Als Bondspezialist dürfte Pimco in diesem Zinsumfeld nicht mehr der gefragteste Asset Manager sein. Doch das Gegenteil sei der Fall, sagt der Schweiz-Chef im Interview mit finews.ch. Auch darum habe Pimco zusätzliches Personal eingestellt.


Herr Beuret, seit einem Jahr sind Sie Pimco-Länderchef, ein Zeitraum, indem sich vor allem in den letzten Monaten das Zinsumfeld nochmals verschlechtert hat. Was sind jetzt Ihre grössten Herausforderungen?

Tatsächlich mussten wir feststellen, dass im Tiefzinsumfeld die Zinsen noch tiefer sinken können. Aber diese Erkenntnis hat sich nicht als die grosse Herausforderung herausgestellt, das Umfeld war ja bereits bekannt. Pimco hatte vor den extremen Marktturbulenzen im März und April ein sehr gutes viertes Quartal 2019 gehabt und auch einen guten Start ins Jahr 2020...

... und dann kam der Crash...

Ja, in diesen turbulenten Tagen zeigten sich zwei Trends: Die institutionelle Seite in unserem Kundenbuch blieb eigentlich relativ ruhig. Auf der Wholesale-Seite, also bei den Banken und Vermögensverwaltern, gab es dafür auch bei uns spürbare Vermögensabzüge, vor allem im Advisory-Bereich.

Wie hoch waren diese?

Ich darf Ihnen keine detaillierten Zahlen geben. Nur soviel: Inzwischen verspüren wir wieder eine deutlich steigende Kundennachfrage, sodass die Abflüsse mehr als wettgemacht sind.

Wie erklären Sie sich, dass die institutionellen Kunden in den Börsenturbulenzen eher besonnen agiert haben?

Das hat mehrere Gründe: Anlagerichtlinien bei institutionellen Kunden verhindern ja Panikverkäufe. Sie haben ganz allgemein vielfach massgeschneiderte und langfristige Lösungen. Zum anderen haben wir unsere Kommunikation und den Dialog mit den Kunden in der Krise noch verstärkt. Denn es gab natürlich auch einen höheren Informationsbedarf seitens der Kunden.

Das klingt mehr nach «courant normal».

Das war es nicht. Die Kunden verfielen zwar nicht in Panik, doch ihr Informationsbedarf war gross. Kommt hinzu, dass die Arbeitssituation in diesen Wochen mit Home Office für uns alle neu war, während sich zugleich der Grossteil der Kommunikation weg von persönlichen Meetings ins Digitale verlagerte.

«Nachfrage im alternativen Bereich hält an»

Zudem hatten wir unsere Neueinstellungen noch nicht an Bord.

Pimco ist der Anleihen- und Zinsspezialist unter den Asset Managern. In der Finanzpresse wurde der Bondmarkt bereits tot geschrieben. Sie spürten keine Auswirkungen?

Nun, wie gesagt, wir haben bereits kurz nach dem Börsencrash wieder Neugelder akquirieren können und der Trend hält an.

Wohin fliessen diese Gelder, wenn vor allem Staatsanleihen im negativen Bereich rentieren?

Das ist von Kunde zu Kunde je nach Bedürfnis verschieden. Natürlich ist die Nachfrage nach gewissen Segmenten im alternativen Bereich bereits seit geraumer Zeit höher. Grundsätzlich besteht ein Investmentportfolio auch heute noch zu zwei Dritteln aus festverzinslichen Anlagen.

Da helfen Pimco gerade in der Schweiz auch die regulatorischen Vorgaben für Pensionskassen und Versicherer?

Ja, das ist so. Was sich aber bei bestehenden und neuen Kunden gerade jetzt manifestiert: Pimco hat mit seinem 49-jährigen Track Record ein grosses Kundenvertrauen aufgebaut. Pimco hat sich als Bondspezialist in mehreren Krisen bewährt – und das ist auch jetzt wieder so.

Dieses Spezialistentum – wie äussert sich das bei Pimco?

Ich bin nun über 20 Jahre in der Investmentbranche, aber eine Firma wie Pimco habe ich noch nicht erlebt. Der tragende Gedanke hier, der jeden Tag bestimmt, ist: Wie manage ich ein Portfolio für meine Kunden noch besser?

