Kaum von der Credit Suisse in die Unabhängigkeit entlassen, kauft sich Energy Infrastructure Partners mit einer halben Milliarde Euro in Deutschland ein. Damit rückt die Zürcher Investment-Firma in die Elefantenrunde der europäischen Energiebranche auf.

Pünktlich auf den 1. Dezember hat Energy Infrastructure Partners (EIP) grünes Licht erhalten: Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) erteilte dem Zürcher Verwalter von Kollektivvermögen die Lizenz als unabhängiger Investment-Manager. Damit entfällt auch das Kürzel CS im Namen der Spezialistin für die Anlage in Energie-Infrastruktur; die Grossbank Credit Suisse (CS) agiert beim Unternehmen künftig nur noch als Minderheitsaktionärin, wie auch finews.ch berichtete.

Das hindert EIP nicht, mit grosser Kelle anzurichten. Wie das von den Partnern Roland Dörig und Dominik Bollier geleitete Unternehmen am Mittwoch ankündigte, investiert EIP für seine Investoren in die globale Plattform für erneuerbare Energien Baywa r.e. mit Sitz in München – und zwar mit nicht weniger als 530 Millionen Euro in Form von Eigenkapital.

Einjährige «Verlobungsphase»

Wie Dörig gegenüber finews.ch erklärte, folgt die Transaktion, bei der die Schweizer 49 Prozent am Unternehmen erwerben und drei von sechs Verwaltungsrats-Sitzen erhalten, auf eine einjährige «Verlobungsphase.»

Der Zuschlag im Nachbarland ist zweifellos ein Coup für das Zürcher Investment-Unternehmen mit seinen rund 40 Mitarbeitenden und rund 3 Milliarden Franken an verwalteten Vermögen. Auf einen Schlag wird EIP zur Grossaktionärin eines globalen Branchenführers für Entwicklung, Bau und Betrieb von Solar- und Windkraftanlagen.

Die Energiefirma entstand vor rund zehn Jahren unter den Fittichen des börsenkotierten bayerischen Agrarhandel-Unternehmens Baywa – vergleichbar mit der Schweizer Fenaco. Die Transaktion ist die grösste dieser Art in der Geschichte der 1923 gegründeten Firma. Die Tochter Baywa r.e. beschäftigte Ende 2019 rund 2’400 Mitarbeitende an 27 Standorten weltweit und erzielte knapp 2 Milliarden Euro Umsatz.

Auf die lange Sicht

Die Bayern planen, entwickeln und bauen Windparks und Solaranlagen für Investoren, und sorgen auch für den Service. Hinzu kommen zusätzliche Zweige wie der Handel mit Bauteilen – 60 Prozent der in der Schweiz errichteten Solarpanels gingen durch die Hände der Münchner.

Mit der Kapitalerhöhung will Baywa r.e. nun das bestehende Geschäft weiter globalisieren. Dazu suchte es weltweit nach Investoren. Dass nun ausgerechnet die Schweizer EIP das Rennen machte, muss erstaunen. Dörig erklärt sich den Sieg in der Ausschreibung einerseits mit dem wesentliche längeren Anlagehorizont der EIP-Fonds – zwischen 25 bis 30 Jahre gegenüber den für Private Equity typischen fünf bis sieben Jahren.

Vom Entwickler zum Versorger

Anderseits habe die Idee der EIP-Partner bei Baywa r.e. verfangen, nicht nur für Dritte Anlagen im Bereich der erneuerbaren Energien zu errichten, sondern diese künftig auch zu besitzen. In einem ersten Schritt ist geplant, 3 Gigawatt an Wind- und Sonnenenergie-Kapazität auf die Bilanz zu nehmen. Der Projektentwickler wird damit ein Stück weit selber zum Versorger und kann vom steten Cashflow aus dem Stromverkauf profitieren.

Mit demselben Versprechen hat EIP schon Dutzenden Schweizer Pensionskassen zur Investition in die CSA Anlagegruppe überzeugen können, die der Credit Suisse Anlagestiftung gehört und bei der Dörig & Co für die Verwaltung sorgen. Dieses Anlagegefäss verwaltet Schweizer Pensionskassen-Gelder von 1,7 Milliarden Franken und investiert diese in hiesige Energie-Infrastruktur.

Auf diese Weise ist CSA zur Grossaktionärin des Versorgers Alpiq und bei der Schweizer Netzgesellschaft Swissgrid aufgestiegen.

Unter Riesen

In die Kapitalerhöhung von Baywa r.e. fliessen nun erneut Schweizer Vorsorgegelder, zusammen mit den Vermögen ausländischer Institutioneller. EIP, die über ihre Fonds auch in den Bau des grössten Windparks Europas in Norwegen involviert ist, rückt damit als gewichtige Stimme sowohl bei Alpiq wie auch künftig bei Baywa r.e. in die Elefantenrunde der europäischen Energiebranche auf.

Und mit dem geplanten Umzug an den Zürcher Paradeplatz nähert sich die Fondsboutique zumindest nachbarschaftlich auch den grössten Wealth Managern des Landes, der Credit Suisse und der UBS.

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