Im Geschäft mit Schweizer Banken kooperiert die Swisscom neuerdings mit der Rivalin Inventx. Oliver Kutsch, Leiter Banking beim Telekom-Riesen, erklärt, warum das Sinn macht.

Herr Kutsch, Swisscom und Inventx haben überraschend eine Partnerschaft bei der Belieferung von Banken vereinbart. Wie konnten die beiden Konkurrenten den Graben der Rivalität überwinden?

Brückenbauerin ist die Kundenorientierung. Eine Zusammenarbeit im Bereich Prozessauslagerung BPO macht für die Banken sehr viel Sinn, weil Swisscom hier das Angebot von Inventx ergänzt. Diesen Coopetition-Ansatz verfolgen wir auch mit anderen Mitbewerbern. Mit unserem umfassenden Portfolio für Banken können wir Nischenanbieter gut komplettieren.

Der Zusammenschluss ist wohl ein Achtungserfolg für die kleinere Inventx. Was hat Swisscom vom Abkommen überzeugt? Die Kundenbasis auf der Inventx-Open-Banking-Plattform ist ja noch recht schmal.

Wir erbringen heute für rund 60 Schweizer Banken BPO-Dienste in unserem Verarbeitungscenter in Olten, unabhängig von der Banksoftware. Mit steigendem Volumen steigen auch die Skaleneffekte. Daher profitieren von zusätzlichem Volumen alle, ob sie nun ihre IT selber betreiben oder an uns oder einen Mitbewerber ausgelagert haben.

Swisscom hat vor Jahren einen eigenen Open-Banking-Hub entwickelt. Wird dieser nun aufgegeben?

Nein. Unsere Kunden können zwischen verschiedenen Bezugsmodellen wählen. Ein Teil unserer Retail-Bankenkunden nutzt ein Full Outsourcing über unsere Managed Plattform. Eine weitere solche Plattform haben wir für Privatbanken aufgebaut und konnten auch schon erste Kunden gewinnen.

«Das Interesse an Video-Identifikation ist sprunghaft angestiegen»

Dann gibt es aber auch noch Banken wie die meisten unserer Avaloq-Banken, die ihre Plattform von uns betreiben und weiterentwickeln lassen. Es gibt also verschiedene Arten der Zusammenarbeit und technische Setups. Heute und auch in Zukunft.

Lässt sich die Zusammenarbeit mit Inventx noch vertiefen?

Ja klar. Immer dann, wenn Bankenkunden von Inventx ergänzende Services und Umsysteme von uns für ihre nächsten Digitalisierungs-Schritte nutzen wollen. Ein Beispiel wäre dafür der Video Identification & Signing Service. Die Nutzung dieser Dienstleistung und auch das Interesse daran ist während der letzten Wochen sprunghaft angestiegen.

Die Swisscom zählt rund 100 Schweizer Banken als Kunden. Wo können Sie noch wachsen?

Wir sehen vor allem zwei Wachstumsfelder: Erstens, indem bestehende Telco-Kunden zusätzliche IT- oder auch Business-Services von uns beziehen. Zweitens im Segment der Privatbanken.

«Noch spüren wir davon wenig»

Sie stehen heute mehr denn ja vor Auslagerungsentscheiden, und wir haben unser Angebot auf sie ausgerichtet.

Inventx und Swisscom unterstrichen in der Mitteilung vom Dienstag den partnerschaftlichen Ansatz. Doch wird der Konkurrenzkampf im Geschäft mit Banken nicht noch viel härter, jetzt, wo ausländische Cloud-Riesen ins Business drängen?

Noch spüren wir davon wenig. Das hängt auch damit zusammen, dass wir unseren Bankenkunden bereits sogenannte hybride Modelle – die Kombination von Swisscom-Cloud-Services und Angeboten anderer Cloud-Anbieter – bieten.


Oliver Kutsch ist Head of Banking bei Swisscom und verantwortlich fürs gewichtige Geschäft des Schweizer Telekom-Konzerns mit dem hiesigen Bankensektor. Rund 100 Schweizer Banken beziehen Dienste von der Swisscom, an die 60 Institute nutzen das BPO-Angebot mit der Prozessauslagerung.

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