Viele Schweizer Privatbanken werden nach dem Lockdown mit weniger Vermögen und höheren Ausgaben dastehen. Der Telekom-Riesen Swisscom will Auswege aus der Zwickmühle aufzeigen.

Die anfängliche Hektik zu Beginn des Lockdowns habe sich bereits gelegt, sagt Urs Schleuniger (Bild unten). Der Swisscom-Mann, beim Telekomriesen verantwortlich für die Betreuung von Schweizer Privatbanken, berichtet von fehlenden Tablets und Laptops, anspruchsvollem Datenzugriff aus dem Homeoffice – und IT-Mannschaften, die sich einem Ansteckungsrisiko ohne Backup-Möglichkeiten aussetzten.

«Dort wo es nötig war, haben wir unterstützt», so Schleuniger weiter. Mit einigen Banken wird er, wenn die Corona-Krise einmal überstanden ist, in Ruhe zusammensitzen und die vergangenen Tage analysieren. Doch nun sei die Swisscom bei den Privatbanken bereits wieder mit Projektarbeiten unterwegs.

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Zwei Dutzend Privatbanken als Kunden

Der «blaue Riese» hat in der Königsdisziplin des Swiss Banking einige Ambitionen, wie Banking-Leiter Oliver Kutsch (Bild unten) durchblicken lässt. Im hiesigen Retailbanking dreht das Staatsunternehmen bereits ein grosses Rad: Laut eigenen Angaben erbringt sie IT-Leistungen für über 100 Banken, vorab im Retailsegment. Rund 50 hiesige Institute nutzen ihre Auslagerungs-Lösungen (BPO), etwa im Zahlungsverkehr oder im Wertschriftengeschäft. Dagegen zählt die Swisscom «erst» 24 Kunden im Private Banking – ein Basis, auf der Kutsch und Schleuniger aufbauen wollen.

Der Zeitpunkt scheint dafür günstig, denn mit der Pandemie dürfte sich der Negativtrend im Swiss Private Banking noch akzentuieren: Wegen des Börsencrashs schrumpft die Vermögensbasis erheblich, während verschreckte Kunden kaum Neugeld in Wertschriften anlegen möchten. Derweil dürfte das Krisenmanagement einiges gekostet haben. Die Aufwendungen für Compliance und Technologie steigen sowieso. Die Entwicklung dürfte sich schon bald in der Kosten Ertrags-Rate der Institute niederschlagen.

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Woher das Geld nehmen?

Derweil erhält die Digitalisierung mit der Krise erst recht Schub. Wer seine Kunden nicht auf unkomplizierte Weise in der Quarantäne zu erreichen vermag, wird ihnen wohl bald hinterher winken müssen. Doch woher das Geld nehmen, um die nötigen Innovationen zu stemmen?

Der Vorschlag von Kutsch und Schleuniger: Die Innovationen an die Swisscom auslagern. Natürlich ist der Telekomkonzern keine Nonprofit-Organisation. Doch man habe Grundausstattungen entwickelt, die auch für kleinere Schweizer Privatbanken erschwinglich seien, versichern die beiden Manager. Erst kürzlich wurden die Habib Bank in Zürich, die Millenium Banque Privée BCP (Suisse) und die Westschweizer Banque Landolt & Cie als Kunden gewonnen. Jener Klientel stellt die Swisscom auch einen Community-Zirkel zur Verfügung, wo sich führende Private Banker zu Innovations-Themen austauschen können.

Vorpreschen bei Zukunftsthemen

Als Innovations-Zulieferer der Banken begibt sich die Swisscom damit einmal mehr in Konkurrenz zur Börsenbetreiberin SIX, die ebenfalls mit Zukunftsthemen wie digitale Schnittstellen, Cloud-Banking und Blockchain zu punkten sucht.

Gerade bei letzterem Thema legen die SIX und die Swisscom nun aber ihre Kräfte zusammen: Letzten Dezember spannte ein Kryptoaktien-Konsortium, bestehend aus der Swisscom, den Fintechs Daura und Custodigit, der Kryptobank Sygnum sowie der Kanzlei MME mit der SIX zusammen.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.29%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.79%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.9%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.36%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.65%
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