Medienberichten zufolge wurden bei der Credit Suisse unter Ex-Chef Tidjane Thiam weitere Überwachungen angeordnet. Das könnte dem Enforcement-Verfahren der Aufsicht um Bespitzelungen bei der Grossbank weiteren Zündstoff verleihen.

Bei der Credit Suisse (CS) ist es in der Vergangenheit zu mindestens zwei weiteren Überwachungsaufträgen gekommen. Das berichtete die «Sonntagszeitung» mit Verweis auf mehrere anonyme Quellen. Eine der Beschattungen soll dem Bericht zufolge in Asien in Auftrag gegeben worden sein, eine weitere in den USA.

Letzterer Auftrag soll sich gegen die angebliche Geliebte des früheren Co-Investmentbank-Chefs, Gaël de Boissard, gerichtet haben. Sie wurde offenbar verdächtigt, Firmengeheimnisse an diesen weitergereicht zu haben. De Boissard war 2015 nach dem Antritt von Ex-CS-Chef Tidjane Thiam einer grossen Postenrochade zum Opfer gefallen.

COO und CEO mussten den Hut nehmen

Der Überschattungsauftrag in Asien soll sich gegen einen früheren Angestellten gerichtet haben, der offenbar andere Mitarbeitende bedroht hatte. Ob diese Überwachung auch durchgeführt wurde, ist unklar.

In der so genannten Spygate-Affäre bei der zweitgrössten Schweizer Bank wurde öffentlich, dass bei der CS in der Ära Thiam die Manager Iqbal Khan und Peter Goerke von Detektiven überwacht worden waren. Ein weitere hochrangige Bankerin, die ehemalige Compliance-Chefin der CS in den USA Colleen Graham, warf dem Institut ebenfalls vor, observiert worden sein. Letzteren Vorwurf hat die CS immer bestritten.

Als Urheber Beschattungen wurde der einstige operationelle Chef (COO) Pierre-Olivier Bouée ausgemacht, dem die CS fristlos kündigte. Im vergangenen Februar musste auch CEO Thiam bei der CS den Hut nehmen. 

Nicht Teil der Kultur

Letzte Woche vermeldete die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) die Eröffnung eines Enforcementverfahrens gegen die Bank. Darin will die Aufsicht Anhaltspunkten auf Aufsichtsrechtsverletzungen im Kontext der Beschattungs- und Sicherheitsaktivitäten der Bank nachgehen, insbesondere auch der Frage, wie diese Aktivitäten dokumentiert und kontrolliert wurden.

Die CS kommentierte damals zum neuen Verfahren, dass die Bank vollständig mit der Finma kooperiere und entschlossen sei, gemeinsam mit der Aufsichtsbehörde aktiv auf eine lückenlose und zügige Aufarbeitung dieser Angelegenheit hinzuarbeiten und daraus resultierende Erkenntnisse adäquat zu adressieren. Die Beschattung von Mitarbeitenden gehöre nicht zur Kultur der Bank. Dieses Statement wiederholte die CS nun auch gegenüber der «Sonntagszeitung»; die Finma äusserte sich nicht.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.53%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.89%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.59%
pixel