Die Investmentbankerin Dorothee Blessing sieht eine Konsolidierungswelle in Europa heranrollen – das Institut der Ehefrau von Ex-UBS-Manager Martin Blessing glaubt, dass diese auch die Banken erfasst.

Dorothee Blessing ist als Co-Leiterin des Investmentbanking in der Region Europa, Nahost und Afrika (Emea) bei der grössten US-Bank J.P. Morgan eine der einflussreichsten Finanzfrauen auf dem Kontinent. Entsprechend wird hingehört, wenn sich die «eiserne Lady des Banking» öffentlich äussert.

Vor allem, wenn die Spezialistin für Fusionen und Firmenübernahmen (M&A) über die eigenen Branche spricht: Der Agentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) erklärte die deutsche Top-Bankerin, sie erwarte deutlich mehr solche Transaktionen in den verschiedensten Branchen.

Das gilt auch fürs Banking. Aus der Optik von J.P. Morgan haben zahlreiche europäische Institute ein Problem mit der Gewinnkraft und kämpfen mit zyklischen und strukturellen Herausforderungen.

Spanische Hochzeit

Jetzt stelle man fest, dass sich die Haltung der Branche gegenüber der lang aufgestauten Konsolidierung ändere, so die Meinung bei der US-Grossbank. Aktuellstes Beispiel dafür sind die am (gestrigen) Donnerstag bekanntgegebenen Fusionspläne der spanischen Institute Caixabank und Bankia. Damit entsteht die neue Nummer zehn unter den grössten Geldhäusern Europas.

Beobachter gehen davon aus, dass die Marktmacht solcher neuen Akteure kleinere Konkurrenten zu weiteren Zusammenschlüssen zwingen könnte. Die Folge wäre ein Welleneffekt, der je nach grenzüberschreitender Bedeutung auch das Bankwesen in anderen Ländern erfassen könnte. Vergangenen Juli vollzog die italienische Intesa Sanpaolo die Übernahme der Lokalkonkurrentin Ubibanca. In Deutschland scheiterte indes im April 2019 der auch von der Politik diskutierte Merger zwischen der Deutschen Bank und der Commerzbank zum deutschen «Champion».

Grünes Licht der EZB

Solche Riesen wären dann auch in der Lage, in anderen Ländern nach Zielen zu greifen. Die Europäische Zentralbank (EZB) als übergeordneter Regulator gibt sich erstaunlich aufgeschlossen. «Konsolidierung kann sichere und stabilere Banken schaffen», befand kürzlich Edouard Fernandez-Bollo von der EZB-Bankenaufsicht.

Der Zugriff aus dem Ausland ist ein Szenario, das sich auch für Schweizer Banken stellt, vor allem bei der UBS und der Credit Suisse (CS). Aufgrund ihrer Börsenbewertung – beide Grossbanken handeln unter Buchwert – sind sie für «Angriffe» von aussen grundsätzlich verwundbar. Insofern hätte ihr Zusammenschluss zu einem Schweizer Champion einen politischen Reiz; laut Medienberichten erörtert die UBS unter dem Projektnamen «Signal» offenbar die Idee eine Fusion mit der CS, wie der Finanzblog «Inside Paradeplatz» als erstes schrieb.

Intime Kenntnisse

Amerikanische Investmentbanken wie J.P. Morgan dürften zur Stelle sein, um die lang erwartete Konsolidierung im europäischen Banking zu begleiten. Die Investmentbankerin Blessing kennt das Schweizer Bankwesen übrigens aus der Nähe: Ihr Ehemann Martin Blessing war im 2016 als Schweiz-Chef zur UBS gestossen und avancierte dort zum Co-Chef für die globale Vermögensverwaltung (GWM).

2020 wurde er in dieser Rolle von Ex-CS-Banker Iqbal Khan abgelöst, blieb aber Europas Bankenlandschaft erhalten: Er sitzt neu im Verwaltungsrat der dänischen Danske Bank.

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