Die Sumup-Terminals sind diesen Advent ein verbreiteter Anblick. Das deutsch-britische Fintech blickt auf ein Jahr der Hochs und Tiefs zurück – in der Schweiz stehen die Zeichen auf Ausbau, sagt Sumup-Kader Alexander von Schirmeister zu finews.ch.

Dem Verkäufer wäre es lieber gewesen, man hätte für den Weihnachtsstern nicht bar bezahlt. Das hiesige «Münz» mache ihm zu schaffen, sagt er, und die Eigenart der Schweizer, zu grossen Noten zu greifen – ganz anders, als er es vom Euro in seiner Heimat Deutschland gewohnt ist.

Ein Ausweg hätte da das Sumup-Kästchen geboten, das in der Auslage liegt. Die Mini-Terminals des deutsch-britischen Fintechs, das in der Schweiz mit der Grossbank UBS zusammenarbeitet, ermöglichen auch Kleinstbetrieben das kontaktlose Bezahlen.

Ein unerwartetes Geschenk

Bargeld ist der schlimmste Feind – dieses Credo teilt Alexander von Schirmeister (Bild unten), Executive Vice President Europa von Sumup, mit dem Verkäufer vom Weihnachtsmarkt. Je mehr KMU und Gewerbler auf Kartenzahlungen umsteigen, desto grösser wird das Potenzial für das in 31 Ländern aktive Startups mit seinen bereits 2’300 Mitarbeitenden.

So gesehen war die Coronakrise für von Schirmeisters Equipe ein unerwartetes Geschenk – Bargeld ist seit Beginn der Pandemie als Virenschleuder verschrien, das kontaktlose Bezahlen hat auch hierzulande einen Boom erlebt.

«Wir haben stark davon profitiert, dass die Leute bargeldlos bezahlen wollen und die Nachfrage nach Zahlungsterminals in vielen Bereichen überdurchschnittlich gewachsen ist», sagte von Schirmeister im Gespräch mit finews.ch. Sumup habe in der Schweiz allein im Bereich Nahrungs- und Lebensmittel in diesem Jahr dreimal so viel Geräte verkauft wie 2019. Das muss man Schirmeister glauben, denn genaue Zahlen zum Schweiz-Geschäft gibt das Fintech nicht preis.

Schirmeister 500

Massiver Einbruch im Lockdown
 
Die Angaben, die Sumup vergangenen November gegenüber der Agentur «Reuters» machte, lassen aber darauf schliessen, dass es für das Unternehmen dieses Jahr nicht nur Licht gab, sondern auch Schatten. Die ersten Corona-Lockdowns im Frühling liessen das Geschäft um rund 60 Prozent einbrechen. Letztes Jahr hatte das Unternehmen noch mehr als 200 Millionen Euro umgesetzt und 3 Millionen Nutzer erreicht. Den Break-even hat Sumup nach eigenen Aussagen zugunsten von Investitionen ins Wachstum aufgeschoben.

Die Richtung stimmt, noch: «Sumup konnte 2020 trotz Corona weiter wachsen», erklärt der Europachef. Da das Unternehmen aber vor allem Gewerbe und KMU bediene, habe es die Auswirkungen des Lockdown auf die Kundschaft natürlich zu spüren bekommen. Denn wenn die Geschäfte geschlossen sind, nützen die Sumup-Terminals herzlich wenig beim Einkauf.

Rasch auf Online umrüsten

Entsprechend musste das Fintech rasch im Online-Bereich aufrüsten. Sumup schaltete einen Payment-Link auf, mit dem Zahlungen zwischen Händlern und Konsumenten über SMS oder Whatsapp überwiesen werden können. Ebenfalls neu im Angebot ist ein Online-Shop, über den Kunden ihre Produkte online anbieten können. «Die kleinen Unternehmen mussten im Lockdown mit Innovationen reagieren, und wir sind ihnen mit innovativen Zahlungslösungen gefolgt», fasst von Schirmeister das Vorgehen zusammen.

In der Schweiz verfügt die vor acht Jahren gegründete Firma über keine eigenen Büros. Der hiesige Markt wird von Berlin und London aus bearbeitet und erweist sich zuweilen als Knacknuss. Die Kartenakzeptanz entwickle sich hier etwas langsamer als im europäischen Umland, berichtet der Sumup-Kader. Ebenfalls legten Schweizer Kunden viel Wert auf Qualität. «Produkte können hierzulande nur vermarktet werden, wenn sie wirklich einwandfrei funktionieren.»

Newcomer im Vorteil

Das Corona-Ausnahmejahr 2020 habe nun aber die Kartenakzeptanz stark erhöht, sagt von Schirmeister. Mittlerweile vertreibt Sumup seine Terminals über Online-Händler wie Digitec oder Brack.ch. Neben dem Kaufpreis für den Terminal erhebt das Fintech hierzulande eine Transaktionsgebühr von 1,5 Prozent auf Zahlungen mit Debitkarten und 2,5 Prozent auf Kreditkarten. Kompatibel mit den weissen Kästchen sind auch digitale Brieftaschen, sofern sie mit den gängigen Karten-Schemes hinterlegt sind.

So Apple Pay oder Google Pay – nicht aber Twint, die Bezahl-App der Schweizer Banken, die ebenfalls bei KMU und Gewerbe anzukommen versucht.
 
Auch nach Abklingen der Pandemie erwartet von Schirmeister viel Bewegung im Payment-Bereich. «In Zukunft werden die Ermächtigung des Konsumenten, die schnelle technische Entwicklung und die Fortschritte bei der Kartenakzeptanz unser Geschäft weiter antreiben», erwartet er. Newcomer wie Sumup seien dabei im Vorteil: «Während Fintechs und Neobanken die gleichen regulatorischen Vorschriften zu befolgen haben wie etablierte Akteure im Payment-Geschäft, sind sie aufgrund der neuen IT viel agiler.»

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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