Die in der Schweiz und in Liechtenstein ansässige Banque Havilland betreute eine Reihe von heiklen PEP-Kunden – bis die luxemburgische Aufsicht einschritt. Prince Andrew spielte den Türöffner.

Der Name der Banque Havilland tauchte in den letzten Jahren immer wieder im Zusammenhang mit grösseren Finanz- und Politskandalen auf, zum Beispiel beim Korruptionsskandal 1MDB in Malaysia. Der mutmassliche Drahtzieher Jho Low hatte sich der Bank als Kunden empfehlen wollen – sie lehnte jedoch ab.

Später gelangten Dokumente des Botschafters der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) in den USA, Yousef-al-Otaiba, an die Öffentlichkeit: Die Banque Havilland habe einen Plan ausgearbeitet, das Emirat Katar wirtschaftlich in die Knie zu zwingen.

Käuferin der Banque Pasche

Bekannt wurden auch die Beziehungen der in Luxemburg beheimateten Privatbank zum nigerianischen Öl-Geschäftsmann Kola Aluko, der in mehrere Korruptionsfälle verwickelt war. Havilland gewährte Aluko im Jahr 2014 einen Kredit für den Kauf eines Penthouses in New York. Kurz darauf wurde Aluko verhaftet und wegen Bestechung und Geldwäscherei angeklagt.

Die Banque Havilland kaufte im Jahr 2016 nach längeren Verzögerungen die Banque Pasche, eine Tochter der französischen Crédit Mutuel, ist seither auch in Zürich und im liechtensteinischen Vaduz zuhause.

Beziehungen zu den Diktatoren und Kleptokraten

Die Geschäfte von Havilland erregen in der britischen Presse regelmässig Aufmerksamkeit. So gelangte die «Daily Mail» kürzlich an Korrespondenzen zwischen Prince Andrew und der Familie Rowlands der Banque Havilland. «Bloomberg» widmete diesen Beziehungen nun einen längeren Artikel.

Prince Andrew, der sich wegen seiner Verwicklungen in den Pädophilenskandal um Jeffrey Epstein in seinem Anwesen im Windsor Great Park bei der englischen Stadt Windsor verkrochen hat, wird in dem Artikel als «inoffizieller Türöffner» für die Banque Havilland zu den Diktatoren und Kleptokraten dieser Welt geschildert.

Andrew habe dazu seine offizielle Rolle als Spezial-Repräsentant für internationalen Handel und Investment missbraucht. Andrew habe über ein Konto und eine Kreditkarte der Banque Havilland verfügt und sei ein regelmässiger Gast im Privatjet der Rowlands gewesen.

Kunden, die andere ablehnten

David Rowland, der sein Vermögen mit Immobilien gemacht hat, kaufte die Bank im Jahr 2009 für 50 Millionen Dollar aus den Trümmern der damaligen isländischen Kaupthing Bank. Die Strategie habe darin bestanden, aus dem bestehenden Netzwerk der Rowland-Familie Kunden in Osteuropa, Afrika, Asien und im Nahen Osten zu gewinnen. Die Rowlands hätten intern ihre Bank eine «sehr private Privatbank» genannt.

Als nach der Finanzkrise das internationale Private Banking bezüglich Schwarzgeld, Geldwäscherei und Steuerhinterziehung von den Regulatoren immer mehr unter Druck gekommen war, scheint sich laut «Bloomberg» die Banque Havilland auf eine Kundschaft konzentriert zu haben, die andere Finanzinstitute nicht bedienden wollten.

Die Agentur nennt neben Aluko auch Joshua Kulei, einen Assistenten des frühere kenyanischen Präsidenten Daniel Arap Moi, der einen Millionenkredit erhalten habe, obwohl die USA ihn mit einem Einreiseverbot belegt hatten.

Die Töchter des Präsidenten

Prince Andrew sei ein regelmässiger Besucher mit Ölreichtum gesegneten Aserbeidschan gewesen und habe sich mehrmals Präsident Ilham Aliyev getroffen. Aliyevs Vater war ein früherer KGB-General.

Der Sohn war von US-Diplomaten als Mafia-Boss bezeichnet worden, der über Aserbeidschan herrsche wie ein Feudalherr im europäischen Mittelalter. Menschenrechts-Organisationen beschuldigten Aliye, politische Gegner zu foltern, Journalisten einzusperren und Wahlen zu manipulieren.

Havilland begann ihre Beziehung mit den Aliyevs im Jahr 2009 als Transaktionsbank. Die beiden Töchter von Aliyev hätten ab 2014 mehrere Konten auf den Bahamas und in Luxemburg gehabt.

Zu späte Reaktion

Zu diesem Zeitpunkt waren die Aliyevs bereits im Fokus von Aufsehern und Justiz. US-Banken hatten die Transaktionen der Familie bereits seit längerem überwacht. Banken in Dubai hatten Kundenbeziehungen beendet.

Die Banque Havilland reagierte erst im März 2018: Sie meldete dem luxemburgischen Regulator verdächtige Aktivitäten auf den Konten der Töchter von Aliyev. Doch die Bankaufsicht im Fürstentum war bereits aktiv geworden. Ebenfalls im März kündigte sie an, die Banque Havilland im Fall Aluko wegen Mängel in der Geldwäscherei-Bekämpfung zu büssen.

Ein Monat später hielt die Bankaufsicht in einem Bericht fest: Die Banque Havilland habe habe die luxemburgischen Gesetze nicht eingehalten und Geldwäscherei sowie Terrorfinanzierung ermöglicht. Die internen Kontrollen hätten versagt, die Compliance habe nicht hingeschaut. Und die Meldung Havillands über die Aliyev-Töchter sei um Jahre zu spät erfolgt.

Internationale Expansion gestoppt

Im Jahr 2018 musste die Banque Havilland eine Busse von 4 Millionen Euro bezahlen, und sie darf ihre internationale Expansion vorläufig nicht fortsetzen. Noch immer läuft gemäss «Bloomberg» eine Untersuchung gegen die Banque Havilland – es gelte die Unschuldsvermutung.

Ein Sprecher sagte zur Agentur, das Institut habe seit 2018 ihr Risiko- und Compliancemanagement verstärkt und gewisse Kundenbeziehungen beendet. Es gäbe keine weiteren Restriktionen gegenüber der Bank. Prince Andrew sei nie ein bezahlter Berater oder Botschafter der Banque Havilland gewesen und habe auch keine Kundenbeziehungen eingefädelt.

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