Die UBS räumt ihr Lateinamerika-Desk in Miami auf. Erneut haben zwei Kundenberaterinnen die Grossbank verlassen. Gleichzeitig sind Pläne mit lateinamerikanischen Vermögensverwaltern blockiert.

Die Büros der UBS an der Brickell Avenue 701, dem Hochhaus im Finanzdistrikt von Miami, leeren sich: Seit die Schweizer Grossbank in diesem Jahr begonnen hat, ihre Listen mit lateinamerikanischen Wealth-Management-Kunden nach Compliance-Risiken zu durchforsten, hat unter den Kundenberatern ein eigentlicher Exodus begonnen.

Mindestens 17 Berater mit venezolanischen Kunden haben die Grossbank in den vergangenen Monaten verlassen, wie die Nachrichtenagentur «Bloomberg» dieser Tage vorrechnete. Nun sind es zwei mehr: Wie die Finanznachrichtenseite «Citywireamericas» berichtet, haben Cristina Mendez und Zoraida Diaz die Grossbank verlassen und ihre eigene Vermögensverwaltung namens DM Wealth Management gegründet. Sie schlüpfen damit unter das Dach von Insigneo, einem Netzwerk für unabhängige Finanzberater in den USA.

Korruption, Geldwäscherei, Sanktionen

Aufgeschreckt durch die Geldwäschereifälle rund um den venezolanischen Korruptionsskandal PDVSA hat die UBS die Compliance-Vorschriften für Kunden aus dem krisengeschüttelten Land verstärkt: Die Kundenberater müssen ihre Due Diligence verbessern – oder die UBS verlassen. Die annähernd 20 Berater fanden leicht bei der Konkurrenz Unterschlupf: Bei Raymond James, Morgan Stanley oder bei Insigneo.

Die in den USA gebrandmarkte UBS will keine Scherereien mit der Trump-Administration. Diese hatte im vergangenen April die Sanktionen gegen Venezuela verschärft. Beim Schweizer Regulator Finma ist das Thema Venezuela ganz oben auf der Liste: Mehrere Schweizer Privatbanken werden derzeit durchleuchtet, um Hinweise auf mangelhafte Geldwäschereibekämpfung mit Vermögen aus Venezuela und aus Brasilien zu finden. Julius Bär war diesen Februar wegen jahrelanger systemischer Mängel scharf gerügt worden.

Miami, das Geldmagnet 

Derzeit steht ein früherer Kundenberater von Julius Bär in Miami unter Hausarrest, nachdem er vor knapp zwei Jahren wegen seiner Verwicklung in einen Milliarden-Geldwäschereifall mit PDVSA-Geldern eine zehnjährige Gefängnisstrafe kassiert hatte. Der Berater hatte für Julius Bär ein grosses Buch mit venezolanischen Kunden geführt. Die Zürcher Privatbank hatte sich von ihm getrennt, bevor der Geldwäschereifall platzte.

Miami ist das Eintrittstor für Vermögen aus Lateinamerika. Das «Time»-Magazin hatte die Metropole in Florida auch schon als heimliche Hauptstadt Lateinamerikas bezeichnet. Der Kontinent wies in den vergangenen Jahrzehnten eine Konstante auf: politische Unsicherheiten sowie Währungs- und Schuldenkrisen.

Gleichzeitig profitierte Lateinamerika auch von der Globalisierung, wodurch eine Mittelklasse entstand und vor allem auch ein starkes Unternehmertum. Für das Offshore-Banking in Miami waren dies hervorragende Bedingungen. Die vermögende Klasse transferiert weiterhin ihre Gelder in den sichereren Dollar-Hafen in Miami.

Zahlreiche Buchungszentren

Die Coronakrise verstärkte die Geldflüsse: Die UBS verzeichnete zuletzt einen massiven Anstieg mit lateinamerikanischen Kundengeldern. In den ersten vier Monaten des Jahres soll das Nettoneugeld elfmal höher gewesen sein als im Jahr zuvor.

Den Abfluss von Geldern venezolanischen Ursprungs kann die UBS verkraften – es handelt sich um einen tiefen einstelligen Milliardenbetrag. Gesamthaft verwaltet die Schweizer Grossbank deutlich mehr als 100 Milliarden Dollar aus der Latam-Region. Sie bucht die Gelder nicht nur in Miami: Auch New York, Houston, San Diego und Coral Gables, eine Nachbarstadt von Miami, sowie Zürich, Genf und Hamburg sind Buchungszentren für lateinamerikanische Kunden.

FIM-Geschäft als Auffangbecken

Die UBS hat zudem den Versuch gestartet, in Miami für unabhängige Vermögensverwalter zum Hub für lateinamerikanische Kunden zu werden. Das Geschäft mit Financial Intermediaries (FIM) ist bei der Grossbank in den vergangenen Jahren immer stärker geworden.

Die UBS reagierte damit einerseits auf Kunden, die ihre Vermögen lieber von einer unabhängigen Institution verwalten lassen und andererseits auf die schärferen regulatorischen Vorschriften und den erhöhten administrativen Aufwand für die Vermögensverwalterszene. So kann die UBS einerseits die Depotbank für die Kunden bleiben, andererseits sich als Dienstleisterin für Vermögensverwalter anpreisen.

Keine Informationen

In Miami will die UBS nun auch ein FIM-Geschäft aufbauen, mit Fokus auf lateinamerikanische Vermögensverwalter. Wie finews.ch im vergangenen Januar berichtete, war der Plan, im ersten Quartal 2020 mit einem rund zehnköpfigen Team zu starten. Es fehlten allerdings noch einige Bewilligungen.

Diese scheinen noch immer nicht vorhanden zu sein: Ein FIM-Geschäft der UBS gibt es in Miami (noch) nicht; jedenfalls lassen sich dazu auf der Internetseite der Bank keine Informationen finden. Eine entsprechende Anfrage dazu hat die UBS bisher nicht beantwortet.

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