dass wir jetzt auch für die dritte Säule ein Angebot lancieren», so Linser.

Ein 120-Milliarden-Franken-Markt

Selma Finance ist indes nicht der einzige Digitalanbieter, der in der Vorsorge ein Geschäft wittert. Denn dort liegt einiges an Volumen für die Digitalisierung brach – allein die Vermögen in der dritten Säule werden auf 120 Milliarden Franken geschätzt. Die Kapitalbezüge aus der beruflichen Vorsorge, wo weit über 800 Milliarden Franken von Pensionskassen und Stiftungen verwaltet werden, belaufen sich auf jährlich 7 Milliarden Franken.

Vor wenigen Wochen ist Plattform Säule Schweiz (PSS) «live» gegangen, unterstützt vom in der Fintech-Szene bekannten Technologie-Partner Additiv. Das St. Galler Startup fokussiert sich auf die zweite Säule: Wer dort Alterskapital abzieht, kann das Geld via PSS weiterhin nach den Rezepten diverser Pensionskassen investieren, hat aber die volle Kontrolle über die Summe.

Das Onboarding, die Ausgestaltung des Portefeuilles in einem «Cockpit» sowie die Asset Allocation sind dabei voll digitalisiert, erklärt CEO Jan-Philip Schade. Und das scheint anzukommen: «Obwohl wir mit PSS gerade erste gestartet sind, stossen wir bereits auf breites und reges Interesse.»

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