Aus weiter Ferne meldet sich Urs Rohner zu Fusionen im europäischen Banking zu Wort. An diesen führt laut dem Präsidenten der Credit Suisse kein Weg vorbei – auch wenn ihm selber dafür bei der Grossbank die Zeit davon läuft.

Noch vor dem WEF in Davos geht dieser Tage das Asian Financial Forum (AFF) in Hongkong über die Bühne – aufgrund der Corona-Pandemie natürlich virtuell. Über den Online-Kanal meldete sich dort auch Urs Rohner zu Wort, der Präsident der Credit Suisse (CS), die in Asien eine eigene regionale Sparte betreibt und dort als Nummer drei im Private Banking gilt.

Der CS-Aufseher griff dabei ein Thema auf, das Tausende Kilometer westlich brandaktuell ist: Die Konsolidierung im europäischen Banking, in deren Zusammenhang auch immer wieder die Namen der beiden Schweizer Grossbanken UBS und CS fallen. Mittlerweile erachtet sogar die Europäische Zentralbank (EZB) solche Zusammenschlüsse als dienlich, um die Branche als Ganzes zu stärken. Anlässlich der Konferenz zeigte sich nun auch Rohner überzeugt, dass die Konsolidierung im europäischen Banking kommt.

Anhaltender Margendruck

«Sie wird in einzelnen Ländern geschehen, möglicherweise auch quer durch Europa», zitierte das Finanzportal finews.asia – ein Medienpartner von AFF – den Grossbanker. Der Schweizer nannte dabei die Rückendeckung durch die EZB als Argument, vor allem aber die Kosten: Angesichts des Tiefzins-Umfelds werde der Margendruck anhalten, so Rohner. Damit blieben auch die Sparganstrengungen im Fokus der Banken. Wer in diesem Umfeld wachsen wolle, können das eigentlich nur über Zukäufe erreichen.

Davon weiss auch der CS-Präsident ein Lied zu singen. Aufgrund der erodierenden Zinsmarge habe die CS ihre Ausgaben um einen Viertel zurückbinden müssen und seit der Finanzkrise die Bilanzlänge halbiert.

Codewort Signal

Eine Konsolidierung ist für Rohner deshalb unausweichlich auf dem Kontinent. Die Frage stellt sich auch für die Schweiz: Noch vergangenen Dezember spielten sich der oberste CS-ler und UBS-Präsident Axel Weber zum Thema jeweils den Ball zu; offenbar sollen sogar Gespräche zwischen den beiden stattgefunden haben, nachdem die UBS ein solches Projekt unter dem Codewort «Signal» intern erörtert hatte. Vom ehemaligen deutschen Bundesbanker Weber ist bekannt, dass er aus der UBS gerne einen europäischen Champion geformt hätte und diesbezüglich wiederholt Antennen zur europäischen Konkurrenz ausstreckte.

Weder Rohner noch Weber dürften ein solches Mammutprojekt bei den hiesigen Grossbanken noch anstossen. Ihnen fehlt schlicht die Zeit dazu: Rohners Amtszeit endet kommenden Frühling. Jene des UBS-Vorstehers im Jahr 2022. Weber erklärte dazu unlängst, mit dem neu angetretenen CEO Ralph Hamers und der Suche nach einem Nachfolger für ihn (Weber) selber befinde sich die UBS in einer Übergangszeit, was gegen grosse Fusionsprojekte spreche.

Auf dem Papier sinnvoll

Dann ist da auch noch die Krux der europäischen Konsolidierungs-Vorhaben: Auf dem Papier mögen sie Sinn ergeben, in der Umsetzung wären sie ein Alptraum für die Bankführung und noch viel mehr für die Angestellten, wie finews.ch analysierte. Allerdings besteht die Möglichkeit, dass plötzlich ein Akteur von aussen her für die an der Börse tief bewerteten Schweizer Grossbanken Tatsachen schafft – bezüglich der CS gibt es neuerdings sogar Spekulationen über einen Zugriff aus Amerika.

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