Ist das nicht die primäre Aufgabe eines Asset Managers?

Mein Eindruck ist, dass in manchen Häusern der vorherrschende Gedanke ist: Wie vermarkte ich ein Produkt noch besser. Das meine ich nicht einmal wertend.

Private-Debt- und Private-Equity-Angebote erleben gerade den grossen Boom. Spürt auch Pimco in solchen Anlagen mehr Nachfrage?

Ja, ganz klar. Wir erhalten viele Anfragen von Kunden, die ganz bewusst eine Illiquiditätsprämie abschöpfen wollen und dafür bereit sind, auch für einen längeren Zeitraum auf die investierten Gelder nicht zurückgreifen zu können.

«Es brauchte auch das Glück des Tüchtigen»

Pimco verfügt im Alternatives-Bereich über langjährige Erfahrung und hat diesen Bereich in den letzten Jahren kräftig ausgebaut. Um sich im Zuge von Marktdislokationen bietende «Windows of Opportunity» nutzen zu können, braucht es aber auch das Glück des Tüchtigen, nämlich entsprechende Anlagelösungen, die zu dem Zeitpunkt auch noch Gelder aufnehmen können. Dieses richtige Timing hatten wir tatsächlich.

Kamen Neukunden hinzu?

Das Verhältnis von bestehenden und Neukunden hält sich bei den Inflows etwa die Waage. Interessant ist, dass unter den professionellen neuen Kunden vor allem Family Offices sind. Deren Entscheidungswege sind auch kürzer, sodass sie das enge Zeitfenster für eine Investition in diese Vehikel nutzen konnten.

Sie haben mitten in der Coronakrise Ihr Team aufgestockt.

Die Anstellungen waren – zum Glück – schon vor Corona geplant gewesen, so dass wir unsere neuen Kollegen vor dem Start noch persönlich kennenlernen konnten. Einerseits haben wir zwei Abgänge ersetzt, andererseits konnten wir das Team mit zwei Mitarbeitern erweitern.

Für das höhere Personalbudget haben Sie jetzt höhere Zielvorgaben erhalten?

Der Ausbau reflektiert sicher zu einem guten Teil erst einmal die bereits realisierten Zuwächse. Pimco Schweiz hatte in den letzten Geschäftsjahren ja ein schönes und kontinuierliches Wachstum. Aber Sie haben recht, denn das schürt natürlich Erwartungen. Uns ist zwar bewusst, dass es in der gegenwärtigen Situation und mit diesen unsicheren Perspektiven schwer ist, weiterhin so kontinuierlich zu wachsen.

«Den Druck spüren wir schon»

Aber wir sind uns sicher, dass erstklassige Anlageergebnisse und Kundenservice sich langfristig auszahlen werden. Gleichzeitig hat sich die Kundenbetreuung in den letzten Jahren aber intensiviert, weil die Lösungen spezifischer und individueller geworden sind – auch das braucht Ressourcen.

Pimco weht als aktivem Manager ja seit Jahren ein steifer Wind entgegen. Spüren Sie die massiven Anstrengungen beispielsweise bei Blackrock, passive Zinsprodukte auf den Markt zu bringen?

Den Druck spüren wir schon, wenngleich aktives Management im Fixed Income strukturelle Vorteile hat. Doch hat ein Investor eigentlich immer gute Gründe, auf aktiv gemanagte Portfolios zu setzen oder auf passive Produkte. Damit will ich sagen: Die Kunden wissen, was sie von uns erhalten und wählen darum bewusst aktives Asset Management. Und als Anbieter wissen wir natürlich, dass wir ein Alpha nach Kosten generieren müssen. Dass wir hier absolut konkurrenzfähig sind, haben wir in den letzten 49 Jahren bewiesen.


Patrick Beuret stiess vor rund einem Jahr als Schweizer Länderchef zu Pimco. Davor war er in der selben Position bei J.P. Morgan Asset Management. Weitere Stationen in der bislang über 20 Jahre langen Karriere Beurets waren Bellevue Asset Management und Julius Bär gewesen. 

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.62%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.56%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.22%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.11%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.49%
pixel